- Offizieller Beitrag
Vorwort
1. Einleitende Notizen: Schutzschrift gegen die Arianer1
Josef Fisch
Einleitende Notizen: Schutzschrift gegen die Arianer <k> <s 47>2Die vorliegende Apologie des heiligen Athanasius gegen die Arianer ist umfangreicher als seine übrigen Apologien in der nämlichen Sache, auch die Geschichte der Arianer an die Mönche eingeschlossen, so weit letztere noch erhalten ist. Sie besteht größtentheils aus Aktenstücken, Briefen und Synodalschreiben und hat deßhalb auch einen hohen Werth für die Kirchengeschichte. Sie zerfällt in zwei größere Theile, von denen der erste sich auf die Kämpfe bezieht, die der Heilige von seiner Rückkehr aus der Verbannung nach Gallien (337) bis zur Rückkehr aus seiner zweiten Verbannung nach dem Concil von Sardica (343) zu bestehen hatte. Dieser Theil umfaßt die Kapitel 3 ― 58. Der zweite Theil von K. 59 ― 88 bringt die Geschichte des Arianismus von seinem Ursprung bis zur Rückkehr des Athanasius aus seiner Verbannung in Gallien. Das erste und zweite Kapitel bilden die Einleitung. Die letzten Kapitel 89 und 90 werden von Montfaucon als späterer Zusatz erklärt. Es <s 48> ist nämlich daselbst von der zweijährigen Verbannung des Liberius, sowie von der Verbannung des Hosius und dem gegen ihn geübten Zwang die Rede, so daß also diese zwei Kapitel vor 357 nicht geschrieben sein können. Es ist auf den ersten Blick allerdings auffallend, daß in diesen zwei letzten Kapiteln auf so späte Vorgänge Bezug genommen wird, während sonst in der ganzen Schrift Nichts Erwähnung findet, was später läge als der Widerruf der Ursacius und Valens, der bald nach der Rückkehr des Athanasius aus seiner zweiten Verbannung (345) stattfand. Das könnte aber auch darin seinen Grund haben, daß Athanasius zu seiner Rechtfertigung sich auf spätere Vorgänge, namentlich auf die Entscheidungen der Synoden zu Arles (353) und Mailand (355) nicht berufen konnte, da auf denselben die Mehrzahl der versammelten Bischöfe sein Verdammungsurtheil unterschrieb. Zudem erschien die Erwähnung dieser Synoden auch deßhalb überflüssig, weil auf denselben keine neuen Beschuldigungen gegen Athanasius mehr vorgebracht wurden und man auf denselben überhaupt keine Untersuchung pflog, sondern Alles mit Gewalt entschied.
Die Abfassungszeit der Schrift setzt Montfaucon vor das Jahr 352, in dem Ursacius und Valens ihren Widerruf, den sie auf einem Concil in Mailand und vor Papst Julius geleistet hatten, wieder zurücknahmen. Montfaucon findet es nämlich unwahrscheinlich, daß, wenn diese Apologie nach dem Rückfalle der genannten Bischöfe verfaßt worden wäre, Athanasius gesagt haben würde, sie hätten aus Reue widerrufen, zumal sie bei der Zurücknahme jenes Widerrufes ausdrücklich erklärten, sie hätten den Widerruf nur aus Furcht vor Kaiser Constans geleistet. Sehr überzeugend finde ich nun das gerade nicht. Athanasius konnte auch nach der Zurücknahme des Widerrufes nachweisen, daß sie zum Widerrufe alle Ursache hatten und, weil kein Zwang geübt wurde, ihr Widerruf nur als eine Folge ihrer Reue über das ihm zugefügte Unrecht angesehen werden könne. Beruft sich ja doch Athanasius auch in K. 1 der Apologie an Constantius, die vor 356 nicht abgefaßt wurde, <s 49> auf eben diesen Widerruf des Ursacius und Valens als ein besonders wichtiges Zeugniß für seine Unschuld. Ein nicht minder unbefriedigendes Argument ist es, wenn Montfaucon zur Aufrechthaltung seiner Ansicht sich auf K. 59 dieser Apologie beruft, wo Athanasius sagt: „was ich jetzt gelitten habe,“ und diese Worte auf seine zweite Verbannung von 339 — 345 bezieht, da man dieselben auch auf seine dritte Verbannung von 356 — 361 beziehen kann.
Was mich vorzugsweise in der Ansicht bestärkt, daß unsere Apologie in der Zeit vom Widerrufe des Ursacius und Valens bis zur dritten Verbannung des Athanasius, von 345 — 356 verfaßt wurde, ist die gleich im ersten Kapitel ausgesprochene Verwahrung des Athanasius gegen eine neue Untersuchung. Eine solche Verwahrung wäre nach der genannten Zeit höchst überflüssig gewesen, wo seine Feinde einen vollständigen Sieg über ihn erfochten hatten und an eine neue Untersuchung gewiß nicht dachten, da ihnen eine solche keinen Vortheil mehr bringen konnte. Übrigens ist es möglich, daß Athanasius seine Apologie vor den in den zwei letzten Kapiteln erwähnten Vorfällen nicht veröffentlicht und dieselben selbst beigefügt habe. Sie schließen sich sehr natürlich an trotz der chronologischen Lücke.
Die Urkunden, welche die Apologie enthält, sind folgende:
1) Ein Synodalschreiben der in Alexandria versammelten Bischöfe an Papst Julius und sämmtliche katholische Bischöfe der Erde, K. 3 — 19;
2) Schreiben des Papstes Julius an Eusebius, K. 21 — 35;
3) Drei Synodalschreiben der Synode von Sardica, darunter zwei fast durchgehends gleichlautende an die Alexandriner und die ägyptischen Bischöfe, und eines an sämmtliche Bischöfe der Erde, K. 37 — 50;
4) Drei Schreiben des Kaisers Constantius an Athanasius, K. 51;
5) Brief des Papstes Julius an die Alexandriner (Empfehlungsschreiben), K. 52 und 53;
6) Drei Empfehlungsschreiben des Kaisers Constantius, K. 54 — 56;
7) Synodalschreiben der Bischöfe in Jerusalem, K. 57;
Zwei Widerrufserklärungen der Bischöfe Ursacius und Valens, an Julius und Athanasius <s 50> gerichtet, K. 58;
9) Abschnitt aus einem Briefe Constantin des Großen, K. 59;
10) Schreiben des Nämlichen an die Kirche in Alexandria, K. 61 und 62;
11) Schreiben des vorgeblichen Priesters Jschyras an Athanasius, K. 64;
12) Brief des Bischofs Alexander von Thessalonich an Athanasius, K. 66;
13) Brief des Priesters Pinnes an Bischof Johannes, K. 67;
14) Brief Constantin des Großen an Athanasius, K. 68;
15) Brief des Bischofs Arsenius an Athanasius, K. 69;
16) Brief Constantin des Großen an Bischof Johannes, K. 70;
17) Verzeichniß der dem Bischof Melitius unterworfenen Kleriker, K. 71;
18) Schreiben der Kleriker in Alexandria an die Eusebianer; K. 73;
19) Schreiben der nach Tyrus gekommenen ägyptischen Bischöfe an die Synode zu Tyrus, K. 77;
20) Zwei Schreiben der nämlichen Bischöfe an den Comes Flavius Dionysius, K. 78. 79;
21) Schreiben des Bischofs Alexander von Thessalonich an den Nämlichen, K. 80;
22) Schreiben des Comes Dionysius an die Eusebianer, K. 81;
23) Schreiben der Synode in Jerusalem an die Kirche in Alexandria und die Kleriker der ganzen Kirche, K. 84;
24) Schreiben des Katholikus an den Exactor in der Mareotis, K. 85;
25) Schreiben Constantin des Großen an die Synode in Tyrus, K. 86;
26) Schreiben des Nämlichen an die Kirche in Alexandria, K. 87.
― Die Zahl sämmtlicher Aktenstücke beträgt sechsunddreissig.
Athanasius (295-373)
Des hl. Athanasius Schutzschrift gegen die Arianer
(Apologia contra Arianos [seu Apologia secunda])
<s 51> Ich glaubte, es würden nach so vielen Beweisführungen für unsere Sache unsere Feinde sich nicht mehr hervorwagen und in den Punkten, in denen sie die Übrigen verleumdeten, vielmehr sich selbst für schuldig erkennen. Da sie aber nicht einmal erröthen, obschon sie in dieser Weise sich entpuppt haben, sondern in ihrer Verblendung feindselige Reden verbreiten, in der Meinung, es müsse über Alles neu entschieden werden, nicht als wollten sie sich selbst dem Richterspruch unterziehen, ― denn davon wollen sie Nichts wissen, sondern um uns und die Seelen der Arglosen zu beunruhigen, so hielt ich es für nothwendig, mich bei euch zu rechtfertigen, damit ihr auf ihr Murren nicht mehr achtet und euch von ihrer Bosheit und Ränkesucht überzeuget. Vor euch als rechtlich gesinnten Menschen führe ich meine Vertheidigung; gegen meine Gegner aber flößen mir die Beweise Muth ein, die mir gegen dieselben zu Gebote stehen. Denn unsere Sache bedarf keines Richterspruches mehr, denn sie ist nicht einmal oder zweimal, sondern oft entschieden worden. Zum ersten Mal geschah es in einer Versammlung unserer Provinz von nahezu hundert Bischöfen, <s 52> zum zweiten Mal in Rom, als Eusebius geschrieben hatte, da wir selbst vorgeladen und dort mehr als fünfzig Bischöfe versammelt waren, und zum dritten Mal auf der großen Synode zu Sardica, die sich im Auftrag der gottesfürchtigen Kaiser Constantius und Constans versammelt hatte, auf welcher unsere Widersacher als Verleumder verurtheilt wurden. Dem uns freisprechenden Urtheile stimmten mehr als dreihundert Bischöfe bei, aus den Eparchien von Ägypten, Libyen, der Pentapolis, Palästina, Arabien, Isaurien, Cypern, Pamphylien, Lycien, Galatien, Dacien, Mysien, Thracien, Dardanien, Macedonien, Epirus, Thessalien, Achaia, Kreta, Dalmatien, Siscien, Pannonien, Noricum, Italien, Picenum, Tuscien, Campanien, Calabrien, Apulien, Bruttium, Sicilien, ganz Afrika, Sardinien, Spanien, Gallien, Britanien. Ihnen schloßen sich auch Ursacius und Valens an, die zuerst auf Seite der Ankläger standen, später aber ihre Gesinnung änderten. Denn sie stimmten nicht nur dem über uns gefällten Urtheile bei, sondern gaben auch zu, daß sie selbst und unsere übrigen Gegner uns verleumdet hätten. Denn da sie in dieser Weise ihre Ansicht geändert und in dieser Weise geschrieben haben, so überführen sie offenbar auch die Anhänger des Eusebius. Denn gemeinsam mit ihnen schmiedeten sie Ränke gegen uns. Es wird nun Jedermann zugeben, daß es überflüssig sei, das, was von so vielen und so großen Bischöfen geprüft, entschieden und klar bewiesen wurde, noch einmal entscheiden zu lassen, damit es nicht, wenn es auch jetzt noch untersucht wird, wieder entschieden und nochmals untersucht werde, und so ihre übertriebene Geschäftigkeit kein Ende finde.
2.
Es hätte das Urtheil so vieler Bischöfe genügt, um die Leute zu beschämen, die gegen uns auch nur zum Scheine noch Etwas vorbringen wollten. Da aber sogar die Feinde für uns und gegen sich selbst Zeugniß geben, indem sie das, was gegen uns geschehen ist, für Ränke erklären, wer schämt sich nicht, jetzt noch einen Zweifel zu hegen? Denn während das Gesetz befiehlt, daß die Urteilssprüche auf der Aussage von zwei oder drei Zeugen beruhen <s 53> sollen,3 so haben wir eine so große Menge Zeugen für uns, zu der auch noch die Erklärung unserer Feinde hinzutritt, daß auch die Übrigen sich nicht mehr auf ihren willkürlichen Urteilsspruch berufen, sondern sich genöthigt sehen, uns, von denen sie überführt werden, mit Beleidigungen statt mit Gründen zu bekämpfen. Denn das macht ihnen den größten Kummer, daß das, was sie selbst heimlich thaten und in einem verborgenen Winkel unter sich abmachten, von Valens und Ursacius ausgeredet und ans Licht gezogen wurde. Auch ist ihnen wohl bekannt, daß deren Sinnesänderung ihnen zum Verdammungsurtheil wird, denen aber, die von ihnen gekränkt wurden, zur Rechtfertigung dient. Deßhalb wurden sie auch auf der Synode in Sardica, wie ich vorhin gemeldet, verurtheilt, und zwar mit Recht. Denn in dieser Weise vertheidigten einst auch die Pharisäer den Paulus und verriethen ihre und der Juden Verschwörung gegen ihn.4 So wurde bewiesen, daß der selige David ohne Grund verfolgt wurde, als sein Verfolger das Geständniß machte: „Ich habe gefehlt, Sohn David!“5 So wollten auch diese es machen, indem sie von der Wahrheit sich besiegen ließen, und übergaben dem Julius, Bischof von Rom, ein Schreiben. Sie schrieben auch an uns und verlangten in Frieden mit uns zu leben, da sie doch so großen Lärm geschlagen hatten und wohl jetzt noch erröthen, weil sie die, welche sie zu tödten gesucht hatten, durch die Gnade des Herrn noch am Leben sehen. Und über Arius und seine Häresie sprachen sie das Verdammungsurtheil aus und handelten hierin folgerichtig. Denn da sie wußten, daß die Anhänger des Eusebius uns lediglich wegen ihrer eigenen Gottlosigkeit verfolgten, so sagten sie sich, nachdem sie einmal zum Geständniß sich entschlossen hatten, uns verleumdet zu haben, zugleich auch von der christusfeindlichen Häresie los, wegen welcher sie auch <s 54> auf uns gelogen hatten. Was nun von den Bischöfen zu unserer Vertheidigung in verschiedenen Synoden geschrieben worden ist, und zuerst von den ägyptischen, ist Folgendes.
Die heilige Synode in Alexandria, versammelt aus Ägypten, der Thebais,6 Libyen und der Pentapolis,7 entbietet allen Bischöfen der katholischen Kirche, den geliebten und heißersehnten Brüdern im Herrn ihren Gruß.
3.
Wir hätten bereits, geliebte Brüder, im Anfang als man gegen unsern Amtsgenossen Athanasius Ränke zu schmieden begann, oder nachdem er nach Alexandria gekommen war,8 ihn gegen die Ränke der Anhänger des Eusebius vertheidigen und über die von denselben ihm zugefügten Leiden Beschwerde erheben und alle gegen ihn vorgebrachten Verleumdungen enthüllen können. Da es aber damals die Umstände nicht erlaubten, wie ihr selbst wißt, wir aber jetzt nach der Rückkehr des Bischofs Athanasius glaubten, sie würden wegen ihrer so offenkundigen Ungerechtigkeiten sich schämen und erröthen, so wollten wir deßhalb schweigen. Da sie aber nach so vielen Leiden des Mannes, nachdem er nach Gallien verbannt war und statt im heimathlichen Lande in einem fremden weit entfernten Lande sich aufhielt, nachdem er in Folge ihrer Verleumdungen bald getödtet worden wäre, wenn er nicht einen gütigen Kaiser gefunden hätte, was doch jedem andern wenn auch noch so grausamen Feinde genügt hätte, dennoch nicht erröthen, sondern gegen die Kirche und den Mann wieder übermüthig anstürmen, und weil sie über seine Freilassung ungehalten sind, neuerdings Schlimmeres wagen und leichtsinnige Anklagen erheben, ohne die Worte der heiligen Schrift zu fürchten: „Ein <s 55> lügenhafter Zeuge wird nicht ungestraft bleiben,“9 und: „Ein Mund, der lügt, tödtet die Seele,“10 so können wir aus diesem Grunde nicht mehr schweigen und sind erstaunt über ihre Bosheit und ihren unersättlichen Wetteifer, Ränke zu schmieden. Denn siehe, sie hören nicht auf, von Neuem die Ohren des Kaisers gegen uns zu stacheln, hören nicht auf, zur Beseitigung eines Bischofes unheilschwangere Briefe zu schreiben, der ein Feind ihrer Gottlosigkeit ist. Denn wieder haben sie in einem Schreiben an die Kaiser ihn angegriffen, wieder wollen sie gegen ihn intriguiren, indem sie ihm Mordthaten zur Last legen, die nicht vorgekommen sind. Wieder wollen sie ihn tödten, indem sie Todschläge ihm aufbürden, die nicht stattfanden. Denn auch damals hätten sie ihn durch ihre Verleumdungen getödtet, wenn wir nicht einen gütigen Kaiser gehabt hätten. Wieder suchen sie ihn, damit wir das Geringere sagen, in die Verbannung zu schicken, und stellen sich, als ob ihnen die Unfälle derer zu Herzen gingen, die durch ihn das Loos der Verbannung getroffen habe. Sie äussern ihren Schmerz über das, was bei uns nicht vorkam, begnügen sich aber nicht mit dem, was gegen ihn bereits geschah. Vielmehr wollen sie neuerdings noch Schlimmeres hinzufügen, so groß ist ihre Milde und Güte, so menschenfreundlich sind ihre Sitten, oder vielmehr, um die Wahrheit zu sagen, so verkommen und grausam sind sie, da sie mehr in Schrecken und Drohungen als in Gottesfurcht und Milde, wie es sich für Bischöfe geziemt, ihre Ehre suchen. Denn sie haben solche Reden in ihren Schreiben an die Kaiser vorzubringen gewagt, wie sie nicht einmal irgend ein ausserhalb der Kirche stehender Prozeßkrämer aussprechen möchte, und so vieler Mordthaten und Todschläge beschuldigten sie ihn nicht vor einem Statthalter, noch vor sonst irgend einem Hochgestellten, sondern vor den drei Kaisern. Und sie schracken vor keiner noch so weiten Reise zurück, damit nur alle hohen Gerichtshöfe <s 56> von ihrer Anklage erfüllt würden. Denn eine Anklage ist es in der That, Geliebte, was von ihnen geschah, eine Anklage, die alle andern weit übertrifft, da auch die Gerichtshöfe alle andern menschlichen Gerichtshöfe weit übertreffen. Denn auf was Anderes zielt diese Untersuchung ab, als durch Aufreizung der Kaiser ihm den Tod zu bereiten?
4.
Nicht also die Thaten des Athanasius, sondern ihre eigenen sind geeignet, Thränen und Wehklagen hervorzurufen. Mit Recht möchte man also vielmehr über sie weinen. Denn über sie muß man Thränen vergießen, da ja geschrieben steht: „Weinet nicht über den Todten und erhebet keine Wehklage um ihn. Vergießet Thränen über den, der fortzieht, weil er nicht mehr zurückkehren wird.“11 Denn ihr ganzer Brief ist auf nichts Anderes als auf den Tod gerichtet, und sie gehen darauf aus, zu morden, wenn ihnen nachgegeben wird, und in die Verbannung zu schicken. Denn es wurde ihnen vom gottesfürchtigen Vater der Kaiser nachgegeben, der ihren Groll statt mit Hinrichtung durch Veränderung des Aufenthaltsortes befriedigte. Wir glauben nun, es werde euer Gewissen in Christus begreifen, daß diese Thaten nicht einmal für einfache Christen, ja kaum für Heiden, am allerwenigsten aber für Bischöfe sich geziemen, von denen man voraussetzt, daß sie Andere zur Gerechtigkeit anleiten. Denn wenn sie Andere von Anklägereien abzuhalten suchen, warum treten sie selbst als Ankläger und sogar vor Kaisern auf? Warum geben sie sich, da sie Mitleid mit dem Unglück lehren, nicht einmal nach unserer Verbannung zufrieden? Denn als gemeinsam erachteten wir Bischöfe die Verbannung, und Alle glaubten wir verbannt und jetzt mit Athanasius der Heimath zurückgegeben und statt der früheren Thränen und Klagen jetzt in die höchste Freude und Glückseligkeit versetzt zu sein, die der Herr erhalten und durch die Anhänger des Eusebius nicht möge vernichten lassen. Das würde selbst dann einen Tadel <s 57> verdienen, wenn ihre Anschuldigungen gegen ihn wahr wären, weil sie im Widerspruch mit dem Gebote des Christenthums auch nach den Leiden der Verbannung neuerdings auf ihn losgehen und Anklagen auf Mordthaten, Todschläge und andere Vergehen erheben und damit in feindseliger Gesinnung gegen die Bischöfe die Ohren der Kaiser umtönen. Wenn sie aber durchweg lügen und durchweg Ränke schmieden und keine Wahrheit in ihrem Munde noch in ihren Schriften ist, wie weit verzweigt ist ihre Bosheit? Oder was müßt ihr von diesen Menschen halten? Wollen wir nunmehr an die Sache selbst gehen und uns mit ihren gegenwärtigen Anklagen befassen. Denn wir werden hieraus nachweisen, daß auch das, was sie früher als Synodalbeschluß verbreiteten, nicht in der rechten Weise zu Stande gekommen sei, ja sogar nicht einmal richtig dargestellt werde, und sie werden auch hierin wieder sich verurtheilt sehen.
5.
Wir schämen uns wohl, in Betreff solcher Dinge uns zu vertheidigen. Da jedoch die vermessenen Ankläger vor Nichts zurückschrecken und die Beschuldigung vorbringen, daß nach der Rückkehr des Athanasius Mordthaten und Todschläge geschehen seien, so bitten wir, über die Rechtfertigung nicht ungeduldig zu werden, wenn sie auch etwas weitschweifig wird, denn die Umstände machen es nothwendig. Eine Mordthat ist nun weder durch Athanasius geschehen, noch seinetwegen, da uns denn die Ankläger, wie wir vorhin gesagt haben, auf dieses schmähliche Gebiet der Vertheidigung führen. Denn Hinrichtungen und Gefängniß sind unserer Kirche fremd. Dem Scharfrichter hat Athanasius keinen Menschen überliefert, und das Gefängniß wurde durch ihn, so weit er einen Einfluß üben konnte, niemals bevölkert. Unsere Heiligthümer waren wie immer so auch jetzt unbefleckt, und nur durch das Blut Christi und die fromme Gesinnung gegen ihn ehrwürdig. Kein Priester, kein Diakon wurde von Athanasius getötet. Keine Hinrichtung, keine Verbannung wurde von dem Manne bewerkstelligt. Aber hätten nur auch sie gegen ihn Dieß in Wahrheit nicht gethan und ihn nicht Dieß zu leiden genöthigt! <s 58> Denn hier ist seinetwegen Niemand verbannt worden, sondern nur durch sie der Bischof Athanasius von Alexandria. Und da dieser aus der Verbannung zurückgekehrt ist, suchen sie ihn neuerdings in die nämliche oder in eine noch schlimmere Lage zu versetzen, indem sie ihre Zunge zu allen lügenhaften und todbringenden Worten in Bewegung setzen. Denn sieh, nun schreiben sie auch die Thaten der Richter ihm zu, und obschon sie im Briefe offen zugeben, daß der Eparch von Ägypten gegen Einige das Urtheil gesprochen habe, so scheuen sie sich dessenungeachtet nicht, für diese Urtheile den Athanasius verantwortlich zu machen, und zwar als er noch nicht einmal nach Alexandria gekommen, sondern auf der Rückreise aus der Verbannung begriffen war und sich in Syrien aufhielt, wenn man anders auch eine weite Abwesenheit zur Rechtfertigung vorbringen soll, daß man für das nicht verantwortlich sein könne, was ein Feldherr oder Eparch in Ägypten thut. Denn wenn er auch in Alexandria gewesen wäre, was haben die Thaten des Eparchen mit Athanasius zu schaffen? Aber gleichwohl war er in der Gegend nicht anwesend, und was geschah, ist nicht in kirchlichen Angelegenheiten vom Eparchen in Ägypten unternommen worden, sondern aus gewissen Veranlassungen, die ihr aus den Akten ersehen werdet, die wir, nachdem wir von ihrem Schreiben Kenntniß bekommen haben, zum Überfluß euch übersenden.12 Da sie also auch jetzt laut schreien, daß das geschehen sei, was nicht geschehen und weder durch ihn, noch seinetwegen geschehen ist, und betheuern, daß sie von so vielen Übelthaten volle Gewißheit haben, so sollen sie sagen, aus welcher Synode sie auch diese Kenntniß erlangt haben, durch welche Beweise, durch welchen Richterspruch. Wenn sie aber, ohne einen Anhaltspunkt zu haben, so Etwas schlechtweg behaupten, so stellen wir es euch anheim, zu ermessen, wie das Frühere geschehen ist, oder wie sie es darstellen. Denn es ist nichts Anderes als <s 59> Ränkesucht, feindliche Verfolgung, ein unaufhaltsam hervortretender Groll, eine Gottlosigkeit, die gegen die Gottesfurcht im Kampfe für die Ariomaniten wüthet, damit die Rechtgläubigen auf die Seite geschafft werden und die Fahnenträger der Gottlosigkeit von nun an, was ihnen beliebt, ohne Scheu predigen können. Wahrlich so verhält es sich.
6.
Als der gottlose Arius, von dem auch die Häresie der Ariomaniten den Namen trägt, vom seligen Bischof Alexander aus der Kirche ausgestoßen worden war, glaubten die Anhänger des Eusebius, da sie Jünger und Genossen seiner Gottlosigkeit waren, gleichfalls ausgestoßen zu sein und wendeten sich schriftlich mit dringenden Bitten an den Bischof Alexander, er möge den Häretiker Arius nicht aus der Kirche ausschließen. Da aber Alexander wegen seiner Frömmigkeit gegen Christus den Gottlosen nicht aufnahm, so grollten sie auf Athanasius, der damals Diakon war, weil sie ausspionirt hatten, daß er mit dem Bischof Alexander sehr viel verkehre und bei ihm in Ansehen stehe. Da sie auch auf der in Nicäa versammelten Synode seine Frömmigkeit gegen Christus kennen gelernt hatten, wo er gegen die Gottlosigkeit der Ariomaniten unerschrocken aufgetreten war, so wurde ihr Haß noch größer. Als ihn aber Gott zur bischöflichen Würde berief, wurde die lange genährte Bosheit von Neuem angefacht, und da sie seine Rechtgläubigkeit und seinen Widerstand gegen die Gottlosigkeit fürchteten und Eusebius noch mehr von seinem schlechten Gewissen beunruhigt wurde, so verfolgten und bedrängten sie den Mann auf alle mögliche Weise. Sie reizten gegen ihn den Kaiser auf, drohten oft mit Synoden und versammelten sich schließlich in Tyrus. Und selbst jetzt hören sie noch nicht auf, gegen ihn zu schreiben, und sie sind so unversöhnlich, daß sie auch seine Erhebung zur bischöflichen Würde begeifern und überall ihre Feindseligkeit und ihren Haß gegen den Mann zu erkennen geben und Lügen verbreiten, um nur durch ihre Lügenhaftigkeit ihn in üblen Ruf zu bringen. Aber gerade mit diesen ihren Lügen beweisen sie, <s 60> daß das, was sie früher sagten, erlogen und ränkevoll war. Sie sagen nämlich: „Nach dem Tode des Bischofs Alexander, da einige Wenige des Athanasius Erwähnung thaten, wählten ihn sechs oder sieben Bischöfe heimlich und an einem verborgenen Orte.“ Das schrieben sie auch an die Kaiser, da sie jede Lüge zu schreiben bereit sind. Daß aber die ganze Menge und das ganze Volk der katholischen Kirche wie in einer Seele und in einem Leibe sich versammelte und rief und schrie und den Athanasius zum Bischof der Kirche verlangte, um das öffentlich zu Christus flehte und uns viele Tage und Nächte hindurch beschwor, hierin zu willfahren, und weder selbst die Kirche verließ, noch uns gestattete, uns zu entfernen, das können sowohl wir bezeugen als auch die ganze Stadt und Eparchie. Und sie brachten nicht, wie Jene schrieben, etwas Ungünstiges gegen ihn vor, sondern nur Gutes, indem sie ihn eifrig, fromm, einen Christen, einen Asceten, einen wahren Bischof nannten. Daß aber die Mehrzahl von uns im Angesichte und unter den Zurufen Aller ihn wählte, dafür sind wiederum wir, die wir ihn wählten, bessere Zeugen als die, welche abwesend waren und lügen. Gleichwohl weiß Eusebius an der Einsetzung des Athanasius Etwas auszusetzen, ein Mensch, der vielleicht gar keine Einsetzung gehabt hat und, wenn er sie hatte, sie selbst ungiltig machte. Anfangs war er in Berytus,13 dann verließ er Berytus und ging nach Nikomedien,14 indem er ersteres im Widerspruch mit dem Gesetze verließ und letzteres gegen das Gesetz in Besitz nahm. Und seine eigene Kirche verließ er lieblos, in die fremde aber ist er unberechtigt eingedrungen. Und indem er die Liebe zur ersten in Folge der Begierde nach der fremden ausser Acht ließ, bewahrte er sie nicht einmal der zweiten, obschon sie aus Begierde entsprungen war. Denn sieh, auch diese verließ er und hat wieder eine fremde in Besitz,15 indem er überall auf fremde <s 61> Städte seine Augen wirft und in den Reichthum und in die Größe der Städte die Gottesfurcht setzt und die Auserwählung Gottes, durch die Einer eingesetzt wurde, für Nichts achtet und nicht weiß, daß, wo zwei oder drei im Namen des Herrn versammelt sind,16 dort der Herr mitten unter ihnen ist, und nicht die Worte des Apostels erwägt: „In fremden Mühen werde ich mich nicht rühmen,“17 nicht achtet auf seine Mahnung: „Bist du an ein Weib gebunden, so suche nicht, dich zu scheiden.“18 Wenn der Ausspruch von einem Weibe gilt, um wie viel mehr von einer Kirche und von dem nämlichen bischöflichen Sitze? Denn wer an einen solchen gebunden ist, muß nicht einen andern suchen, damit er nicht nach den göttlichen Schriften als Ehebrecher erfunden werde.
7.
Aber obschon er solche Dinge auf seinem Gewissen hatte, hat er es doch gewagt, die Einsetzung des Athanasius, die bei Allen ein gutes Zeugniß hat, anzugreifen, und wagt es, ihm die Absetzung vorzuwerfen, und ist doch selbst abgesetzt worden, wie die statt seiner vorgenommene Einsetzung bezeugt. Wie konnten nun er oder Theognius einen Andern absetzen, da sie selbst abgesetzt worden sind und durch die statt ihrer vorgenommenen Einsetzungen überführt werden? Denn es ist euch wohl bekannt, daß Amphion in Nikomedien, Chrestus in Nicäa statt ihrer sowohl wegen ihrer eigenen Gottlosigkeit eingesetzt wurden, als auch wegen ihrer Gemeinschaft mit den von der ökumenischen Synode verurtheilten Ariomaniten. Und indem sie jene wahre Synode ausser Kraft setzen wollen, bemühen sie sich, ihrer eigenen rechtswidrigen Zusammenrottirung den Namen einer Synode zu verschaffen, und indem sie die Beschlüsse der ersteren nicht gelten lassen wollen, verlangen sie, daß ihre eigenen Beschlüsse gelten, und reden von einer Synode, da sie einer so großen Synode nicht gehorchen. In dieser Weise haben sie sich nicht um eine Synode gekümmert, sondern sie geben <s 62> sich den Anschein, als ob sie sich darum kümmerten, um die Rechtgläubigen aus dem Wege zu schaffen und die von der wahren und großen Synode gegen die Arianer gefaßten Beschlüsse umzustoßen. Indem sie diese, wie immer, so auch jetzt in Schutz nehmen, wagen sie es, den Bischof Athanasius mit Lügen zu verfolgen. Denn ähnlich ist auch das, was sie jetzt lügen, daß es bei seinem Einzuge Aufstände, Thränen und Wehklagen gegeben habe, weil das Volk über seine Aufnahme ungehalten war. Denn nicht so Etwas hat stattgefunden, sondern gerade das Gegentheil, Freude und Fröhlichkeit und Zusammenströmen des Volkes, das zum ersehnten Anblick herbeieilte. Voll Jubel waren die Kirchen, und überall wurden dem Herrn Dankgebete dargebracht. Alle Kirchendiener und Kleriker wurden bei seinem Wiedersehen in ihren Herzen mit Freude erfüllt und erachteten jenen Tag für den schönsten Tag ihres Lebens. Und was brauchen wir die unaussprechliche Freude zu schildern, die wir Bischöfe empfanden? Wir haben ja schon vorhin gesagt, daß wir mit ihm zu leiden glaubten.
8.
Da Dieß also in dieser Weise als ausgemacht erscheint und von ihnen in entgegengesetzter Weise vorgebracht wird, was für eine Zuversicht gewährt die von ihnen vielgenannte Synode19 oder richterliche Entscheidung? Denn wie können die, welche in dieser Weise es wagen, sich mit dem zu befassen, was sie nicht sahen, worüber sie nicht zu richten hatten, wozu sie nicht zusammenkamen, und darüber zu schreiben, wie wenn sie überzeugt wären, in dem einen Glauben finden, was sie als Zweck ihrer Zusammenkunft bezeichnen? Wird man nicht glauben, daß sie das Eine wie das Andere in feindseliger Gesinnung gethan haben? Denn was für eine Synode von Bischöfen gab es damals auch? was für eine Versammlung, der es um die Wahrheit zu thun war? War nicht die Mehrzahl derselben gegen uns feindlich gesinnt? Lagen nicht wegen der Raserei des Arius <s 63> die Anhänger des Eusebius mit uns im Kampfe? Verleiteten sie nicht die Andern, die mit ihnen gleicher Ansicht waren? Schrieben wir nicht beständig gegen sie, als gegen Meinungsgenossen des Arius? Wurde nicht Eusebius zu Cäsarea in Palästina von den Bekennern auf unserer Seite des Götzenopfers beschuldigt? Wurde Georgius nicht überwiesen, daß er von dem seligen Alexander abgesetzt worden sei? Wurden nicht Andere wegen verschiedener anderer Dinge angeklagt? Warum wollten sie also, um über uns zu richten, zusammenkommen? Und wie können sie sich erdreisten, von einer Synode zu reden, bei der ein Comes20 präsidirte, ein Spekulator21 anwesend war und ein Commentarius22 statt der Diakonen der Kirche uns einführte? Jener sprach, und die Anwesenden schwiegen oder gehorchten vielmehr dem Comes. Und die Bischöfe wurden durch sein Eingreifen gehindert, der Meinung ihres Herzens zu folgen.23 Jener commandirte, wir aber wurden von den Soldaten fortgeschleppt, oder er war vielmehr auf Befehl der Eusebianer ihrem Willen zu Diensten. Überhaupt aber, Geliebte, was ist das für eine Synode, wo der Ausgang Verbannung und Hinrichtung war, wenn es dem Kaiser gefiel? Was waren es aber auch für Beschuldigungen? Denn man muß sich hierin noch mehr über sie wundern. Es war ein gewisser Arsenius, dessen Ermordung sie zum Vorwurf machten, und sie sprachen die Verleumdung wegen eines zerbrochenen heiligen Kelches aus. Aber Arsenius lebt und wünscht mit <s 64> uns in Gemeinschaft zu treten und erwartet keine anderen Zeugnisse, um zu beweisen, daß er lebt, sondern bekennt selbst, daß er lebt, und schreibt einen eigenhändigen Brief an unsern Mitbischof Athanasius, den sie als seinen Mörder erklärten. Die Gottlosen schämten sich nicht, die Anklage zu erheben, daß ein Mann trotz des großen Zwischenraumes, da er zu Wasser und zu Land eine gar weite Strecke entfernt war, von ihm getödtet worden sei. Und man wußte in jenen Zeiten nicht einmal seinen Aufenthaltsort, sondern sie haben sich sogar erkühnt, ihn unsichtbar zu machen, ohne daß ihm Etwas begegnet war. Und wäre es möglich gewesen, so hätten sie ihn in eine andere Welt versetzt oder ihn vielmehr wirklich aus der Welt geschafft, um nur, sei es durch einen wirklichen, sei es durch einen erdichteten Mord den Athanasius in Wahrheit zu morden. Aber der göttlichen Vorsehung sei auch in dieser Beziehung Dank gesagt, daß sie kein Unrecht gedeihen ließ, sondern den Arsenius in lebendem Zustand Allen vor Augen führte und ihre damaligen Intriguen und Ränke offen bewies. Denn er flieht uns nicht als Mörder, noch haßt er uns, als ob wir ihm ein Unrecht angethan hätten. Denn es ist ihm ganz und gar Nichts geschehen. Vielmehr will er mit uns in Gemeinschaft stehen und zu uns gezählt werden, wie er uns schreibt.
9.
Gleichwohl wurde von ihnen gegen Athanasius intriguirt, als hätte er den Lebenden getödtet, und er wurde von ihnen sogar verbannt. Denn nicht der Vater der Kaiser verbannte ihn, sondern ihre Verleumdungen. Denn sehet, ob es sich nicht so verhält. Als an unserm Amtsgenossen Athanasius Nichts erfunden wurde, der Comes aber Gewalt anwendete und Vieles gegen ihn in Bewegung setzte, entzog sich der Bischof Athanasius der Anwendung von Gewalt und ging zum gottesfürchtigen Kaiser, wo er zugleich gegen den Comes und ihre Intriguen protestirte und verlangte, es möchte eine rechtmäßige Synode von Bischöfen berufen werden, oder er selbst gestatten, daß er sich gegen die ihm gemachten Vorwürfe vertheidige. Und der Kaiser, von <s 65> Unmuth ergriffen, ladet sie schriftlich vor und erklärt, er wolle sie selbst hören, da er auch den Zusammentritt der Synode veranstaltet hätte. Die Eusebianer reisten hin und brachten über Athanasius nicht mehr die Anklagen vor, mit denen sie in Tyrus so viel Lärm geschlagen hatten, sondern wegen des Zurückhaltens des Getreides und der Schiffe, wie wenn Athanasius erklärt hätte, er könne die Ausfuhr des Getreides von Alexandria nach Konstantinopel verhindern. Das haben Einige von den Unsrigen, die mit Athanasius im Palaste waren, vernommen, als der Kaiser darob ihn anfuhr. Als hierauf Athanasius über die Anklage einen großen Jammer aufschlug und betheuerte, daß dieselbe nicht auf Wahrheit beruhe, denn ein armer Privatmann hätte keine so große Macht, da schwor Eusebius, indem er nicht einmal die öffentliche Verleumdung scheute, Athanasius sei reich und mächtig und vermöge Alles, um so glauben zu machen, daß Athanasius auch das gesagt habe. Solche Anklagen erhoben die ehrwürdigen Bischöfe. Die Gnade Gottes freilich hat sich stärker erwiesen als ihre Bosheit. Denn sie hat die Gottesfurcht des Kaisers zur Milde bewogen und setzte an die Stelle des Todes die Verbannung. Es sind also ihre Verleumdungen daran Schuld und nichts Anderes. Denn der Kaiser tadelte in einem frühern Schreiben ihre Ränkesucht, beschuldigte sie der Verfolgungssucht, verurtheilte die Melitianer, indem er sie in seinem Schreiben als ungerecht, fluchwürdig und mit den schrecklichsten Namen bezeichnete. Er wurde nämlich aufgebracht, als er von einem getödteten Menschen hörte, der am Leben war; er wurde aufgebracht, als er von der Ermordung eines Lebenden hörte, der des Lebens nicht beraubt war. Den Brief haben wir euch zugesendet.24
10.
Die sonderbaren Eusebianer schützen gleichwohl, damit es den Anschein gewinne, als ob sie dadurch die Wahrheit, und was geschrieben vorliegt, entkräften könnten, den Namen einer Synode vor, setzen aber an die Stelle <s 66> derselben den Kaiser. Und es findet sich dabei ein Comes ein, und Soldaten finden sich dabei ein als Trabanten der Bischöfe, und ein kaiserliches Schreiben ruft die zur Versammlung, welche sie dazu beiziehen wollten. Betrachtet hier ihre ausserordentliche Verfolgungssucht und die Widersprüche in ihrem kecken Verfahren, um in jeder Weise, sei es wie nur immer, uns den Mann zu entreissen. Denn wenn sie als Bischöfe sich allein das Recht der Entscheidung zuerkannten, wozu hatten sie einen Comes und Soldaten nöthig? Oder warum versammelten sie sich auf ein kaiserliches Schreiben hin? Und wenn sie des Kaisers bedurften und sich seines Ansehens bedienen wollten, warum ließen sie seine Entscheidung nicht gelten? Oder warum, da Jener die Melitianer in seinem Schreiben für verruchte Intriguanten, den Athanasius aber für ganz unschuldig erklärt und die Erdichtung von dem Morde an Einem, der noch am Leben ist, höchlich mißbilligt hatte, haben sie entschieden, daß die Melitianer die Wahrheit sprechen, Jener aber schuldig sei, und haben sie ohne Scheu aus dem Lebenden einen Todten gemacht, der noch nach der richterlichen Entscheidung des Kaisers lebte, und noch als sie zusammentraten, und der bis jetzt noch unter uns weilt? So viel von Arsenius.
11.
Welcher heilige Kelch aber und wo ist ein solcher von Makarius zerbrochen worden? Denn das verbreiten sie und sprengen es nach allen Richtungen aus. Aber den Athanasius haben nicht einmal die Ankläger zu beschuldigen gewagt, wenn sie nicht von ihnen angestiftet wurden. Gleichwohl richten sie den Tadel gegen ihn, da er doch nicht einmal den Makarius hätte treffen sollen, wenn er nicht überführt war. Und sie schämen sich nicht, mit diesen Geheimnissen vor den Katechumenen, ja was das Schlimmste ist, vor den Heiden Scandal zu erregen, da man doch, wie geschrieben steht, das Geheimniß des Königs verbergen soll,25 wie auch der Herr befahl: „Gebet das Heilige nicht den Hunden, und werfet die Perlen nicht den Schweinen vor!“26 <s 67> Denn man muß nicht die Geheimnisse den Uneingeweihten zum Besten geben, damit nicht die unwissenden Heiden darüber lachen, den Katechumenen aber, indem sie zur Neugierde gereizt werden, Ärgerniß gegeben werde. Gleichwohl, was für ein Kelch oder wo oder von wem ist ein solcher zerbrochen worden? Melitianer sind ja die Ankläger, die durchaus keinen Glauben verdienen; denn sie sind Schismatiker und Feinde der Kirche, nicht erst jetzt, sondern seit dem seligen Petrus, dem Bischof und Martyrer, da sie ja auch den Petrus selbst verfolgten, den Achillas, seinen Nachfolger, verleumdeten und den Alexander sogar beim Kaiser anklagten. Denn nachdem sie so in dieser Weise verfahren waren, machten sie sich zuletzt auch an Athanasius und thaten Nichts, was mit ihrer Bosheit nicht in Einklang stand. Denn wie gegen die Früheren, so intriguirten sie auch gegen ihn, nur haben erst jetzt und nicht früher ihre Intriguen und Verleumdungen Erfolg gehabt, weil sie die Eusebianer zu Gehilfen und Führern hatten, wegen der den Ariomaniten eigenen Gottlosigkeit, in welcher sie wie gegen viele Bischöfe so auch gegen Athanasius Ränke schmiedeten. Denn der Ort, an dem nach ihrer Angabe der Kelch zerbrochen wurde, war keine Kirche, kein Priester bewohnte den Ort. Der Tag, an dem Makarius das gethan haben soll, war kein Sonntag. Da also dort weder eine Kirche war noch ein Priester, noch auch der Tag es mit sich brachte, was für ein heiliger Kelch oder wann oder wo ist er zerbrochen worden? Denn es gibt offenbar auch viele Kelche in den Häusern und mitten auf dem Markte, und wer einen von diesen bricht, handelt nicht gegen die Gottesfurcht.27 Der heilige Kelch aber, durch dessen absichtliche Zerbrechung der, welcher es unternimmt, als gottlos erscheint, ist nur bei den rechtmäßigen Vorständen zu finden. Dieß Verhältniß allein hat es mit diesem Kelche, kein anderes. Diesen reicht ihr dem Volke vorschriftsmäßig zum Genusse, diesen habt ihr von der kirchlichen Anordnung überkommen, dieser <s 68> gehört denen allein, die der katholischen Kirche vorstehen. Denn euch allein kommt es zu, das Blut Christi auszuspenden, ausserdem Keinem. Aber so gottlos der ist, der den heiligen Kelch zerbricht, so ist doch der noch gottloser, der das Blut Christi verhöhnt. Diese Verhöhnung begeht aber der, welcher das gegen die kirchliche Vorschrift thut.28 Und das sagen wir, nicht als ob von Makarius auch nur ein Kelch von Schismatikern zerbrochen worden wäre, da ja vielmehr ganz und gar kein Kelch dort war. Denn wie wäre es möglich gewesen, da dort keine kirchliche Stätte, kein Diener der Kirche, und da nicht einmal die Zeit für die Feier der Geheimnisse war?29 Es war dieß der vielgenannte Ischyras, der nicht einmal von der Kirche gewählt war noch, als Alexander die von Melitius eingesetzten Priester aufnahm, unter jener Zahl sich befand, also nicht einmal bei dieser Gelegenheit eingesetzt wurde.
12.
Wie ist also Ischyras Priester? Wer hat ihn denn geweiht? Etwa Kolluthus ?30 Denn das allein bleibt noch übrig. Es ist aber offenbar und unterliegt keinem Zweifel, daß Kolluthus als Priester starb und seine beiden Hände ohne Kraft waren und alle von ihm im Schisma Geweihten Laien sind und in dieser Eigenschaft in den Versammlungen erscheinen. Wie kann man also glauben, daß ein Privatmann, der ein Privathaus bewohnt, einen heiligen Kelch habe? Aber damals nannten sie den Privatmann einen Priester und gaben ihm diesen Namen aus Ungerechtigkeit gegen uns, und jetzt lassen sie ihm zum Lohne für seine Anklage eine Kirche bauen. Es hatte eben der Mann keine Kirche, sondern zum Lohn seiner schlechten Handlungsweise <s 69> und dafür, daß er sich zur Anklage brauchen ließ, empfängt er jetzt, was er nicht hatte. Und sie haben ihm vielleicht sogar die bischöfliche Würde zum Lohn gegeben. Denn das breitet er ringsherum aus, und mit solchem Stolze tritt er gegen uns auf. Solche Preise werden nun also von den Bischöfen an die Ankläger und Verleumder ausgetheilt, und mit Recht. Denn die, welche ihn zur Erreichung ihrer Zwecke benützt hatten, verschafften ihm, da er an ihren Thaten Theil genommen, die gleiche bischöfliche Würde. Doch laßt uns hievon noch schweigen und merket auf das, was damals von ihnen geschah.
13.
Da sie gegen die Wahrheit, obschon sie sich gegen dieselbe gerüstet hatten, nicht aufzukommen vermochten und Ischyras zu Tyrus Nichts beweisen konnte, sondern ihm nachgewiesen wurde, daß er ein Verleumder sei, und ihre Intriguen an der Verleumdung scheiterten, so setzten sie zum Zwecke der Beweisführung die Verhandlung aus und erklärten, Einige aus ihrer Mitte nach der Mareotis31 zur genaueren Untersuchung schicken zu wollen, und die, welche wir aus vielen Gründen, weil sie es mit Arius hielten und deßhalb unsere Feinde waren, offen zurückwiesen, sandten sie unter eigenmächtigem Vorgehen heimlich ab, den Diognius, Maris, Theodor, Macedonius und zwei Jüngere an Alter und Sitte, den Ursacius und Valens von Pannonien. Diese also begaben sich, nachdem sie schon eine so weite Reise unternommen hatten, um ihren Feind zu richten, wieder von Tyrus nach Alexandria. Dabei verschmähten sie es, obschon sie Richter waren, nicht, als Zeugen aufzutreten, vielmehr trieben sie offen jede Art der Verfolgung und scheuten keine Anstrengung und keine Reise, um ihr unternommenes Intriguenspiel zu einem günstigen Ausgang zu führen. Den Bischof Athanasius hielten und ließen sie in <s 70> fremdem Lande zurück, sie selbst aber gingen in die Stadt des Feindes, als wollten sie die Kirche und das Volk verheeren. Und was noch sonderbarer ist, während sie den Ankläger Ischyras mit sich führten, gestatteten sie dem angeklagten Makarius nicht, sie zu begleiten, sondern ließen ihn gefangen in Tyrus zurück. Denn nach allen Seiten hin wurde von ihnen der alexandrinische Priester Makarius angeschuldigt.
14.
Sie kamen also allein mit dem Ankläger nach Alexandria, indem sie mit diesem gemeinsam wohnten, aßen und tranken, und gingen in Begleitung des Philagrius, des Eparchen von Ägypten, nach der Mareotis ab, und dort führten sie allein mit dem Genannten die Untersuchung, wie es ihnen beliebte. Den Priestern, die inständig baten, daß man sie zulassen möchte, wurde die Bitte nicht gewährt. Es wünschten aber viele Priester in der Stadt und in der ganzen Provinz zugelassen zu werden, um zu zeigen, was für Leute die von Ischyras vorgeschlagenen Zeugen und woher sie seien. Und während sie die Diener der Kirche zurückwiesen, forschten sie bei den Heiden über Kirche, Kelch, Tisch und heilige Dinge nach. Und was noch ärger ist, bei der Untersuchung über einen heiligen Kelch luden sie Heiden als Zeugen vor, und die, von denen sie bei der Vorladung durch den Katholikus32 erklärt hatten, sie seien von Athanasius auf die Seite geschafft worden, und sie wüßten um ihren Aufenthaltsort nicht, die ließen sie nur zu sich und zum Eparchen kommen, und schämten sich der Behauptung nicht, daß die von Athanasius auf die Seite geschafft worden seien, auf deren Zeugenaussagen sie sich beriefen, wie es kein Geheimniß war, sondern auch hier geben sie wieder, da sie nur tödten wollen, in Nachahmung ihres Verfahrens bei Arsenius die Lebenden für todt aus. Denn Menschen, die <s 71> noch am Leben sind und in ihrem Heimathsland gesehen werden können, lassen sie für euch, die ihr ferne seid, unter großen Jammerrufen verschwinden, um unsern Amtsbruder, weil die Beweise ferne sind, zu verleumden, als ob er äusseren Zwang und äussere Gewalt in Anwendung brächte, da doch sie selbst Alles mit Hilfe äusserer Gewalt und des weltlichen Armes vollbringen. Denn man verfuhr auch in der Mareotis wieder in ähnlicher Weise wie in Tyrus. Wie sich nämlich dort ein Comes mit militärischer Bedeckung befand, der nicht gestattete, daß Etwas gesagt oder gethan wurde, ausser was Jene beschlossen, ebenso befand sich auch hier der Eparch von Ägypten mit einer Abtheilung Soldaten, der alle Diener der Kirche in Schrecken setzte und Niemandem ein wahres Zeugniß abzulegen gestattete. Und in noch auffallenderer Weise wohnten sie am Orte und im Hause des Klägers selbst, und man wußte, daß sie untersuchten, wie es ihnen beliebte, da sie als Richter oder als Zeugen oder, was wahrscheinlicher ist, als Diener für ihre eigenen oder für des Eusebius Wünsche erschienen waren.
15.
Und was sie in Alexandria sich zu thun unterfangen haben, das ist euch, glauben wir, nicht unbekannt. Denn es hat sich überall verbreitet. Man griff mit entblößten Schwertern die heiligen Jungfrauen und die Brüder an und geißelte die bei Gott in Ehren stehenden Leiber. In Folge der Wunden wurden die an den Füßen gelähmt, die an der Seele in Keuschheit und in allen Tugenden unversehrt waren. Es wurden Handwerker und heidnische Haufen gegen sie in Bewegung gesetzt, um sie zu entblößen, zu schlagen, übermüthig zu behandeln, ihnen mit Altären und Darbringung von Opfern zu drohen. Ein übermüthiger Mann faßte, wie wenn nunmehr der Eparch aus Nachgiebigkeit gegen die Bischöfe dazu Erlaubniß gegeben hätte, eine Jungfrau bei der Hand und schleppte sie an einen nahen Altar, indem er den Zwang bei der Darbringung von Opfern und bei der Verfolgung nachahmte.33 Und <s 72> während das vorging und die Jungfrauen flohen und die Kirche von den Heiden verhöhnt wurde, befanden sich drinnen die Bischöfe und wohnten in dem Hause, wo das vorging, und von dem aus die Jungfrauen, weil man ihnen gefällig sein wollte, mit entblößten Schwertern, mit jeder Gefahr, mit Mißhandlungen und übermüthiger Behandlung Bekanntschaft gemacht haben. Und das duldeten sie fastend von denen, die drinnen mit den Bischöfen schmausten.
16.
[Forts. v. <s 72>] Da wir das vorhersahen, daß die Ankunft von Feinden nicht ein geringer Nachtheil wäre, lehnten wir sie ab. So dachte auch Alexander, Bischof von Thessalonich, der in einem Schreiben an die, welche dort zurückgeblieben waren, ihre Intriguen nachwies und von ihrer Verfolgungssucht Zeugniß gab. Wenn sie diesen nun auch zu den Ihrigen rechnen und als einen Teilnehmer an ihrer Verfolgung aufzählen, so beweisen sie damit nur, daß sie gegen ihn Gewalt gebraucht haben. Denn auch der Erzbösewicht Ischyras hat sich nicht ohne Furcht und Anwendung von Gewalt dazu verstanden, sondern ist zur Anklage durch Zwang getrieben worden. Beweis dafür ist, daß Ischyras selbst an seinen Mitbischof34 Athanasius schrieb, daß dort nichts Solches vollbracht worden sei, sondern daß er angestiftet wurde, es zu erdichten. Und das schrieb er, da er nicht von ihm als Priester aufgenommen war, nicht einen solchen Namen aus Gnade empfangen, nicht den Bau einer Kirche zur Belohnung erhalten hatte, nicht als Lohn die bischöfliche Würde ihm in Aussicht gestellt war, was er alles wegen seiner Anklage von ihnen bekam. Ja es pflog sogar seine ganze Verwandtschaft Umgang mit uns, den sie gewiß nicht gepflogen hätte, wenn ihnen das geringste Unrecht zugefügt worden wäre.
17.
<s 73> Daß das nicht eine leere Rede, sondern Thatsache ist, dafür sind Zeugen alle Priester in der Mareotis, die den Bischof immer auf seinen Rundreisen begleiten, und die damals gegen Ischyras schrieben. Aber weder gestattete man in Tyrus denen aus ihnen die Wahrheit zu sagen, die gekommen waren, noch erlaubte man denen, die in der Mareotis geblieben waren, dem Ischyras nachzuweisen, daß er ein Verleumder sei. Zeugniß geben auch die Abschriften der Briefe des Alexander, der Priester und des Ischyras. Wir schicken euch auch den Brief des Vaters der Kaiser.35 Darin zeigt er sich nicht bloß wegen des Arsenius ungehalten, daß man Anklage über die Ermordung eines Menschen erhebe, der noch lebt, sondern er drückte auch in Betreff des Kelches seine Verwunderung über das Schwankende und die Verworrenheit der Anklage aus, daß sie bald den Priester Makarius, bald den Bischof Athanasius anklagten, als hätte er den Kelch mit den Händen zerbrochen, und erklärt dann die Melitianer für Verleumder, dagegen den Athanasius für ganz schuldlos. Denn wie sind die Melitianer nicht Verleumder, und vor Allem Johannes?36 Dieser war in die Kirche aufgenommen worden und war mit uns in Gemeinschaft getreten. Er hatte sein eigenes Verfahren verurtheilt und Nichts mehr in Betreff des Kelches unternommen. Da sah er, daß die Anhänger des Eusebius den Ariomaniten ergeben seien, es aber nicht wagten, offen mit ihnen zu halten, sondern sich anderer Personen zu bedienen suchten, und so übernahm er eine Rolle wie ein Schauspieler bei den heidnischen Theatern. Das Stück hatte zum Gegenstand den Kampf der Arianer, der Grundgedanke war, ihnen zum Siege zu verhelfen, ihr Hinterhalt und ihre Wachposten Johannes mit seinem <s 74> Anhang. Damit die Gönner der Arianer, indem sie diese vorschieben, scheinbar als Richter die Feinde der Gottlosigkeit zurückdrängen, die Gottlosigkeit befestigen und die Arianer in die Kirche einführen, suchen sie, die die Gottesfurcht verdrängen wollen, auch durch Gottlosigkeit den Sieg zu erzwingen. Und die der Gottlosigkeit gegen Christus sich ergeben haben, suchten die Feinde der Gottlosigkeit als gottlos aus dem Wege zu räumen, und sie reden uns von einem zerbrochenen Kelche, damit es scheine, daß auch Athanasius gleich ihnen gegen Christus gottlos sei. Wie kommen sie nur dazu, von einem heiligen Kelch Erwähnung zu thun? Woher kommt den Fahnenträgern der Gottlosigkeit gegen Christus der fromme Sinn in Betreff eines Kelches? Woher ist denen, die Christus nicht kennen, der Kelch Christi bekannt? Warum entehren die, welche sich stellen, als ob sie einen Kelch ehrten, den Gott des Kelches? Oder warum suchen die, welche wegen eines Kelches Lärm schlagen, den Bischof zu morden, der in ihm die heilige Handlung vollbringt? Sie hätten ihn ja getödtet, wenn es in ihrer Macht gestanden wäre. Und warum suchen sie, da sie den mit bischöflichem Schmucke gezierten Thron beweinen, den Bischof zu tödten, der ihn einnimmt? Damit der Thron den Bischof vermisse und das Volk der frommen Lehre beraubt werde? Es hat sie also weder ein Kelch noch ein Mord noch sonst irgend eine von ihnen gemeldete Schauderthat, sondern die bereits erwähnte Gottlosigkeit der Arianer hiezu verleitet, wegen der sie den Athanasius und andere Bischöfe verfolgten und jetzt noch die Kirche bekriegen. Denn von wem sind denn die Mordthaten und Verbannungen in Wahrheit ausgegangen? Nicht von diesen? Wer verfolgt die Bischöfe, indem er sich der weltlichen Macht bedient? Sind es nicht vielmehr die Eusebianer, statt Athanasius, wie sie selbst schreiben? Haben nicht vielmehr von ihnen Athanasius und Andere zu dulden gehabt? Denn auch vier Priester37 aus Alexandria, die doch nicht einmal nach Tyrus <s 75> gekommen waren, sind in jener Zeit von ihnen in die Verbannung geschickt worden. Wer verdient beweint und betrauert zu werden? Nicht die, welche das Erste vollbrachten und Neues hinzuzufügen nicht verschmähten und alle Intriguen spielten, um einen Bischof zu verderben, der sich für ihre gottlose Häresie nicht gewinnen ließ? Daher stammt die Feindschaft der Eusebianer, daher stammen die Umtriebe in Tyrus, daher die vorgeblichen Richtersprüche, daher auch jetzt ihr Schreien ohne Richterspruch, wie wenn sie überzeugt wären, daher ihre Verleumdungen beim Vater der Kaiser und bei den gottesfürchtigen Kaisern selbst.
18.
Denn ihr müßt erfahren, was auch jetzt gegen unsern Amtsgenossen Athanasius ausgesagt worden ist, damit ihr auch hieraus von ihrer Schlechtigkeit euch überzeugt und einsehet, daß sie nichts Anderes beabsichtigen, als den Mann zu ermorden. Vom Vater der Kaiser wurde Getreide gespendet theils zum Unterhalte der libyschen, theils auch einiger ägyptischen Wittwen. Dieses empfangen bis in die Gegenwart Alle, und Athanasius erlangte davon für sich Nichts, als daß er nur mit ihnen die Mühe hatte. Und abschon jetzt die, welche es empfangen, keine Beschwerde führen, sondern bekennen, daß sie es empfangen, so hat man doch den Athanasius verleumdet, als ob er das ganze Getreide verkaufe und den Erlös für sich einstecke. Und diese Beschuldigung erhob in Folge der geschehenen Verleumdungen der Kaiser in einem Schreiben. Welches sind nun die Verleumder? Nicht die, welche das Erste vollbrachten und die folgenden Umtriebe nicht verschmähten? Wer hat dieses Schreiben veranlaßt, das, wie man sagt, vom Kaiser kam? Nicht die Arianer in ihrem Eifer, die gegen den Mann alles Mögliche zu reden und zu schreiben sich unterfangen? Denn Niemand möchte sie, da sie so Großes vollbracht haben, für unschuldig halten und Andere in Verdacht haben. Auch tritt der Beweis ihrer Verleumdung ganz deutlich an den Tag. Sie suchen nämlich, auf die Verleumdung gestützt, der Kirche das Getreide zu entziehen und es den Arianern zu verschaffen. Das fällt weitaus am <s 76> meisten den Urhebern des Planes und ihren Häuptern zur Last, die es weder verschmäht haben, mit Mordthaten gegen den Mann aufzutreten, als sie beim Kaiser lügenhaft gegen ihn Anklage erhoben, noch den Wittwen der Kirche die Nahrungsmittel zu entziehen, um eigentlich den Häretikern einen Gewinn zu verschaffen.
19.
Wir übersenden euch auch das Zeugniß unserer Amtsgenossen in Libyen, der Pentapolis und aus Ägypten,38 damit ihr auch daraus die gegen Athanasius gespielten Intriguen kennen lernet. Das aber thun sie, damit die, welche der gottesfürchtigen Lehre huldigen, von nun an aus Furcht schweigen sollen und die Häresie der gottlosen Arianer Eingang finde. Auch euerer Frömmigkeit, Geliebte, sei Dank gesagt, daß ihr oft in eueren Schreiben die Arianer mit dem Anathem belegtet und ihnen die Aufnahme in die Kirche nicht gewährt habt. Die Widerlegung der Eusebianer liegt nahe. Denn sehet, nach ihrem ersten Schreiben über die Arianer, von dem wir euch die Abschrift senden, hetzen sie nunmehr offenbar die von der ganzen katholischen Kirche mit dem Anathem belegten Ariomaniten gegen die Kirche auf, und sie stellten für sie einen Bischof auf39 und spalten durch ihre Drohungen und Schrecknisse die Kirchen, um überall Genossen ihrer Gottlosigkeit zu haben. Denn sie senden auch Diakonen zu den Ariomaniten, die offen bei ihnen ihre Zusammenkünfte halten und an sie schreiben und von ihnen Schreiben erhalten, dabei in die Kirche Spaltungen bringen, mit ihnen in Gemeinschaft stehen und überallhin Briefe senden, worin sie ihre Häresie befürworten und von der Kirche sich lossagen. Das werdet ihr aus dem abnehmen können, was sie an den römischen Bischof und wohl auch an euch schrieben. Daß nun das nicht <s 77> ungestraft bleiben kann, sehet auch ihr ein, Geliebte! Denn es ist schrecklich und der Lehre in Christus fremd. Deßhalb haben wir uns gemeinschaftlich versammelt und an euch geschrieben, und wir bitten euere Klugheit in Christus, ihr möget diese gemeinsame Erklärung gütig aufnehmen und unserm Mitbischof Athanasius euer Mitleid schenken und gegen die Anhänger des Eusebius euer Mißfallen zeigen, die Solches unternehmen, damit nie mehr eine solche Verkehrtheit und Schlechtigkeit in der Kirche einreisse. Denn euch rufen wir als Rächer dieser Ungerechtigkeit an, indem wir euch an das Wort des Apostels erinnern: „Nehmt den Bösen weg aus euerer Mitte!“40 Denn böse fürwahr und der Gemeinschaft unwürdig ist, was sie vollbracht haben. Achtet also nicht mehr darauf, wenn sie wieder gegen den Bischof Athanasius an euch schreiben, — denn Alles, was sie bringen, ist erlogen, ― und nicht einmal, wenn sie Namen ägyptischer Bischöfe in ihren Briefen eintragen sollten. Denn gewiß sind sie nicht von uns geschrieben, sondern von Melitianern, die beständig Schismatiker sind und jetzt noch die Kirchen in Verwirrung setzen und Aufstände erregen. Denn sie unternehmen unvernünftige Einsetzungen von fast heidnischen Männern und vollbringen solche Thaten, daß wir sie uns zu schreiben schämen, die ihr aber von denen erfahren könnt, die wir senden, und die euch auch den Brief überbringen.
20.
Dieß schrieben also die Ägyptier an alle Bischöfe und an den Bischof Julius in Rom. Die Eusebianer aber schrieben gleichfalls an Julius, und in der Absicht, uns zu erschrecken, baten sie ihn, er möge eine Synode berufen, und Julius möge selbst, wenn es ihm beliebe, die Sache entscheiden. Als wir nun nach Rom gegangen waren, so schrieb Julius natürlich auch an die Eusebianer. Er sendete zugleich zwei seiner Priester ab, den Elpidius und Philoxenus. Als Jene von uns vernahmen, erschracken sie, weil <s 78> sie nicht erwartet hatten, daß wir hinreisen würden, und sie lehnten es ab, indem sie unglaubwürdige Entschuldigungen vorbrachten, im Grunde aber fürchteten, sie möchten dessen überführt werden, was Ursacius und Valens eingestanden haben. Es traten nun über fünfzig Bischöfe da zusammen, wo der Priester Vito seine Versammlungen hielt, stimmten unserer Rechtfertigung bei und beschloßen, uns Gemeinschaft und Liebe zu gewähren. Sie drückten ihren Unwillen über Jene aus und baten den Julius, Folgendes an die Eusebianer zu schreiben, die auch an ihn geschrieben hatten, und er schrieb und sandte den Brief durch den Comes Gabianus.
Brief des Julius.
Julius dem Darius,41Flacillus, Narcissus, Eusebius, Maris, Macedonius,Theodor und ihren Genossen, die von Antiochia an uns geschrieben haben, den geliebten Brüdern, Gruß im Herrn!
21.
Ich las den Brief, der mir durch meine Priester Elpidius und Philoxenus überbracht wurde, und es befremdete mich, daß ihr, während wir mit Liebe und dem Bewußtsein der Wahrheit schrieben, mit Zank und nicht in geziemender Weise uns geantwortet habt. Denn Übermuth und Ruhmredigkeit verriethen die Briefschreiber in ihrem Briefe. Das ist aber dem Glauben in Christus fremd. Denn was mit Liebe geschrieben war, hätte eine gleiche liebevolle und nicht zanksüchtige Erwiderung finden sollen. Oder ist es nicht ein Zeichen der Liebe, Priester zu senden, um den Leidenden Beileid auszudrücken, die, welche schrieben, einzuladen, daß sie kommen sollen, damit Alles rascher <s 79> gelöst und geordnet werden könne und weder unsere Brüder mehr leiden, noch euch Jemand verleumde? Aber ich weiß nicht, was euch in eine solche Stimmung versetzt hat, daß wir auf den Gedanken kommen, ihr möchtet auch die Worte, mit denen ihr uns zu ehren scheinet, mit einer gewissen Verstellung in einem andern Sinne gebraucht haben. Denn auch die abgesandten Priester, die mit Freude hätten zurückkehren sollen, kehrten im Gegentheil mit Schmerz zurück über das, was sie dort haben vor sich gehen sehen. Und was mich betrifft, so habe ich, nachdem ich das Schreiben gelesen hatte, die Sache lange bei mir überlegt und den Brief bei mir behalten, indem ich glaubte, es würden doch Einige kommen, und ich bedürfe des Briefes nicht, damit er nicht, wenn er öffentlich bekannt würde, hier Viele in Schmerz versetzte. Als ich aber, da Niemand kam, ihn doch vorzeigen mußte, so wunderten sich, ich gestehe es euch, Alle, und sie konnten es fast nicht glauben, daß das überhaupt von euch geschrieben worden sei. Denn der Brief enthielt mehr Zank als Liebe. Hat aber der Verfasser des Briefes nur geschrieben, um seine Beredsamkeit zum Besten zu geben, so geziemt sich ein solches Streben für Andere. Denn in kirchlichen Dingen handelt es sich nicht um den Prunk der Beredsamkeit, sondern um die apostolischen Vorschriften und darum, daß man sich bemühe, in der Kirche Keinen von den Kleinen zu ärgern. Denn es ist nach dem Ausspruch der Kirche besser, daß Einem ein Mühlstein an den Hals gebunden und er ins Meer versenkt werde, als daß man auch nur Einen von den Kleinen ärgert.42 Wenn aber, weil Einige aus gegenseitiger Engherzigkeit sich gekränkt fühlten, — denn ich möchte nicht behaupten, daß Alle diese Gesinnung theilen, — dieser Brief entstanden ist, so hätte man entweder überhaupt dem Gefühle der Kränkung sich nicht hingeben oder wenigstens die Sonne über seinen Groll nicht untergehen lassen sollen.43 Wenigstens hätte man sich nicht <s 80> so weit treiben lassen sollen, daß man demselben schriftlich Ausdruck gab.
22.
Doch was ist denn vorgekommen, das Groll zu erzeugen geeignet war? Oder was von dem, was wir schrieben, war geeignet, euern Groll zu erregen? Vielleicht, daß ich euch einlud, euch zu einer Synode einzufinden? Aber das hättet ihr eben mit Freude aufnehmen sollen. Denn die, denen ihre Thaten oder, wie sie selbst sagen, ihre Entscheidungen Zuversicht einflößen, nehmen es nicht übel auf, wenn die Entscheidung von Andern geprüft werden will, sondern sie zeigen Muth, weil die gerechte Entscheidung niemals ungerecht werden kann. Deßhalb haben auch die in der großen Synode von Nicäa versammelten Bischöfe nicht ohne göttliche Führung zugegeben, daß die Beschlüsse der ersten Synode in einer zweiten untersucht würden,44 damit die Richter, indem sie die spätere zweite Untersuchung vor Augen haben, mit aller Genauigkeit forschen, und damit die, über welche der Urtheilsspruch gefällt wird, fest glauben, daß sie nicht wegen des Hasses der früheren Richter, sondern nach Gerechtigkeit gerichtet werden. Wenn aber das eine alte Gewohnheit ist, die in der großen Synode erwähnt und schriftlich gemeldet wird, und ihr nicht wollt, daß sie bei euch zur Geltung komme, so ist eine solche Zurückhaltung ungeziemend. Denn was einmal in der Kirche zur Gewohnheit geworden und von den Synoden bestätigt worden ist, kann nicht mit Recht von Einigen abgeschafft werden. Aber auch ausserdem können sie sich hierin nicht mit Recht gekränkt fühlen. Denn als die, die von euch Eusebianern mit Briefen abgesendet worden waren, nämlich der Priester Makarius und die Diakonen Martyrius und Hesychius, hieher gekommen waren und den angekommenen Priestern des Athanasius nicht <s 81> Stand halten konnten, sondern in Allem beschämt und überführt wurden, da baten sie uns, eine Synode zu berufen und sowohl an den Bischof Athanasius in Alexandria zu schreiben, als auch zu schreiben an die Eusebianer, damit in Gegenwart Aller die gerechte Entscheidung getroffen werden könne. Denn damals versprachen sie auch, Alles gegen Athanasius beweisen zu wollen. Denn öffentlich waren Martyrius und Hesychius mit ihren Begleitern von uns überführt worden, und die Priester des Bischofs Athanasius widerstanden unerschüttert. Die Begleiter des Martyrius aber, um die Wahrheit zu sagen, wurden in Allem beschämt, weßhalb sie auch auf den Zusammentritt einer Synode drangen. Hätte ich nun, ohne daß Martyrius und Hesychius mit ihren Begleitern auf den Zusammentritt einer Synode gedrungen hätten, wegen unserer Brüder, die über erlittenes Unrecht klagten, aufgemuntert, die Briefschreiber nicht leicht durchzulassen, so wäre selbst dann die Aufmunterung gerechtfertigt und gerecht gewesen, denn sie ist kirchlich und Gott wohlgefällig. Da aber die, welche ihr Eusebianer selbst eueres Vertrauens für würdig hieltet, uns um die Berufung baten, so wäre es für die Gerufenen billig gewesen, sich nicht gekränkt zu fühlen, sondern vielmehr bereitwillig zu kommen. Daraus geht also hervor, daß der angenommene Groll der Gekränkten grundlos, ihre Ablehnung aber, da sie nicht kommen wollten, ungeziemend und verdächtig sei. Erhebt Jemand über das, was er an sich selbst billigt, eine Anklage, sobald er es einen Andern thun sieht? Denn wenn, wie ihr schreibt, jede Synode eine Giltigkeit hat, an der man nicht rütteln darf, und der Richter entehrt wird, sobald Andere den Richterspruch untersuchen, so erwäget, Geliebte, wer die Synode entehrt, und wer die Entscheidungen der früheren Richter umstößt. Damit es aber nicht den Anschein gewinne, als wollte ich durch Erforschung des Einzelnen jetzt Jemand lästig fallen, so genügt, was zuletzt geschehen ist, bei dessen Anhörung man schaudern möchte, um einen Begriff von all dem zu geben, was wir übergehen.
23.
<s 82> Die Arianer, die von Alexander seligen Andenkens dem ehemaligen Bischof von Alexandria, wegen Gottlosigkeit excommunicirt wurden, sind nicht bloß in allen Städten ausgewiesen, sondern auch von Allen, die auf der großen Synode zu Nicäa sich gemeinsam versammelt hatten, mit dem Anathem belegt worden. Denn nicht einen gewöhnlichen Fehler hatten sie begangen noch gegen einen Menschen gesündigt, sondern gegen unsern Herrn Jesus Christus selbst, den Sohn des lebendigen Gottes. Und gleichwohl heißt es jetzt, daß die, welche vom ganzen Erdkreis ausgestoßen und in der ganzen Kirche gebrandmarkt wurden, Aufnahme gefunden haben, und ich glaube, daß auch ihr bei dieser Nachricht ungehalten sein müßt. Wer also entehrt die Synode? Nicht die, welche die dreihundert Stimmen für Nichts achten und die Gottlosigkeit der Gottesfurcht vorziehen? Denn die Häresie der Ariomaniten wurde überall von allen Bischöfen verurtheilt und verboten. Den Bischöfen Athanasius und Marcellus aber stehen Mehrere zur Seite, die für sie sprechen und schreiben. Denn von Marcellus wurde uns bezeugt, daß er auch auf der Synode in Nicäa den Gesinnungsgenossen des Arius widersprochen hat. Von Athanasius aber wurde uns bezeugt, daß er nicht einmal in Tyrus verurtheilt werden konnte, in der Mareotis aber nicht anwesend war, wo das Beweismaterial gegen ihn gesammelt worden sein soll. Ihr wißt aber, Geliebte, daß einseitiges Vorgehen keine Giltigkeit hat und verdächtig erscheint. Obschon aber Dieß so sich verhält, so habe ich der gründlichen Untersuchung wegen weder euch, noch denen, die für sie geschrieben haben, den Vorzug gegeben, sondern die, welche geschrieben hatten, eingeladen zu kommen, damit, da Mehrere für sie geschrieben haben, Alles auf einer Synode untersucht und so weder der Unschuldige verurtheilt noch der Schuldige als schuldlos angesehen würde. Nicht also von uns wird eine Synode entehrt, sondern von denen, die willkürlich und ohne Umstände und ohne Zustimmung der Richter die von Allen verurtheilten Arianer aufgenommen haben. Denn die meisten derselben sind bereits aufgelöst bei Christus, einige <s 83> aber werden auch jetzt noch in diesem Leben geprüft und sind gehalten, daß man ihren Richterspruch umgestoßen hat.
24.
Dieß haben wir auch von denen erfahren, die in Alexandria waren. Denn es sind auch ein gewisser Karpones, der von Alexander wegen der Häresie des Arius excommunicirt worden war, und Einige, die gleichfalls wegen der nämlichen Häresie excommunicirt worden waren, von einem gewissen Gregorius gesendet, hieher gekommen. Zugleich haben wir durch den Priester Makarius und durch die Diakonen Martyrius und Hesychius Nachricht erhalten. Bevor nämlich die Priester des Athanasius angelangt waren, forderten sie uns auf, an einen gewissen Pistus in Alexandria zu schreiben, als noch der Bischof Athanasius in Alexandria war. Von diesem Pistus aber erklärten die anwesenden Priester des Athanasius, daß er ein Arianer und von dem Bischof Alexander und der Synode in Nicäa excommunicirt, von einem gewissen Secundus aber geweiht worden sei, den die große Synode als einen Arianer excommunicirte. Dieß widersprachen selbst Martyrius und seine Begleiter nicht, und sie stellten nicht in Abrede, daß Pistus von Secundus die Weihe empfangen habe. Ermesset also auch hieraus, wer wohl mit Recht Tadel verdiene, wir, daß wir uns nicht verleiten ließen, an den Arianer Pistus zu schreiben, oder die, welche uns riethen, die große Synode zu entehren und an die Gottlosen wie an Gottesfürchtige zu schreiben. Denn auch der Priester Makarius, der von Eusebius im Gefolge des Martyrius abgesendet worden war, reiste, wie er von der Anwesenheit der Priester des Athanasius vernommen hatte, während wir auf seine Ankunft warteten, mit Martyrius und Hesychius und ihren Begleitern zur Nachtszeit ab, obschon er unpäßlich war. Daraus konnten wir mit Recht schließen, daß er abzog, weil er sich der Überweisung des Pistus schämte. Denn unmöglich konnte die Weihe durch den Arianer Secundus in der katholischen Kirche giltig sein. Denn das ist in Wahrheit eine der Synode und den auf ihr versammelten <s 84> Bischöfen zugefügte Schmach, wenn das, was mit so großer Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit wie in der Gegenwart Gottes geschah, als ungiltig umgestoßen wird.
25.
Sollen nun, wie ihr schreibt, die Beschlüsse der Synoden nach dem Beispiel des Novatus und Paul von Samosata zu Recht bestehen,45 so hätte man um so mehr den Beschluß der Dreihundert nicht umstoßen, es hätte die katholische Synode von einigen Wenigen nicht entehrt werden sollen. Denn Häretiker sind die Arianer wie Diese,46 und die Beschlüsse gegen sie sind den Beschlüssen gegen Diese ähnlich. Da also Dieß gewagt worden ist, wer ist es, der die Flamme der Zwietracht angezündet hat? Denn ihr habt uns in eurem Schreiben diese That vorgeworfen. Haben also wir Zwietracht gestiftet, die wir den Schmerz mit den leidenden Brüdern theilten und in Allem nach dem kirchlichen Gesetze handelten, oder die, welche aus Zanksucht und gegen die kirchliche Vorschrift den Beschluß der Dreihundert umstießen und in Allem die Synode mißachteten? Denn es wurden nicht nur die Arianer aufgenommen, sondern es haben auch die Bischöfe die Gewohnheit angenommen, von einem Ort zu einem andern überzusiedeln.47 Wenn ihr nun die Würde der Bischöfe in Wahrheit für die gleiche und die nämliche haltet und nicht nach der Größe der Städte, wie ihr schreibt, die Bischöfe beurtheilt, so sollte der, welcher mit einer kleinen betraut worden ist, in der ihm anvertrauten ausharren und nicht mit Geringschätzung des anvertrauten Gegenstandes zu einer ihm nicht übergebenen übergehen, um die ihm von Gott anvertraute zu mißachten und eitlem Menschenruhme nachzustreben. <s 85> Ihr hättet also, Geliebte, kommen und nicht ablehnen sollen, um die Sache zu Ende zu führen; denn das ist vernünftig. Aber vielleicht hinderte euch der festgesetzte Termin? Denn das habt ihr in euerm Schreiben bemängelt, daß wir einen zu kurzen Termin für die Synode angesetzt hätten. Aber auch das, Geliebte, ist eine Ausrede. Denn wenn Einigen, da sie auf der Reise begriffen waren, die Zeit zu kurz geworden wäre, so wäre es ein Beweis, daß eine zu kurze Zeit als Termin festgesetzt wurde. Wenn sie aber, während sie selbst nicht kommen wollten, auch die Priester48 bis zum Monat Januar zurückhielten, so verräth die Ausrede, daß sie keine Zuversicht hatten. Denn sie wären, wie gesagt, gekommen, wenn sie Zuversicht gehabt hätten, ohne sich um den weiten Weg zu kümmern oder sich vom Termin beirren zu lassen, indem sie vielmehr auf die Gerechtigkeit und Billigkeit ihrer Sache vertraut hätten. Aber vielleicht kamen sie wegen der Zeitumstände nicht? Denn das habt ihr mir wieder schriftlich mitgetheilt, wir sollten im Hinblick auf die gegenwärtigen Zustände im Orient euch nicht zumuthen, zu erscheinen. Wenn ihr aber wegen dieser Zustände nicht gekommen seid, wie ihr sagt, so hättet ihr zuerst im Hinblick auf diese Zustände keine Spaltung, noch Jammer und Thränen in den Kirchen veranlassen sollen. Nun aber haben die, welche Dieß thaten, bewiesen, daß nicht die Zeitumstände die Schuld trugen, sondern der freie Entschluß, weil sie nicht kommen wollten.
26.
Ich wundere mich auch über eine Stelle des Briefes, daß ihr schreiben mochtet, ich allein habe den Eusebianern49 allein und nicht an euch alle geschrieben; denn <s 86> man kann in diesem Tadel eher Leichtsinn als Wahrheit finden. Denn da ich von keiner andern Seite einen Brief gegen Athanasius empfangen hatte als von Martyrius und Hesychius und ihren Begleitern, so mußte ich an die schreiben, die gegen ihn geschrieben hatten. Es hätten daher entweder die Eusebianer nicht allein ohne euch Alle schreiben, oder ihr hättet es nicht übel aufnehmen sollen, daß ich nicht an euch schrieb, während ich an die schrieb, die auch ihrerseits schrieben. Denn hätte ich an euch alle schreiben sollen, so hättet auch ihr mit Jenen schreiben sollen. Nun aber haben wir in folgerichtiger Weise an die geschrieben, die auch mit uns in schriftlichen Verkehr getreten sind. Hat es euch aber verletzt, daß ich allein an Jene geschrieben habe, so müßt ihr auch ungehalten sein, daß sie an mich allein geschrieben haben. Aber auch in dieser Beziehung haben wir eine glaubwürdige und gegründete Entschuldigung, Geliebte! Ich muß euch nämlich zugleich mittheilen, daß, wenn ich auch allein schrieb, Dieß doch nicht allein meine Meinung, sondern die Meinung aller Bischöfe in Italien und in diesen Gegenden ist. Und ich wollte nicht, daß sie alle schrieben, damit sie nicht durch ihre Menge lästig fielen.50 Es sind jedoch trotzdem zur festgesetzten Zeit Bischöfe zusammengetreten und haben sich in dieser Ansicht geeinigt, die ich euch wieder schriftlich mittheile. Wenn ich euch also auch allein schreibe, Geliebte, so erkennet, daß das die Meinung Aller sei. So viel nun darüber, daß Einige von euch nicht vernünftige, sondern ungerechtfertigte und verdächtige Entschuldigungen vorbringen.
27.
Daß wir aber unsere Mitbischöfe Athanasius und Marcellus nicht leichtsinnig und in ungerechter Weise in unsere Gemeinschaft aufgenommen haben, glauben wir, <s 87> obschon das bereits Gesagte genügen würde, noch in Kürze nachweisen zu sollen. Es schrieben zuerst die Eusebianer gegen Athanasius mit seinem Anhang. Jetzt aber habt auch ihr geschrieben, und es haben sehr viele Bischöfe aus Ägypten und den übrigen Eparchien für Athanasius geschrieben. Erstens nun sind euere Schreiben gegen ihn mit sich selbst in Widerspruch, und das zweite stimmt mit dem ersten nicht überein, vielmehr wird in vielen Dingen das erste vom zweiten aufgehoben, und das zweite vom ersten angeklagt. Wenn aber die Briefe nicht übereinstimmen, so verdient deren Inhalt keinen Glauben. Ferner, wenn ihr wollt, daß man glaube, was ihr schreibt, so muß man auch denen, die für ihn geschrieben haben, den Glauben nicht verweigern, zumal ihr in der Ferne seid, Jene aber auf dem Schauplatz sind und den Mann kennen und über die dortigen Ereignisse schreiben, indem sie seinem Leben Zeugniß geben und versichern, daß in Allem gegen ihn intriguirt worden sei. Auch hieß es einmal von einem Bischof Arsenius, er sei von Athanasius getödtet worden. Aber von diesem erfuhren wir, daß er lebe, ja sogar mit ihm in Freundschaft stehe. Jene Aufnahme des Beweismaterials, die in der Mareotis geschah, ist nach seiner Versicherung einseitig geschehen. Denn es sei dort weder der angeklagte Priester Makarius noch sein Bischof Athanasius selbst anwesend gewesen. Und das erkannten wir nicht bloß aus seinen Worten, sondern haben es auch aus dem Beweismaterial erkannt, das uns Martyrius und Hesychius überbrachten. Denn beim Durchlesen fanden wir, daß der Ankläger Ischyras dort war, nicht aber Makarius noch der Bischof Athanasius, ebenso, daß die Priester des Athanasius zu erscheinen wünschten, aber mit ihrer Bitte abgewiesen wurden. Es hätte aber, Geliebte, wenn man bei der Untersuchung sich um die Wahrheit gekümmert hätte, nicht bloß der Ankläger, sondern auch der Angeklagte zugegen sein sollen. Denn wie in Tyrus der angeklagte Makarius zugegen war und sein Ankläger Ischyras, und Nichts bewiesen wurde, ebenso hätte auch nach der Mareotis nicht bloß der Ankläger, sondern auch der <s 88> Angeklagte abgehen sollen, damit er in seiner Anwesenheit entweder überführt worden wäre oder, konnte er nicht überführt werden, das Intriguennetz hätte nachweisen können. Da aber das nun nicht geschah, sondern der Ankläger mit denen, die Athanasius ablehnte, allein hinging, so erscheint die Sache verdächtig.
28.
Er erhob auch Beschwerde, daß die, welche nach der Mareotis abgingen, ohne seine Zustimmung dahin abgegangen seien. Er sagte nämlich, daß sie den Theognius, Maris, Theodor, Ursacius, Valens und Macedonius, die verdächtig waren, abgesendet hätten. Und das wies er nicht nur in seinen Reden, sondern auch aus dem Briefe Alexanders, des ehemaligen Bischofs von Thessalonich, nach. Er zeigte nämlich seinen Brief vor, den er an Dionysius, den Comes auf der Synode, geschrieben hatte, und in dem er kund gibt, daß gegen Athanasius offenbar Intriguen gespielt worden seien.51 Auch wies er einen ächten ganz von der Hand des Anklägers Ischyras geschriebenen Brief vor, in dem er den allmächtigen Gott zum Zeugen anrief und behauptete, es sei weder ein Kelch zerbrochen noch ein Tisch umgestürzt worden, sondern er sei von Einigen angestiftet worden, diese Anklage zu erdichten. Auch Priester, die von der Mareotis gekommen waren, versicherten, daß weder Ischyras ein Priester der katholischen Kirche sei noch Makarius so Etwas verbrochen habe, wie Jener ihn beschuldigte. Die Priester und Diakonen aber, die hieher kamen, bezeugten nicht Weniges, sondern Vieles zu Gunsten des Bischofs Athanasius und versicherten, daß Nichts von dem wahr sei, was gegen ihn vorgebracht werde, und daß gegen ihn intriguirt worden sei. Und alle Bischöfe Ägyptens und Libyens versicherten in ihrem Schreiben, daß sowohl seine Weihe gesetzlich und kirchlich vor sich gegangen als auch Alles, was ihr gegen ihn ausgesagt habt, erlogen sei. Denn es sei weder ein Mord geschehen, noch sei seinetwegen <s 89> Jemand getödtet noch ein Kelch zerbrochen worden, sondern Alles sei erlogen. Und aus dem in der Mareotis einseitig gesammelten Beweismaterial zeigte der Bischof Athanasius, daß ein Katechumen auf gestellte Frage gesagt habe, er sei drinnen bei Ischyras gewesen, als Makarius, der Priester des Athanasius, nach ihrer Angabe sich am Orte befand, ebenso, daß von Andern, die verhört wurden, der Eine ausgesagt hätte, daß Ischyras in einer kleinen Kammer, ein Anderer, daß er neben der Thüre lag und damals krank war, als nach ihrer Angabe Makarius dorthin kam. Aus dem, was er sagte, machen natürlich auch wir uns unsere Gedanken: Wie konnte der, welcher krank an der Thüre lag, aufrecht stehen und den Gottesdienst feiern und opfern? Oder wie konnte die Opferung stattfinden, wenn die Katechumenen drinnen waren? Denn waren die Katechumenen drinnen, so war noch nicht die Zeit der Opferung. Das sagte, wie gesagt, der Bischof Athanasius und wies aus dem Beweismaterial unter Beistimmung seiner Begleiter nach, daß er weder überhaupt jemals Priester in der katholischen Kirche gewesen noch als Priester jemals bei einer Versammlung in der Kirche erschienen sei. Denn nicht einmal, so behaupteten sie, als Alexander gemäß der Milde der großen Synode die Anhänger des melitianischen Schismas wieder aufnahm, sei er von Melitius unter den Seinigen genannt worden, woraus ganz deutlich hervorgeht, daß er auch zu den Priestern des Melitius nicht gehöre. Denn wenn er dazu gehörte, so müßte auch er unter ihnen aufgezählt werden. Ausserdem wurde auch in andern Dingen dem Ischyras von Athanasius aus dem Beweismaterial seine Lügenhaftigkeit bewiesen. Denn da er ihn angeklagt hatte, als seien zur Zeit, da nach ihrer Angabe Makarius erschien, Bücher verbrannt worden, wurde er von den von ihm selbst vorgeführten Zeugen als Lügner überführt.
29.
Da also Dieß in dieser Weise ausgesagt wurde und so viele Zeugen zu seinen Gunsten sprachen und er so Vieles zu seiner Rechtfertigung vorbrachte, was hätten wir thun sollen? Oder was verlangt das Kirchengesetz <s 90> anders, als den Mann nicht zu verurtheilen, sondern ihn vielmehr aufzunehmen und als Bischof zu betrachten, wie wir auch thaten? Denn abgesehen von all dem blieb er hier ein Jahr und sechs Monate und wartete auf euere Ankunft oder die Ankunft derer, die kommen wollten. Durch sein Erscheinen aber beschämte er Alle, weil er nicht erschienen wäre, wenn er keine Zuversicht gehabt hätte. Denn er ist nicht aus eigenem Antrieb gekommen, sondern weil er von uns eine schriftliche Einladung empfangen hatte, wie wir auch an euch schrieben. Und gleichwohl habt ihr trotz so Vielem uns getadelt, als hätten wir gegen die Kirchengesetze gehandelt. Erwäget nun, wer gegen die Kirchengesetze gehandelt hat, wir, die wir bei so vielen Beweisen den Mann aufgenommen haben, oder die, welche in einer Entfernung von sechsunddreissig Stationen52 in Antiochia einen Fremdling zum Bischof ernannten und mit Militärmacht nach Alexandria sandten? Das geschah nicht einmal damals, als er nach Gallien in die Verbannung geschickt wurde. Es wäre aber auch damals geschehen, wenn er wirklich überführt worden wäre. Er fand darum ja auch bei seiner Rückkehr eine verwaiste und auf ihn harrende Kirche.
30.
Jetzt aber weiß ich nicht, in welcher Weise das Geschehene geschehen ist. Denn erstens, wenn man die Wahrheit sagen soll, hätte Niemand dem Urteilsspruch der Synode vorgreifen sollen, wenn wir zu einer Synode einluden. Ferner hätte nicht eine solche Neuerung in der Kirche stattfinden sollen. Denn was ist das für ein Kirchengesetz oder was für eine apostolische Überlieferung, daß, obschon die Kirche ruhig ist und so viele Bischöfe mit Athanasius, dem Bischof von Alexandria, in Eintracht leben, man den Gregorius hinsendet, welcher der Stadt fremd, in derselben nicht <s 91> getauft und den Meisten unbekannt ist, ohne von den Priestern, ohne von den Bischöfen, ohne vom Volk verlangt worden zu sein, daß man ihn vielmehr in Antiochia weiht und nach Alexandria sendet, nicht mit Priestern, nicht mit Diakonen der Stadt, nicht mit Bischöfen aus Ägypten, sondern mit Soldaten? Denn darüber sprachen und beschwerten sich die, welche hieher kamen. Denn hätte man auch den Athanasius nach der Synode schuldig gefunden, so hätte die Weihe nicht in so gesetzwidriger Weise und im Widerspruch mit den Kirchengesetzen geschehen, sondern es hätten in der Kirche selbst, aus dem Priesterstande selbst, aus dem Klerus selbst die Bischöfe in der Eparchie einen Bischof weihen, und es hätten nicht die apostolischen Vorschriften umgangen werden sollen. Denn hättet ihr, wenn gegen Einen von euch so Etwas geschehen wäre, nicht euere Stimme erhoben, hättet ihr nicht Bestrafung verlangt, weil die Kirchengesetze verletzt seien? Geliebte, wie in Gottes Gegenwart sprechen wir der Wahrheit gemäß es aus und sagen, daß das nicht gottesfürchtig ist, noch gerecht, noch kirchlich. Denn auch, was von Gregor bei seinem Einzug geschehen sein soll, läßt erkennen, wie es mit seiner Weihe bestellt ist. Denn in so friedlichen Zeiten, wie die selbst meldeten, die von Alexandria kamen, und wie die Bischöfe53 schrieben, gab es in der Kirche einen Brand, wurden Jungfrauen entblößt, Einsiedler mit Füßen getreten, Priester und viele Laien mißhandelt und ihnen Gewalt angethan, Bischöfe ins Gefängniß geworfen, Viele herumgeschleift. Die heiligen Geheimnisse, wegen deren sie den Priester Makarius beschuldigten, wurden von den Heiden geplündert und auf die Erde geworfen, damit Einige sich der Einsetzung des Gregorius fügten. Solche Dinge aber zeigen, wer die Kirchengesetze verletze. Denn wäre die Weihe gesetzlich gewesen, so hätte er nicht in ungesetzlicher Weise die zum Gehorsam genöthigt, die ihm nach dem Gesetze den Gehorsam verweigerten. Und obschon Dieß geschah, schreibt ihr doch, <s 92> daß tiefer Friede in Alexandria und Ägypten geherrscht habe. Da müßte wahrlich das Geschäft des Friedens ein anderes geworden sein, wenn ihr solche Zustände Frieden nennt.