51.
Als Dieß der fromme Kaiser Constantius vernommen hatte, rief er uns herbei, indem er eigenhändig an seinen Bruder, den seligen Constans, schrieb, und einmal an uns, und auch ein zweites und drittes Mal, in folgender Weise:
Constantius Augustus der Siegreiche an Athanasius
Die Menschenfreundlichkeit unserer Milde gab nicht zu, daß du von den wilden Wogen des Meeres lange umtost und bestürmt werdest. Unsere unermüdliche Frömmigkeit nahm es nicht gleichgiltig hin, daß du des heimathlichen Heerdes verlustig und der Deinigen beraubt in unwegsamen, von wilden Thieren bewohnten Gegenden umherirrtest. So lange ich daher auch zögerte, den Entschluß meines Herzens dir schriftlich mitzutheilen, indem ich warten wollte, bis du aus eigenem Antrieb zu uns kämest und uns bätest, deinen Mühsalen zu steuern, so haben wir, da vielleicht die Furcht der Ausführung deines Willens im Wege stand, deßhalb an deine Standhaftigkeit ein Schreiben gesandt, das mit reichem Geschenke gefüllt ist, damit du dich bestrebest, ohne Furcht bald unsere Augen mit deiner Gegenwart zu erfreuen, und du, indem dein Verlangen gestillt wird und du unsere <s 120> Menschenfreundlichkeit erfahrest, den Deinigen zurückgegeben werdest. Denn deßhalb habe ich auch meinen Herrn und meinen Bruder Constans, den siegreichen Augustus, für dich gebeten, er möge dir erlauben zu kommen, damit du mit unserer beiderseitigen Zustimmung deiner Heimath wieder zurückgeben werdest und Dieß als Unterpfand unserer Gnade besitzest.
Zweiter Brief.
Haben wir wohl schon im ersten Schreiben dir zu verstehen gegeben, du mögest unbesorgt dich an unsern Hof verfügen, weil es unser innigster Wunsch ist, dich in die Heimath zu entsenden, so haben wir auch jetzt diesen Brief an deine Standhaftigkeit gesendet und laden dich in demselben ein, du mögest, frei von jedem Mißtrauen und jeder Furcht, die öffentlichen Fuhrwerke besteigen und zu uns eilen, damit du dein Verlangen befriedigen könnest.
Dritter Brief.
Als wir in Edessa70 weilten, beschloßen wir in Anwesenheit deiner Priester, an dich einen Priester zu senden, damit du schnell an unsern Hof kämest und, nachdem du unser Angesicht gesehen, sogleich nach Alexandria reisen möchtest. Da aber eine sehr lange Zeit verstrichen war, seit du den Brief von uns empfingst, und du nicht gekommen bist, so wollten wir deßhalb auch jetzt dich erinnern, damit du doch jetzt dich bestrebest, uns mit deiner baldigen Gegenwart zu beehren, und du so deinem Vaterland zurückgegeben und deines Wunsches theilhaftig werden könnest. Um dir die Sache umständlicher auseinanderzusetzen, haben wir den <s 121> Diakon Achitas abgesandt, der dir mittheilen kann, was wir in unserm Herzen beabsichtigen, und daß du deine Wünsche wirst erreichen können.
So also schreibt der Kaiser. Ich aber ging nach Empfang des Briefes nach Rom, um mich von der Kirche und dem Bischof zu verabschieden. Ich befand mich nämlich, als das an mich geschrieben wurde, in Aquileja. Und die Kirche war von unendlicher Freude erfüllt. Der Bischof Julius theilt die Freude über unsere Rückkehr und schreibt an die Kirche. Und wo wir später durchreisten, begleiteten uns die Bischöfe in Frieden. Folgendes ist der Inhalt des Briefes.
Julius an die Priester, Diakonen und das Volk, das in Alexandria wohnt.
52.
Auch ich nehme an euerer Freude Antheil, geliebte Brüder, weil ihr die Frucht eueres Glaubens nun vor Augen sehet. Denn das kann man in Wahrheit an meinem Bruder und Mitbischof Athanasius sich vollziehen sehen, den wegen der Unschuld seines Lebens und wegen eueres Gebetes Gott euch zurückgibt. Daraus kann man ersehen, daß ihr immer reine liebeerfüllte Gebete zu Gott emporgeschickt habt. Denn da ihr der himmlischen Verheissungen und der Leitung zu denselben eingedenk seid, die euch durch die Lehre meines genannten Bruders zu Theil geworden ist, so erkanntet ihr wahrhaft und habt im rechten Glauben, den ihr besitzet, begriffen, daß der nicht beständig von euch getrennt sein werde, der in eueren gottesfürchtigen Seelen euch immer als gegenwärtig vor Augen geschwebt ist. Ich brauche, indem ich an euch schreibe, nicht viele Worte zu machen. Denn Alles, was ich euch sagen mag, hat euer Glaube im Voraus erfaßt und hat in der Gnade Gottes die gemeinsamen Wünsche von uns allen erfüllt. Ich freue mich also mit euch, ich sage es noch einmal, daß ihr euere Seelen lm Glauben unerschüttert bewahrt habt, und nicht minder freue ich mich mit meinem Bruder Athanasius, daß er, obschon <s 122> er viel Schmerzliches litt, nicht eine Stunde lang euere Liebe und euere Sehnsucht vergessen hat. Denn wenn er auch dem Leibe nach auf eine Zeit lang von euch getrennt zu sein schien, so lebte er doch im Geiste beständig in Gemeinschaft mit euch.
53.
Er kehrt also jetzt in größerem Glanze zu euch zurück, als da er euch verließ. Denn wenn die kostbaren Stoffe wie Gold und Silber in Bezug auf die Reinigkeit das Feuer prüft, welche Worte sind wohl eines so großen Mannes würdig, der, nachdem er so viele Drangsale siegreich bestanden hat, euch zurückgegeben wird, nicht bloß von uns, sondern auch von der ganzen Synode für unschuldig erklärt? Nehmt also, geliebte Brüder, mit aller Ehre und Freude in Gott euern Bischof Athanasius und mit ihm Alle auf, die mit ihm so viele Mühe getheilt haben, und freuet euch, daß der Gegenstand euerer Wünsche euch zu Theil geworden ist, die ihr eueren Hirten, der nach euerer Gottesfurcht, so zu sagen, sich sehnte und dürstete, mit heilsamen Schreiben getränkt und genährt habt. Denn ihr seid ihm bei seinem Aufenthalte in der Fremde ein Trost geworden und habt den Verfolgten durch euere treuen Seelen und Herzen erquickt. Ich aber empfinde bereits Freude, indem ich euere gemeinsame Freude über seine Rückkehr mir vorstelle und sie in Gedanken vorhersehe, sowie das gottesfürchtige Entgegengehen der Menge und die herrliche Festfeier der Herbeiströmenden. Was für ein herrlicher Tag wird das für euch sein, wenn mein Bruder zurückkommt, wenn die früheren Zustände aufhören und die hochgefeierte und erwünschte Rückkehr gleichsam zum frohen Genuß der ungetrübtesten Freude Alle vereinigt! Diese Freude berührt im höchsten Grade auch uns, da gewiß von Gott auch das uns gewährt wurde, daß wir einen so großen Mann konnten kennen lernen. Es geziemt sich nun, den Brief mit einem Gebete zu schließen. Der allmächtige Gott und sein Sohn, unser Herr und Heiland Jesus Christus, möge euch ununterbrochen seine Gnade verleihen und euerem bewundernswerthen Glauben, den ihr an euerem Bischof durch <s 123> rühmliches Zeugniß an den Tag gelegt habt, den Kampfpreis gewähren, damit er euch und eueren Nachkommen hier und im künftigen Leben das Beste gewähre, was kein Auge gesehen, kein Ohr gehört hat, und was in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben, durch unsern Herrn Jesus Christus, durch den dem allmächtigen Gotte die Herrlichkeit sei von Ewigkeit zu Ewigkeit Amen. Ich sage euch Lebewohl im Herrn, geliebte Brüder!
54.
Als ich mit diesem Schreiben angekommen war, nahm mich der Kaiser zuvorkommend auf und entließ mich in die Heimath und zur Kirche, indem er an die Bischöfe, Priester und Laien Folgendes schrieb.
Der siegreiche Constantius, der Größte, Durchlauchtigste, an die Bischöfe und Priester der katholischen Kirche.
Nicht wurde der ehrwürdigste Athanasius von der Gnade Gottes verlassen, sondern wenn er auch auf kurze Zeit der Prüfung unter den Menschen ausgesetzt war, so wurde ihm doch durch die Vorsehung, welche über Alles wacht, das verdiente Loos zu Theil, und er gelangte durch den Willen des Höchsten und unsere richterliche Entscheidung zugleich in den Besitz der Heimath und der Kirche, deren Vorsteher er nach dem Willen Gottes war. Es mußte ihm auch das Geziemende von unserer Milde zu Theil werden, so daß Alles, was früher gegen die beschlossen worden ist, welche mit ihm Gemeinschaft gepflogen haben, jetzt der Vergessenheit anheimfallen und jeder Verdacht gegen sie für die Zukunft aufhören und die Abgabenfreiheit, die früher seine Kleriker genossen, ihnen in gebührender Weise bestätigt sein soll. Wir beschlossen nämlich auch dadurch unsere Gewogenheit gegen ihn zu zeigen, so daß Alle, die auf der Liste der Religionsdiener verzeichnet sind, erkennen, daß allen seinen Anhängern Sicherheit gewährt sei, seien es Bischöfe oder Kleriker. Ein genügendes Kennzeichen der rechten <s 124> Geistersrichtung eines Jeden wird die Vereinigung mit ihm sein. Denn Alle, welche dem besseren Urtheil und Antheil sich anschließen und die Gemeinschaft mit ihm wählen, sollen, wie uns beliebt hat, nach dem Beispiel der früheren Fürsorge auch jetzt die von uns nach dem Willen des Höchsten gewährte Gnade genießen. Gott möge euch erhalten!
Zweiter Brief.
Der siegreiche Constantius, der Größte, Durchlauchtigste, an das Volk der katholischen Kirche in Alexandria.
55.
Da uns am Herzen liegt, daß bei euch in Allem gute Ordnung herrsche, und da wir wissen, daß ihr schon lange der Fürsorge eines Bischofs beraubt seid, so haben wir uns entschlossen, den Bischof Athanasius, einen durch seine Rechtschaffenheit und die Unbescholtenheit seiner Sitten bei Allen bekannten Mann, wieder zu euch zu senden. Nehmet diesen nach euerer Gewohnheit in geziemender Weise auf, und habt ihr ihn zum Helfer in eueren Gebeten zu Gott angenommen, so bestrebet euch, Friede und Eintracht, wie es euch geziemt und es für uns am besten ist, nach dem Gesetze der Kirche beständig zu bewahren. Denn es ist auch nicht entsprechend, daß irgend ein Zwiespalt oder eine Unruhe unter euch erregt werde, und es steht in Widerspruch mit dem Glücke unserer Zeiten. Und wir wollen, daß das von euch gänzlich ferne sei, und ermahnen euch, daß ihr, indem ihr ihn, wie schon gesagt, zum Vorsteher und Helfer habt, nach euerer Gewohnheit in eueren Gebeten zur Gottheit beständig verharret. So werden dann, wenn ihr in dieser Willensrichtung den Wünschen Aller entsprechet, auch die Heiden, die auch jetzt noch in der Verirrung des Götzendienstes stecken, zur Kenntniß der heiligen Gottesverehrung mit großer Bereitwilligkeit herbeieilen. Geliebte! Wir ermahnen euch also nochmals, euch an das bereits Gesagte stets zu halten. Nehmet den Bischof, der <s 125> durch den Rathschluß des Höchsten und unsern Willen abgesendet worden ist, liebreich auf und bringet ihm euere ganze Seele und Zuneigung entgegen. Denn das geziemt sich für euch und kommt gewiß auch unserer Milde zu. Um daher den Übelgesinnten jede Lust zu Aufruhr und Ruhestörung zu benehmen, haben wir euere Richter schriftlich beauftragt, gegen alle Ruhestörer, von denen sie Kenntniß erhielten, die Strafgesetze in Anwendung zu bringen. Indem ihr also Beides im Auge behaltet, sowohl unsern Beschluß, den wir in Verbindung mit dem Allerhöchsten gefaßt haben, und die Rücksicht für euch und euere Eintracht, als auch die Züchtigung der Widerspenstigen, und indem ihr beobachtet, was sich geziemt und der Vorschrift der heiligen Religion entspricht, befleißt euch mit aller Ehrfurcht und Hochachtung gegen den Genannten die Gebete in Verbindung mit ihm für euch und die gute Einrichtung des ganzen Lebens zu Gott dem Allvater emporzusenden.
56.
Nachdem er Dieß geschrieben hatte, befahl er, daß die früher von ihm in Folge der Verleumdung der Eusebianer gegen mich gefaßten Beschlüsse aufgehoben und aus den Archiven des Dux und des Eparchen von Ägypten entfernt werden sollten. Der Decurio Eusebius wurde abgesendet und nahm sie aus den Archiven. Das Schreiben lautet, wie folgt.
Der siegreiche Constantius Augustus an Nestorius. Gleichlautend auch an die Präfekten in Augustamnica,71 Thebais und Libyen.
Wenn sich irgend ein Befehl vorfindet, der früher einmal zum Nachtheil und zur Beeinträchtigung derer erlassen wurde, die mit dem Bischof Athanasius Gemeinschaft pflegen, so wollen wir, daß ein solcher jetzt vernichtet werde. Wir wollen daher auch, daß die Abgabenfreiheit, welche seine <s 126> Kleriker hatten, ebendieselben auch jetzt wieder haben sollen. Und wir wollen, daß dieser unser Auftrag beobachtet werde, so daß, nachdem der Bischof Athanasius der Kirche zurückgegeben ist, die, welche mit ihm Gemeinschaft haben, die Abgabenfreiheit besitzen, welche sie immer besaßen, welche auch die übrigen Kleriker besitzen, damit so auch sie dieses Besitzes sich erfreuen.
57.
Als ich in dieser Weise entlassen durch Syrien reiste, kam ich zu den Bischöfen in Palästina. Diese hielten eine Synode in Jerusalem und nahmen mich zuvorkommend auf. Auch sie entließen uns in Frieden und schrieben an die Kirche und die Bischöfe, wie folgt:
„Die heilige Synode, die in Jerusalem versammelt ist, den Amtsgenossen in Ägypten und Libyen, den Priestern, Diakonen und Laien in Alexandria, den geliebten und heißersehnten Brüdern, Gruß im Herrn!
Wir vermögen dem Gott aller Dinge nicht nach Verdienst zu danken, Geliebte, für die Wunder, die er immer that, und die er auch jetzt an euerer Kirche that, indem er euch eueren Hirten und Herrn, unsern Amtsgenossen Athanasius, zurückgibt. Denn wer hätte gehofft, das jemals mit Augen zu sehen, was euch jetzt in der That zu Theil wird! In der That fanden euere Gebete bei dem Gott aller Dinge Erhörung, der für seine Kirche Sorge trägt und auf euere Thränen und Seufzer sah und deßhalb euere Gebete erhörte. Denn ihr waret wie vernachlässigte und bedrängte Schafe, die keinen Hirten haben. Deßhalb sah der wahre Hirt vom Himmel auf euch herab, der für seine Schafe sorgt, und gibt euch den zurück, nach dem ihr verlanget. Denn sehet, auch wir, die wir Alles für den kirchlichen Frieden thun und mit euerer Liebe zusammenstimmen, haben ihn vor euch umfangen, und indem wir durch ihn mit euch in Gemeinschaft treten, senden wir euch dieses Begrüßungsschreiben und unsere Dankgebete, damit ihr wisset, daß auch wir durch das Band der Liebe mit ihm vereinigt sind. Ihr müsset aber für die Gottesfurcht der frommen Kaiser beten, die, weil sie gleichfalls euere Sehnsucht nach ihm und seine <s 127> Unschuld kannten, sich entschlossen, ihn euch mit allen Ehren zurückzugeben. Empfangt ihn also mit offenen Armen und beeilet euch, die seinetwegen schuldigen Dankgebete Gott darzubringen, der euch das gewährt hat, damit ihr immer mit Gott euch freuet und unsern Herrn verherrlichet in Christus Jesus unserm Herrn, durch welchen dem Vater die Herrlichkeit sei von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“
Die Unterschriften aber will ich, wenn ich sie auch früher schon anführte, auch jetzt hersetzen. Es sind nämlich unterschrieben: Maximus, Aetius, Arius, Theodorus, Germanus, Silvanus, Paulus, Patricius, Elpidius, Germanus, Eusebius, Zenobius, Paulus, Makrinus, Petrus, Claudius.
58.
Als das Ursacius und Valens sahen, sprachen sie sich nun selbst das Urtheil, gingen nach Rom und legten gleichfalls ein reumüthiges Bekenntniß ab, baten um Verzeihung und schrieben an Julius, den Bischof des alten Rom, und an uns Folgendes. Die Abschrift wurde mir von Paulinus, Bischof von Trier, zugesendet.
Brief an Julius über die Sinnesänderung des Ursacius und Valens.
Aus dem Römischen übersetzt.
An den hochseligen Herrn, den Vater Julius, Ursacius und Valens.72
Da bekannt ist, daß wir ehemals Vieles, was schwer verletzend ist, über den Bischof Athanasius schriftlich <s 128> ausgesagt haben, in Betreff der Sache aber, über die wir Mittheilung gemacht hatten, von deiner Güte schriftlich um näheren Aufschluß angegangen keine Rechenschaft geben konnten, so bekennen wir vor deiner Güte in Gegenwart aller Priester, unserer Brüder, daß Alles, was bisher über den Namen des genannten Athanasius euch zu Ohren gekommen, erdichtet und erlogen ist und nicht im Entferntesten ihn trifft. Deßhalb schließen wir uns gerne der Gemeinschaft des genannten Athanasius an, zumal deine Gottesfurcht in ihrer angebornen Rechtschaffenheit unserer Verirrung Verzeihung zu gewähren sich würdigte. Auch erklären wir Dieß, daß wir, wenn jemals die Morgenländer oder Athanasius73 selbst deßhalb in böser Gesinnung uns sollten vor Gericht laden wollen, ohne deine Einwilligung nicht erscheinen werden. Den Arius aber und seine Vertheidiger, welche sagen: Es war einmal, da der Sohn nicht war, und der Sohn ist aus dem Nichtseienden, und welche läugnen, daß Christus Gott und Gottes Sohn vor den Zeiten gewesen sei, belegen wir, wie in unserer ersten Erklärung, die wir in Mailand übergeben haben,74 auch jetzt und immer mit dem Anathem. Indem wir Dieß eigenhändig schreiben, bekennen wir nochmals, daß wir die arianische <s 129> Häresie, wie wir bereits ausgesprochen haben, und ihre Urheber auf ewig verurtheilt haben. Ich Ursacius habe diese meine Erklärung eigenhändig unterschrieben, ebenso auch Valens.
An den Herrn und Bruder Athanasius, den Bischof, die Bischöfe Ursacius und Valens.
„Da wir, geliebter Bruder, Gelegenheit gefunden haben, durch unsern Bruder und Mitpriester Musäus, der sich zu deiner Liebe begibt, so entbieten wir dir durch ihn aus Aquileja herzlichen Gruß und wünschen, du mögest unsern Brief bei guter Gesundheit lesen. Denn du wirst uns Freude machen, wenn du unser Schreiben erwiderst. Denn wisse, daß wir mit dir Frieden haben und in kirchlicher Gemeinschaft stehen. Und zum Beweise hiefür diene dir die Begrüssung in diesem Briefe. Die göttliche Vorsehung bewahre dich, o Herr und geliebter Bruder!“
So also lautet der Brief, und das ist das Urtheil und der Richterspruch der Bischöfe zu unsern Gunsten. Um aber zu zeigen, daß sie nicht aus Wohldienerei gehandelt haben noch von Jemand gegen sie ein Zwang geübt wurde, will ich mit euerer Zustimmung die Sache ganz von Anfang erzählen, damit ihr einsehet, daß die Bischöfe freiwillig mit Fug und Recht Dieß geschrieben und Ursacius und Valens, wenn auch spät, die Wahrheit bekannt haben.
59.
Petrus ist bei uns vor der Verfolgung Bischof gewesen und hat in der Verfolgung den Martyrertod gelitten. Dieser setzte den Melitius in Ägypten, der Bischof genannt wurde und vieler Verbrechen und des Götzenopfers überführt war, in einer gemeinsamen Synode der Bischöfe ab. Melitius aber suchte keinen Schutz bei einer andern Synode, noch suchte er sich vor der Nachwelt zu rechtfertigen, sondern veranlaßte eine Spaltung. Und seine Parteigenossen heissen seitdem nicht mehr Christen, sondern Melitianer. Zugleich begann er die Bischöfe zu schmähen und verleumdete zuerst den Petrus selbst, dann seinen <s 130> Nachfolger Achillas und nach Achillas den Alexander. Und darin handelte er schlau und wählte sich den Absalon zum Vorbild, damit er, weil er sich der Absetzung schämte, wenigstens durch seine Verleumdungen die Einfältigen einigermaßen hintergehen könnte. Während Melitius Dieß that, tauchte auch die arianische Häresie auf. Doch in der Synode von Nicäa wurde die Häresie mit dem Anathem belegt, und die Arianer wurden ausgeschlossen, die Melitianer in gewisser Weise aufgenommen, und es ist jetzt nicht mehr nöthig, hievon die Ursache anzugeben. Es waren nun noch nicht fünf Monate verflossen, als der selige Alexander starb.75 Die Melitianer aber, welche sich hätten ruhig verhalten und welche hätten dankbar sein sollen, daß sie überhaupt aufgenommen worden waren, setzten, da sie nach Art der Hunde nicht vergaßen, was sie ausgespieen hatten, wieder die Kirchen in Verwirrung. Als nun Eusebius hievon Kenntniß erhalten hatte, so sendete er, da er das Haupt der Arianer war, an die Melitianer und erkaufte sie mit vielen Versprechungen, schloß mit ihnen insgeheim Freundschaft und setzte mit ihnen auch eine bestimmte Zeit fest. Anfangs nun sendete er an mich und bat mich, ich möchte die Arianer aufnehmen, so zwar, daß er mündlich drohte, schriftlich aber bat. Als ich mich aber weigerte und erklärte, daß die nicht aufgenommen werden könnten, die eine der Wahrheit widersprechende Häresie erfunden hätten und von der ökumenischen Synode mit dem Anathem belegt worden wären, veranlaßte er auch den Kaiser, den seligen Constantin, an mich zu schreiben, der die Drohung aussprach, es <s 131> sollte mir, wenn ich die Arianer nicht aufnähme, das zustoßen, was mir früher und jetzt zugestoßen ist. Hier folgt der betreffende Theil des Briefes. Die Überbringer des Briefes waren Synkletius und Gaudentius aus dem Palaste.
Abschnitt aus dem Briefe des Kaisers Constantin.
„Da du also meinen Willen kennst, so gewähre Allen, die in die Kirche eintreten wollen, ungehinderten Eintritt. Denn wenn ich erfahre, daß du Jemand von denen, welche die Kirchengemeinschaft suchen, nicht aufgenommen oder ihm den Eintritt verwehrt hast, so werde ich sogleich Jemand schicken, der auf meinen Befehl dich absetzen und aus deinem Wohnsitze vertreiben wird.“
60.
Als ich nun auch den Kaiser in einem Briefe überzeugte, daß die christusfeindliche Häresie mit der katholischen Kirche keine Gemeinschaft haben könne, da erklärte endlich Eusebius, daß die mit den Melitianern verabredete Zeit gekommen sei, und überredete sie in einem Briefe, einen Vorwand zu erfinden, um, wie sie gegen Petrus, Achillas und Alexander es gehalten haben, so auch gegen uns Dichtungen zu verbreiten. Nachdem sie nun lange gesucht hatten, ohne Etwas zu finden, einigen sie sich zuletzt mit den Eusebianern und erfinden eine erste Anklage durch Ision, Eudämon und Kallinikus in Betreff leinener Kleidungsstücke, als hätte ich den Ägyptiern eine Abgabe auferlegt und sie von den Genannten zuerst gefordert. Da aber Priester von uns sich dort befanden und der Kaiser sie vernahm, wurden sie zurückgewiesen. Die Priester aber waren Apis und Makarius. Der Kaiser aber schrieb einen Brief, worin er den Ision verurtheilte und mich einlud, zu ihm zu kommen. Der Brief lautet, wie folgt. (Der Brief ist verloren gegangen.)76
<s 132> Als aber Eusebius hievon Kenntniß erhalten hatte, überredete er sie zu bleiben, und als ich gekommen war, klagten sie den Makarius wieder in Betreff des Kelches an, gegen mich aber sprachen sie nicht eine gewöhnliche Verleumdung, sondern die höchste von allen aus, daß ich als ein Feind des Kaisers gehandelt und an einen gewissen Philumenus eine Kiste Goldes gesendet habe. Der Kaiser vernahm uns auch hierüber in Psamathia;77 und sie wurden wie gewöhnlich überführt und abgewiesen. Als wir wieder zurückkehrten, richtete er folgendes Schreiben an das Volk.
Constantin der Größte, Durchlauchtigste, an das Volk der katholischen Kirche in Alexandria.78
61.
„Geliebte Brüder! Ich grüsse euch, indem ich Gott als den höchsten Zeugen meines Willens anrufe und den eingebornen Schöpfer unseres Gesetzes, der über das Leben Aller herrscht und die Zwistigkeiten haßt. Doch was soll ich sagen? Daß wir in guter Gesundheit uns befinden? Aber wir könnten uns eines besseren Wohlbefindens erfreuen, wenn ihr euch gegenseitig lieben und den Haß abschütteln würdet, in Folge dessen wir den Wogen der Zänker den Hafen der Liebe überlassen haben. Wehe über diese Ungereimtheit ! Wie viele Unfälle entspringen täglich aus dem unruhigen Neide! So hat der üble Ruf beim Volke Gottes seinen Wohnsitz aufgeschlagen. Wohin hat also der Glaube an die Gerechtigkeit sich zurückgezogen? Wir sind ja so sehr in dunkle Finsterniß gehüllt, nicht bloß wegen des vielverflochtenen Irrthums, sondern auch wegen der Gebrechen der Undankbaren, wir ertragen die, welche dem Unverstande Belohnungen zuerkennen, und lassen es ungeahndet, wenn <s 133> wir Solche wahrnehmen, die der Gerechtigkeit und Wahrheit widerstreben. Wie schrecklich zeigt sich hierin unsere Verkehrtheit! Wir stellen die Feinde nicht zur Rede, sondern lassen sie in ihrem Räuberhandwerke unbehelligt, wodurch der verderbliche Betrug ohne irgend einen Widerstand sich, so zu sagen, leicht einen Weg bahnte. Gibt es also keine Empfindung, nicht einmal nach dem Zuge der gemeinsamen Natur Aller, wenn wir die Vorschriften des Gesetzes vernachlässigt haben? Aber man wird sagen: Nach der Natur wird die Liebe gefunden. Warum also ertragen wir, da wir ausser der guten Naturanlage das Gesetz Gottes besitzen, die Belästigung und das Geschrei der Feinde, die, wie es den Anschein hat, Alles gleichsam mit Feuerbränden in Brand stecken, und sehen nicht, da wir Augen haben, und empfinden nicht, da wir von den Sinneswerkzeugen des Gesetzes umschlossen sind? Welche Leidenschaft hat also unser Leben ergriffen, da wir uns selbst so sehr vernachlässigen und trotzdem, daß Gott uns daran erinnert? Denn ist das Übel nicht unerträglich? Muß man diese nicht für Feinde halten statt für das Haus und Volk Gottes? Jene grundverdorbenen Menschen wüthen gegen uns und beschuldigen uns, und gehen von entgegengesetzten Seiten auf uns los.
62.
Mit welch großem Unverstande sie aber das thun, bitte ich euch selbst zu erwägen. Denn bei den Thoren ruht die Bosheit auf ihrer Zunge.79 Diese tragen nun gleichsam bleiernen Groll herum, um sich gegenseitig zu verwunden und uns den Gewinn ihrer eigenen Züchtigung finden zu lassen, und der gute Belehrung ertheilt, wird für einen Feind gehalten. Wer aber die Bosheit des Neides zur Schau trägt, der behandelt die Gutmüthigkeit des Volles nicht in geziemender Weise, verheert es und zehrt es auf, schmückt und verherrlicht sich selbst mit übelwollendem <s 134> Lobspruch, stürzt die Wahrheit über den Haufen, verletzt die Treue, bis er für sein Gewissen eine Höhle und einen Schlupfwinkel gesucht und gefunden. Diese Verkehrtheit macht sie also unglücklich, wenn sie sich, obschon sie unwürdig sind, vorschnell loben und sagen: „Wehe über das Unheil! Der ist zu alt, Jener ein Kind. Mir gebührt die Ehre, mir ist man sie schuldig, Jener hat sie eingebüßt. Denn ich werde Alle an mich ziehen und sie mit Gewaltanwendung zu vernichten suchen.“ Gewiß ein trefflicher Ausruf des Wahnsinns! Man kann Truppen, aufgebotene Mannschaften, oder so zu sagen die ganze Vorstandschaft des Rudererpersonals bei diesen ihren seltsamen Aufwiegelungen sehen. O über unsere Verkehrtheit! In der Kirche Gottes tragen wir so zu sagen unsern Unverstand zur Schau. Und doch schämen sie sich nicht? Sie tadeln nicht sich selbst? Und es empfindet ihre Seele keinen Schmerz, daß sie wenigstens jetzt gegenüber dem Betruge und dem Zanke etwas Würdiges zu denken scheinen? Es ist bloße Gewaltthat des Neides, gestützt auf die ihm eigenen Zaubermittel. Es vermochten die Bösen Nichts gegen eueren Bischof. Glaubet mir, Brüder, sie sind um nichts Anderes besorgt, als unsere Zeiten zu bedrängen und in diesem Leben keine Zeit zur Reue mehr zu haben. Helfet also euch selbst, ich bitte euch, laßt euch von unserer Liebe fesseln und verfolgt mit aller Kraft die, welche das Glück unserer Eintracht zu zerstören wünschen, und indem ihr auf Gott schauet, liebet euch selbst. Denn ich habe eueren Bischof Athanasius gerne aufgenommen und habe mit ihm geredet wie mit einem Manne, von dem ich überzeugt bin, daß er ein Mann Gottes ist. Euch kommt es zu, Dieß einzusehen, nicht mir, darüber zu urtheilen. Meinen Gruß aber glaubte ich euch durch den ehrwürdigsten Athanasius selbst überbringen lassen zu müssen. Ich erwog nämlich die mit seiner Gerechtigkeitsliebe verbundene Sorgsamkeit, die in einer meines friedfertigen Glaubens nicht unwürdigen Weise immer auf die Wohlthat der heilsamen Lehre gerichtet ist und eindringliche <s 135> Mahnworte finden wird. Gott möge euch beschützen, geliebte Brüder!“ So weit Constantin.
63.
[Forts. v. <s 135>] Nach diesen Vorgängen ruhten die Melitianer auf kurze Zeit. Dann aber lassen sie sich wieder erhitzen und fassen zuletzt, indem sie denen zu gefallen suchen, von denen sie gedungen waren, folgenden Plan. Die Mareotis ist eine Landschaft im alexandrinischen Gebiet. In dieser hatte Melitius dem Schisma keinen Eingang verschaffen können. Da nun Kirchen an bestimmten Orten vorhanden waren und alle Priester in denselben zu den Versammlungen kamen und das Volk in Frieden lebte, so unternahm es ein Mann, Namens Ischyras, kein Kleriker, zudem bösgeartet, die Bewohner seines Dorfes zu verführen, indem er sich für einen Kleriker ausgab. Da der Priester am Orte das in Erfahrung gebracht hatte, theilte er es mir, als ich die Kirchen visitirte, mit, und ich sandte mit ihm den Priester Makarius ab, den Ischyras vorzuladen. Da sie ihn aber krank und im Zimmer liegend antrafen, so trugen sie seinem Vater auf, den Sohn zu ermahnen, Nichts der Art mehr zu thun, als man ihm zur Last gelegt habe. Als er aber von der Krankheit wieder aufgestanden war und von den Seinigen und seinem Vater abgehalten wurde, floh er zu den Melitianern, und diese verständigten sich mit den Eusebianern. Und da nun vereinbaren sie die Verleumdung, daß Makarius einen Kelch zerbrochen habe, und von uns ein gewisser Bischof Arsenius ermordet worden sei. Den Arsenius verbargen sie, damit man wegen seines Nichterscheinens ihn ermordet glauben sollte. Und eine Hand, heißt es, trugen sie von ihm herum, wie wenn er zerstückelt worden wäre. Von Ischyras aber, den sie nicht kannten, begannen sie auszubreiten, daß er ein Priester sei, damit er, wenn er von einem Kelche sprach, täuschen konnte. Ischyras nun kam, da die Seinigen ihm Vorwürfe machten, weinend zu uns und sagte, daß Nichts der Art von Makarius geschehen sei, wie sie ausposaunten, er sei von den Melitianern angestiftet worden, eine solche Schmähung aus der Luft zu greifen. Und er gab folgende schriftliche Erklärung.
<s 136> Dem seligen Vater Athanasius Ischyras
Gruß im Herrn.
64.
[Forts. v. <s 136>] „Da ich zu dir gekommen bin, o Herr und Bischof, und die Aufnahme in die Kirche nachsuchte, du mir aber vorgeworfen hast, was ich früher ausgesagt habe, als ob ich das aus freiem Antrieb gethan hätte, so übergebe ich dir deßhalb gegenwärtige schriftliche Erklärung, damit du wissen mögest, daß mir Gewalt angethan wurde und ich Schläge empfing von Isaak und Heraklides und von Isaak von Letopolis und von ihren Anhängern. Ich nehme aber Gott hiefür zum Zeugen und erkläre zur Rechtfertigung, daß mir nicht bekannt ist, daß du Etwas von dem gethan habest, was Jene ausgesagt haben. Denn es ist kein Kelch zerbrochen worden, noch ein heiliger Tisch umgestürzt worden, sondern zu allen diesen Aussagen haben mich Jene durch Anwendung von Gewalt veranlaßt. Dieß habe ich zur Rechtfertigung bei dir vorzubringen und habe es dir schriftlich überreicht, indem ich wünsche und das Bittgesuch stelle, mich jenen anschließen zu dürfen, die zu deiner Kirchengemeinschaft gehören. Ich wünsche dir Wohlbefinden im Herrn. Ich habe dieses mein eigenhändiges Schreiben dir, dem Bischof Athanasius, übergeben in Gegenwart der Priester Ammonas von Dikella, Heraklius von Phasko, Bokkon von Chenebri, Achillas von Myrsine, Didymus von Taphosiris und Justus von Bomotheus, und der Diakonen: aus Alexandria Paulus, Petrus und Olympius, aus der Mareotis Ammonius, Pistus, Demetrius und Cajus.“
65.
Obschon nun selbst Ischyras Dieß schriftlich erklärt hatte, so verbreiteten sie gleichwohl wieder überall diese Anklage und brachten sie sogar vor den Kaiser Constantin. Dieser hatte bereits zuvor von dem Kelche in Psamathia in unserer Gegenwart vernommen und die Verleumdungssucht der Feinde verurtheilt und schrieb an den Censor Dalmatius in Antiochia, in Betreff des Mordes Untersuchung einzuleiten. Der Censor schrieb daher an mich, ich sollte zur Vertheidigung gegen die Anklage meine Vorkehrungen <s 137> treffen. Obschon ich nun Anfangs, weil ich wußte, daß sie nichts Wahres sagten, mich nicht rührte, so schrieb ich gleichwohl, da der Kaiser aufgeregt war, nach Empfang dieses Schreibens an meine Amtsgenossen in Ägypten und sendete einen Diakon hin, weil ich in Betreff des Arsenius Nachrichten einholen wollte. Denn ich hatte den Mann seit fünf bis sechs Jahren nicht gesehen. Kurz, um nicht Das alles ausführlich zu erzählen, es wurde in Erfahrung gebracht, daß Arsenius versteckt sei, Anfangs in Ägypten, später erfuhren die Unsrigen auch wieder, daß er sich in Tyrus verborgen halte. Und in seltsamer Weise gestand er nicht einmal, als man ihn gefunden hatte, daß er Arsenius sei, bis er vor dem Richterstuhl des Paulus, des damaligen Bischofs von Tyrus, überführt wurde und beschämt weiter nicht mehr läugnete. Das aber that er, weil er dem mit den Eusebianern geschlossenen Vertrage nachkam, damit nicht, wenn er gefunden war, ihre Komödie dann in Nichts zerflöße, wie es auch geschehen ist. Denn als ich an den Kaiser schrieb, daß Arsenius gefunden sei, und ihn an das erinnerte, was er in Psamathia in Betreff des Priesters Makarius gehört hatte, ließ er die richterliche Untersuchung des Censors einstellen, sprach in einem Schreiben gegen die Verleumdungssucht unserer Feinde das Verdammungsurtheil und hieß die Eusebianer, die in feindlicher Absicht gegen uns auf einer Reise nach dem Morgenlande begriffen waren, zurückkehren. Daß sie mich nun beschuldigten, als hätte ich den Arsenius getödtet, genügt es, um nicht alle von Vielen an mich gerichteten Briefen hier anzuführen, nur den des Bischofs Alexander von Thessalonich zu bringen; denn aus diesem kann man sich auch von denen der Übrigen ein Urtheil bilden. Dieser nun schrieb, da er wußte, was Archaph, der auch Johannes80 heißt, gegen uns in Betreff des Mordes verbreitet hatte, und da er Kenntniß erhalten hatte, daß Arsenius lebe, wie folgt:
<s 138> Dem geliebten Herrn und Sohne, dem gleichgesinnten Amtsgenossen Athanasius, der Bischof Alexander Gruß im Herrn.
66.
[Forts. v. <s 138>] „Ich freue mich mit dem besten Sarapion, der so sehr bestrebt ist, sich mit heiligen Sitten zu schmücken, und dem Andenken des Vaters höheren Ruhm bereitet. „Denn sein Vater ist“, wie die heilige Schrift sagt, „gestorben und ist gleichsam nicht gestorben.“81 Denn er hat ein Andenken im Leben zurückgelassen. Was nun die Gesinnung betrifft, die wir gegen den des Andenkens würdigen Sohon hegten, so ist dir, o Herr, die heilige Erinnerung an ihn und die im Jüngling wohnende Bescheidenheit selbst wohl bekannt. Ich habe einen einzigen Brief durch diesen Jüngling von deiner Ehrwürdigkeit empfangen. Eben das habe ich dir also mitgetheilt, damit du, o Herr, es wissen mögest. Unser geliebter Diakon Makarius hat mir Freude bereitet, da er mir von Konstantinopel schrieb, wie sehr der Verleumder Archaph beschämt wurde, indem er von Einem, der noch lebt, überall verbreitete, daß er gemordet worden sei. Daß er aber mit dem gleichgesinnten Troß für seine anmassenden Handlungen von dem gerechten Richter den verdienten Lohn ernten wird, spricht die Schrift aus, die nicht lügt. Der Herr aller Dinge möge dich möglichst lange erhalten, o Herr, der du Allen großen Nutzen bringst.“
67.
Daß aber Arsenius sich deßhalb verborgen hielt, damit diese das Mährchen von seinem Tode erfinden könnten, das bezeugen die, welche mit ihm umgingen. Denn als wir nach ihm forschten, fanden wir ihn, und Pinnes schrieb an Johannes, der diese Intrigue spielte, wie folgt:
Dem geliebten Bruder Johannes / der Priester Pimes [cor.: Pinnes] im Kloster Ptemencyrcis82 im Nomos [„Landschaft, Gegend“] Anteopolis Gruß83
„Ich will dir zu wissen machen, daß Athanasius einen <s 139> seiner Diakonen in die Thebais gesendet hat, um Alles in Betreff des Arsenius zu erforschen. Die er nun zuerst traf, der Priester Pecysius und Silvanus, der Bruder des Elias, Tapenacerameus und der Mönch Paulus von Hypsele gestanden, daß Arsenius bei uns ist. Wir aber, als wir hievon Kenntniß erhielten, ließen ihn auf ein Schiff bringen und mit dem Mönche Elias in die unteren Gegenden schiffen. Unmittelbar hernach kam der Diakon wieder mit Einigen und verfügte sich in unser Kloster wegen des nämlichen Arsenius. Ihn selbst fanden sie nun zwar nicht, weil wir ihn, wie gesagt, nach den unteren Gegenden weiter befördert hatten. Mich aber und den Mönch Elias, der ihn übernommen hatte, brachten sie nach Alexandria und führten uns vor den Dux, und ich vermochte es nicht zu leugnen, sondern gestand es ein, daß er lebe und nicht getödtet worden sei. Das Nämliche gestand auch der Mönch, der ihn übernommen hatte. Deßhalb mache ich dir das zu wissen, Vater, damit es dir nicht in den Sinn komme, den Athanasius anzuklagen. Denn ich habe gesagt, daß er lebe und bei uns verborgen war, und Das alles ist in Ägypten bekannt, und es läßt sich nicht mehr verbergen. Der Mönch Paphnutius im nämlichen Kloster schrieb den Brief. Unter herzlichem Gruße wünsche ich dir Wohlergehen.“
Was aber der Kaiser schrieb, als er erfuhr, daß Arsenius lebendig aufgefunden wurde, ist Folgendes:
Der siegreiche Constantin der Größte, Durchlauchtigste, an den Vater Athanasius.
68.
Nachdem ich das Schreiben deiner Einsicht gelesen hatte, entschloß ich meinerseits mich dazu, deiner Standhaftigkeit zu antworten und dich zu ermahnen, du mögest das Volk Gottes zur Ordnung und zum Mitleide anzuhalten bestrebt sein. Denn das halte ich in meiner Seele als das Wichtigste fest, die Wahrheit hoch zu halten und immer im Herzen die Gerechtigkeit zu bewahren und zumeist an denen Freude zu haben, die den rechten Weg des Lebens <s 140> wandeln. In Betreff jener ganz fluchwürdigen Männer aber, der ganz verkommenen und verruchten Melitianer nämlich, die nunmehr von Verrücktheit strotzen und nur aus Mißgunst unter Lärm und Getöse unsinnige Dinge treiben und ihren lasterhaften Sinn an den Tag legen, will ich Folgendes sagen. Du siehst nämlich, daß die Männer, von denen Jene sagten, daß sie mit dem Schwerte getödtet worden seien, jetzt mitten unter uns wandeln und sich des Lebens freuen. Was könnte es da nun für ein schlimmeres Präjudiz geben, das so klar und deutlich gegen ihre Sache gerichtet ist, als daß die, von denen sie sagten, daß sie ermordet worden seien, am Leben sind und sich wohl befinden, so daß sie offenbar für sich selbst werden das Wort führen können? Es brachten aber die Melitianer unter ihren Anschuldigungen auch Folgendes vor. Sie behaupteten nämlich, du wärest mit gesetzwidriger Gewalt eingedrungen, hättest einen an der heiligsten Stätte aufbewahrten Kelch an dich gerissen und zerbrochen. Das wäre fürwahr die schwerste Beschuldigung und der größte Verstoß, wenn das wirklich so vollbracht und begangen worden wäre. Aber was ist denn das für eine Anklage? Was ist das für eine Unbeständigkeit, was für ein Hin- und Herschwanken, was für eine Ungleichheit in Betreff der That, daß sie jetzt diese Schuld einer andern Person aufbürden? Es ist daher die Sache offenbar klarer als selbst die Sonne, daß sie deiner Klugheit Nachstellungen zu bereiten suchten. Wer sollte nun da noch es mit diesen Menschen halten wollen, die so viel Nachtheiliges ausgebrütet haben, zumal sie sich selbst ins Verderben stürzen und wissen, daß sie wegen erdichteter und erlogener Thaten als Ankläger auftreten? Wer also wird sich ihnen, wie gesagt, anschließen und unaufhaltsam den Weg des Verderbens betreten, jenen nämlich, auf dem nur sie die Hoffnung auf Rettung und auf Hilfe finden zu können glauben? Denn wollten sie ein reines Gewissen suchen und an die beste Meinung denken und einen gesunden Sinn annehmen, so würden sie leicht erkennen, daß ihnen keine Hilfe von der Vorsehung in Aussicht stehe, da sie in solchen <s 141> Dingen ihren Eifer zeigen und zum eigenen Verderben Solches unternehmen. Das möchte ich nun mit Recht nicht Härte, sondern Wahrheit nennen. Zum Schluß füge ich aber noch hinzu, daß wir wollen, es möge Dieß von deiner Klugheit oft öffentlich vorgelesen werden, daß Alle davon Kenntniß erlangen und vorzugsweise die es erfahren können, welche so handeln und solche Umtriebe machen, daß das, was wir in geraden Worten sagen, der Ausdruck des wahren Sachverhaltes ist. Da also in dieser Sache so viel Ungerechtes vorkommt, so sollen sie wissen, daß ich mich dahin entschieden und diesen Vorsatz gefaßt habe, wenn sie solche Umtriebe machen, dann nicht mehr nach den Gesetzen der Kirche, sondern nach den Staatsgesetzen in eigener Person die Sache zu untersuchen. Und dann werde ich finden, daß sie nicht bloß als Räuber gegenüber dem Menschengeschlecht, sondern auch gegenüber der göttlichen Lehre selbst sich herausstellen. Gott möge dich erhalten, geliebter Bruder!“
69.
Damit aber noch mehr die Schlechtigkeit der Verleumder ans Licht komme, sieh da, so schrieb auch Arsenius, nachdem er in seinem Verstecke aufgefunden worden war. Wie nämlich Ischyras schriftlich die Verleumdung eingestand, so überführt auch Arsenius durch sein Schreiben sie noch mehr ihrer Bösartigkeit.
Arsenius, Bischof der einst unter Melitius stehenden Bewohner der Stadt Hypsele, mit den Priestern und Diakonen dem seligen Vater Athanasius herzlichen Gruß im Herrn.
„Auch wir lieben den Frieden und die Vereinigung mit der katholischen Kirche, über die du mit der Gnade Gottes gesetzt bist, und indem wir entschlossen sind, dem Kirchengesetze in der alten Weise uns unterzuordnen, schreiben wir dir, geliebter Vater, und erklären uns im Namen des Herrn bereit, nicht mehr mit denen in Gemeinschaft stehen zu wollen, die noch in der Spaltung beharren und mit der katholischen Kirche noch nicht in Frieden leben, Bischöfen, <s 142> Priestern und Diakonen, und es nicht mit ihnen zu halten, wenn sie in einer Synode Etwas erreichen wollen, weder Friedensbriefe zu senden, noch von ihnen anzunehmen, noch ohne Rücksicht auf deine Ansicht, da du der Bischof der Metropole bist, irgend eine Bestimmung über Bischöfe oder sonst über ein gemeinsames kirchliches Gesetz zu erlassen, sondern uns in alle früher aufgestellten Gesetze zu fügen wie die Bischöfe Ammonianus, Tyrannus, Plusianus und die übrigen Bischöfe. Ausserdem bitten wir deine Güte, du möchtest bald an uns schreiben, so wie auch an die Amtsgenossen in Betreff unserer Person, daß wir bereits auf dem angegebenen Punkte angelangt sind, und in Frieden mit der katholischen Kirche leben und mit den Amtsgenossen unserer Gegend in Verbindung stehen. Wir glauben aber, daß dein Gebet, da es leicht Erhörung findet, bewirken wird, daß dieser Friede fest und unauflöslich bis an das Ende dauern werde nach dem Willen Gottes des Herrn aller Dinge, durch Jesus Christus unsern Herrn. Die gesammte dir untergeordnete Priesterschaft grüßen wir mit den Unsrigen. Bald werden wir, wenn es Gott gefällt, mit deiner Güte zusammentreffen. Ich Arsenius wünsche dir Wohlergehen im Herrn für viele Jahre, seligster Vater!“
70.
Ein größerer und offenbarer Beweis, daß wir verleumdet worden sind, ist die Reue des Johannes. Und dafür ist Zeuge der gottesfürchtige Kaiser Constantin seligen Andenkens. Denn da er wußte, welche Anklage Johannes gegen sich selbst erhoben, und da er vom Reumüthigen einen Brief erhalten hatte, schrieb er Folgendes:
Constantin der Größte, Durchlauchtigste, an Johannes.
„Ganz erwünscht ist mir das von deiner Klugheit mir zugekommene Schreiben. Denn ich erfuhr daraus, was ich vorzugsweise zu erfahren wünschte, du habest alle niedrige Denkungsart abgelegt, seiest mit der Kirche, wie es sich <s 143> geziemte, in Gemeinschaft getreten und habest dich vorzugsweise mit dem ehrwürdigen Bischof Athanasius ausgesöhnt. Wisse also, daß ich dir deßhalb besonderes Lob spende, daß du jeden Zank aufgegeben und, was Gott lieb war, gethan hast, indem du die Vereinigung mit der Kirche suchtest. Damit du nun auch das erlangt zu haben glaubest, wornach du Verlangen hast, so glaubte ich dir gestatten zu müssen, ein öffentliches Fuhrwerk zu besteigen und ins Lager meiner Milde zu eilen. Deine Sache wird es also sein, nicht zu zögern, sondern da dieser Brief dir ein öffentliches Fuhrwerk zur Verfügung stellt, sogleich zu uns zu kommen, damit du dein Verlangen befriedigest und, indem du uns siehst, die entsprechende Freude genießest. Gott möge dich bewahren, geliebter Bruder!“
71.
Das war also der Ausgang des Intriguenspiels, und die Melitianer wurden mit Beschämung zurückgewiesen. Die Eusebianer ruhten selbst jetzt noch nicht, denn es lagen ihnen nicht die Melitianer, sondern die Arianer am Herzen, und sie fürchteten, es möchte ihnen, wenn Jene ruhten, an Schauspielern fehlen, durch die sie ihr Intriguenspiel aufführen könnten. Sie hetzen also neuerdings die Melitianer an und bewegen den Kaiser neuerdings,84 eine Synode in Tyrus zu veranstalten, und es wird der Comes Dionysius abgesendet und den Eusebianern eine Militärbedeckung gegeben. Makarius wird von Soldaten gefesselt nach Tyrus gebracht, an mich aber schreibt er und drängt mich, daß wir auch gegen unsern Willen kommen sollten. Das ganze Intriguenspiel kann man nun aus dem abnehmen, was die Bischöfe von Ägypten schrieben. Wie sie es aber von Anfang an in Bewegung setzten, davon muß man wohl reden, denn darin kann man die Bosheit und Verschlagenheit wahrnehmen, die sie gegen uns in Anwendung brachten. Es gibt in Ägypten, Libyen, der Pentapolis nahezu hundert <s 144> Bischöfe. Keiner von diesen beschuldigte uns, kein Priester erhob Klage gegen uns, kein Laie sagte etwas Nachtheiliges über uns aus, sondern es waren die von Petrus excommunicirten Melitianer und die Arianer, die sich in die Verfolgung theilten, und die Einen nahmen die Anklage, die Anderen die richterliche Entscheidung für sich in Anspruch. Wir lehnten nun die Eusebianer ab, weil sie in Folge ihrer Häresie unsere Feinde seien. Dann bewiesen wir, daß der genannte Ankläger ganz und gar kein Priester sei, auf folgende Weise. Als Melitius aufgenommen wurde, (und wäre das nur niemals geschehen!) verlangte der selige Alexander, weil er seine Verschlagenheit kannte, von ihm ein Verzeichniß der Bischöfe, die er in Ägypten zu haben vorgab, und der Priester und Diakonen in Alexandria selbst, und die er etwa im Gebiete von Alexandria hätte. Das aber that der Vater Alexander, damit Melitius sich nicht zu frei in der Kirche bewege, bei Vielen einen Kauf eingehe und täglich einschmuggle, wen es ihm beliebe. Von den ägyptischen machte er folgendes Verzeichniß.
Verzeichniß, das Melitius dem Bischof Alexander übergeben.
Ich Melitius in Lykopolis, Lucius in Antinoopolis, Phasileus in Hermopolis, Achilles in Cusä, Ammonius in Diospolis.
In Ptolemais Pachymes in Tentyrä.
In Maximianopolis Theodor in Koptus.
In der Thebais Kales in Hermethes, Kolluthus im oberen Cynos, Pelagius in Oxyrynchus, Petrus in Herakleopolis, Theon in Nilopolis, Isaak in Letopolis, Heraklides in Nikiopolis, Isaak in Kleopatris, Melas in Arsenoites.
In Heliopolis Amos in Leontopolis, Ision in Athribi.
In Pharbethus Harpokration in Bubastus, Moses in Phakusä, Kallinikus in Pelusium, Eudämon in Tanis, Ephraim in Thmuis.
In Sais Hermäon in Cynus und Busiris, Soterichos <s 145> in Sebennytus, Pininuthes in Phthenegys, Kronius in Metelis, Agathammon im alexandrinischen Gebiete.
In Memphis Johannes, vom Kaiser dem Erzbischof85 beigegeben. Das sind die in Ägypten.86
Die Kleriker aber, die er in Alexandria hatte, sind der Priester Apollonius, der Priester Irenäus, der Priester Dioskorus, der Priester Tyrannus.
Diakonen: der Diakon Timotheus, der Diakon Antonius, der Diakon Hephästion und Makarius, Priester in Parembole.
72.
Diese übergab Melitius in ihrer persönlichen Anwesenheit dem Bischof Alexander. Von Einem, Namens Ischyras, machte er weder eine Erwähnung, noch gab er zu, daß er überhaupt in der Mareotis jemals welche gehabt habe. Gleichwohl gaben die Feinde nicht nach und der kein Priester war, wurde zu einem Priester gestempelt. Denn der Comes wendete Gewalt an, und wir wurden von Soldaten fortgeschleppt. Aber trotzdem hat die Gnade Gottes gesiegt. Denn sie überführten nicht nur den Makarius wegen des Kelches nicht, sondern auch Arsenius, von dem sie ausgebreitet, daß wir ihn getödtet hätten, zeigte sich noch am Leben und bewies, daß sie Verleumder seien. Da nun die Eusebianer den Makarius nicht überführen konnten, waren sie ungehalten, weil ihnen ihre Beute entronnen war, und sie bewogen den auf ihrer Seite stehenden Comes Dionysius, nach der Mareotis zu senden, ob sie nicht etwa gegen den Priester dort Etwas ausfindig machen könnten, oder vielmehr, um nach ihrer Abreise in unserer Abwesenheit alles Beliebige anzuzetteln. Denn das war es, was ihnen am Herzen lag. Wir sagten allerdings, daß die Relse nach der Mareotis überflüssig wäre. Sie sollten nämlich keine Ausflüchte gebrauchen, als hätten sie in dem, was sie seit langer Zeit <s 146> bei sich herumgetragen, noch Etwas zu ergänzen, und sollten keinen Aufschub suchen. Denn was sie vorbringen zu können glaubten, hätten sie vorgebracht, und nun gebrauchten sie aus Verlegenheit Ausflüchte. Oder wenn sie die Mareotis noch brauchten, so sollten sie keine verdächtigen Männer schicken. Der Comes stimmte mir in Betreff der verdächtigen Männer bei. Sie aber haben Alles eher als Dieß gethan. Denn die wir wegen der arianischen Häresie ablehnten, gingen schnell fort, Diognius, Maris, Theodor, Macedonius, Ursacius, Valens. Dann wieder ein Schreiben an den Eparchen von Ägypten und militärische Bedeckung. Das Auffallendste aber, und was den höchsten Verdacht erregen mußte, war, daß sie den angeklagten Makarius unter militärischer Bedeckung zurückließen, den Kläger aber mit sich fortnahmen. Wer erkennt nun hieraus das Intriguenspiel nicht? Wer nimmt nicht deutlich die Schlechtigkeit der Eusebianer wahr? Wenn es nämlich in der Mareotis zu einem Richterspruch kommen sollte, so hätte auch der Angeklagte abgesendet werden sollen. Wenn sie aber nicht wegen eines Richterspruches abgingen, warum nahmen sie den Kläger mit? Denn es hätte genügt, wenn er keinen Beweis führen konnte. Sie haben Dieß eben gethan, damit sie, weil sie den Priester in seiner Gegenwart nicht hatten überführen können, gegen den Abwesenden intriguiren und alles Beliebige gegen ihn in Bewegung setzen könnten. Denn auch den Priestern in Alexandria und in dessen ganzer Umgebung, die darüber ihre Mißbilligung aussprachen, daß sie allein erschienen wären, und die das Gesuch stellten, daß auch sie bei ihren Verhandlungen erscheinen dürften, — denn sie hätten, sagten sie, Kenntniß von der Sache und von den Vorgängen mit dem vielgenannten Ischyras, — gestatteten sie das nicht. Vielmehr untersuchten sie in Begleitung des abgefallenen Eparchen von Ägypten, Philagrius, und heidnischer Soldaten, was nicht einmal den Katechumenen zu schauen erlaubt war. Die Kleriker aber ließen sie nicht zu, damit sie nicht auch dort, wie in Tyrus, Leute fänden, die sie überführten.
73.
<s 147> Aber selbst auf diese Weise konnten sie sich nicht in der Verborgenheit halten. Denn als die Priester der Stadt und von der Mareotis ihre Ränke erfuhren, schrieben und bezeugten sie Folgendes:
An Theognius, Maris, Macedonius,Theodor, Ursacius und Valens, die Bischöfe, die von Tyrus gekommen sind, die Priester und Diakonen der katholischen Kirche in Alexandria unter dem ehrwürdigsten Bischof Athanasius.
Es hätte sich geziemt, daß ihr, als ihr hieher ginget und den Kläger mit euch führtet, auch den Priester Makarius mit euch gebracht hättet. Denn so werden die gerichtlichen Verhandlungen nach der heiligen Schrift eingerichtet, daß der Kläger mit dem Angeklagten erscheint. Da ihr aber weder den Makarius gebracht habt, noch unser ehrwürdigster Bischof Athanasius mit euch gekommen ist, so haben wir das Gesuch gestellt, es möchten wenigstens wir bei der gerichtlichen Verhandlung anwesend sein dürfen, damit die Untersuchung durch unsere Gegenwart an Sicherheit gewänne und auch wir uns überzeugen könnten. Da ihr aber das nicht zugegeben habt, sondern allein in Verbindung mit dem Eparchen von Ägypten und dem Ankläger thun wolltet, was euch beliebte, so bekennen wir, daß wir in der Sache einen schlimmen Verdacht schöpften und auf den Gedanken kamen, daß euere Ankunft nur auf Intrigue und Verfolgung abzielt. Deßhalb übergeben wir euch diesen Brief, der einer wahren Synode zum Zeugniß dienen soll, damit Alle erkennen, daß ihr unter einseitigem Vorgehen thatet, was euch beliebte, und daß ihr nur gegen uns intriguiren wolltet. Wir haben das gleiche Schreiben auch dem Palladius, dem Curiosus87 des Kaisers, übergeben, damit <s 148> es nicht von euch geheim gehalten werde. Denn was ihr gethan habt, läßt uns ja so Etwas von euch argwöhnen und muthmaßen.
Ich Priester Dionysius habe Dieß übergeben. Priester Alexander, Priester Nilaras, Priester Longus, Priester Aphthonius, Priester Athanasius, Priester Amyntius, Priester Pistus, Priester Plution, Priester Dioskorus, Priester Apollonius, Priester Sarapion, Priester Ammonius, Priester Cajus, Priester Rhinus, Priester Äthales.
Diakonen: Diakon Marcellinus, Diakon Appianus, Diakon Theon, Diakon Timotheus und ein zweiter Diakon Timotheus.
74.
So lautet also das Schreiben der Kleriker aus der Stadt mit ihren Namen. Der Brief aber, den die Kleriker aus der Mareotis schrieben, welche die Lebensweise des Anklägers kannten und mich auf der Rundreise begleiteten, lautet, wie folgt:
Der heiligen Synode der seligen88 Bischöfe der katholischen Kirche alle Priester und Diakonen in der Mareotis Gruß im Herrn.
Indem wir die Worte der Schrift kennen: „Was deine Augen sahen, das rede,“89 und: „Ein falscher Zeuge wird nicht ohne Strafe bleiben,“90 bezeugen wir, was wir gesehen haben, zumal da dieß Zeugniß die gegen den Bischof Athanasius gesponnenen Intriguen uns abnöthigten. Denn es nimmt uns Wunder, daß Ischyras überhaupt nach dem Maßstab der Kirche gemessen wurde, und davon glauben wir zuerst reden zu müssen. Ischyras ist niemals Diener der Kirche gewesen. Er nannte sich wohl vordem einen <s 149> Priester des Kolluthus, aber Niemand glaubte es ihm mit Ausnahme seiner Verwandten. Denn er hatte weder jemals eine Kirche, noch wurde er überhaupt jemals in der nächsten Umgebung seines Dorfes von Jemand als Priester angesehen, ausser, wie gesagt, von seinen Verwandten. Aber da er sich einmal diesen Namen beilegte, so wurde er auf der in Alexandria versammelten Synode in Gegenwart unsers Vaters Hosius abgesetzt und unter die Laien versetzt, und diese Stellung behielt er in der Folge bei, und man war von dem falschen Glauben an seine Priesterwürde abgekommen. Wir halten es für überflüssig, von seinen Sitten zu reden, da Jedermann von denselben sich Kenntniß verschaffen kann. Da er aber unsern Bischof Athanasius wegen der Zerbrechung eines Kelches und Tisches verleumdet hat, so sind wir genöthigt, auch hierüber euch Aufschluß zu geben. Wir haben schon im Vorhergehenden gesagt, daß er niemals in der Mareotis eine Kirche hatte. So sei auch Gott unser Zeuge, daß von unserm Bischof kein Kelch zerbrochen und kein Tisch umgestürzt wurde, noch auch von irgend einem Andern aus seiner Begleitung. Vielmehr ist Alles, was man gesagt hat, Verleumdung. Das können wir sagen, da wir in der Nähe des Bischofs waren; denn wir begleiten ihn alle, wenn er in der Mareotis eine Rundreise macht, und er macht die Rundreise niemals allein, sondern er wird von uns Priestern und Diakonen insgesammt und einer ziemlichen Anzahl von Laien begleitet. Darum können wir auch, da wir während der ganzen Rundreise, die er bei uns gemacht hat, in seiner Begleitung uns befanden, Dieß sagen und bezeugen, daß weder ein Kelch zerbrochen worden ist, noch ein Tisch umgestürzt wurde, sondern daß er in Allem lügt, wie er selbst in einem eigenhändigen Schreiben bezeugt. Denn da er, nachdem er zu den Melitianern abgefallen war und bereits diese Aussagen gegen unsern Bischof Athanasius gemacht hatte, wieder in die Kirchengemeinschaft aufgenommen werden wollte, nahmen sie ihn nicht auf, obschon er in einem eigenhändigen Schreiben eingestand, daß hievon Nichts geschehen, sondern daß <s 150> er von gewissen Leuten angestiftet worden sei, Dieß zu sagen.
75.
Als daher Theognius, Theodor, Maris, Macedonius, Ursacius und Valens nach der Mareotis kamen und nichts Wahres fanden, sondern die Sache ans Licht zu kommen drohte, daß sie gegen unsern Bischof Athanasius Intriguen gesponnen hätten, so ließen Theognius und seine Begleiter als Feinde seine Verwandten und einige Ariomaniten aussagen, was ihnen beliebte. Denn Niemand aus dem Volke hat sich ungünstig über den Bischof ausgesprochen, sondern sie selbst haben in Folge der Furcht vor Philagrius, dem Eparchen von Ägypten, so wie der Drohungen und des Schutzes der Ariomaniten gethan, was ihnen beliebte. Denn als wir kamen, die Verleumdung nachzuweisen, gestatteten sie uns keinen Zutritt. Vielmehr wiesen sie uns zurück; die sie aber zu ihren Ränken brauchen konnten, nahmen sie an und zogen sie durch die Furcht vor dem Eparchen Philagrius auf ihre Seite, wegen dessen sie uns nicht einmal zu erscheinen gestatteten, damit wir wenigstens die von ihnen vorgeschlagenen Zeugen hätten prüfen können, ob sie der Kirche angehören oder Ariomaniten sind. Es wißt aber auch ihr, geliebte Väter, daß ihr uns lehret, es habe das Zeugniß der Feinde keine Kraft. Daß wir aber die Wahrheit sagen, bezeugt die Handschrift des Ischyras, bezeugen die Thatsachen selbst, weil sie, während uns nicht bekannt war, daß so Etwas geschehen sei, den Philagrius mit sich nahmen, um durch die Furcht vor dem Schwerte und durch ihre Drohungen alle beliebigen Ränke zu schmieden. Dieß bezeugen wir vor Gott. Dieß sagen wir aus, indem wir wohl wissen, daß wir vor dem Richterstuhl Gottes werden erscheinen müssen, indem wir wohl alle zu euch zu kommen wünschten, uns aber mit der Absendung einer Deputation begnügen müssen. So möge denn das Schreiben die Stelle der Abwesenden vertreten.
Ich Priester Ingenius wünsche euch Wohlergehen im Herrn, geliebte Väter, Priester Theon, Priester Ammonas, Priester Heraklius, Priester Bokko, Priester Trypho, Priester <s 151> Petrus, Priester Hierax, Priester Sarapion, Priester Markus, Priester Ptollarion, Priester Cajus, Priester Dioskorus, Priester Demetrius, Priester Thyrsus.
Diakonen: Diakon Pistus, Diaton Apollos, Diakon Serras, Diakon Pistus, Diakon Polynikus, Diakon Ammonius, Diakon Maurus, Diakon Hephästus, Diakon Apollos, Diakon Metopas, Diakon Apollos, Diakon Serapas, Diakon Meliphthongus, Diakon Lucius, Diakon Gregoras.
Die Nämlichen an den Curiosus und an Philagrius, der damals Eparch von Ägypten hieß.
Dem Flavius Philagrius und Flavius Palladius, dem Ducenarius Palatinus, dem Curiosus,91 dem Flavius Antonius, dem Proviantmeister, dem Centenarius meiner Herrn, der erlauchtesten Eparchen des heiligen Prätoriums, übergeben wir Dieß von den Priestern und Diakonen in der Mareotis, einem Nomos der katholischen Kirche, die unter dem ehrwürdigsten Bischof Athanasius steht, und geben Zeugniß durch die beigefügten Unterschriften.
76.
Theognius, Maris, Macedonius, Theodor, Ursacius uud Valens, als Abgesandte sämmtlicher in Tyrus versammelten Bischöfe, kamen in unsere Diöcese und sagten, sie hätten Auftrag erhalten, gewisse kirchliche Angelegenheiten zu untersuchen, wobei sie auch von einem zerbrochenen Kelche des Herrn sprachen, von dem ihnen Ischyras Mittheliung gemacht hatte, den sie mit sich führten, der sich für einen Priester ausgibt, aber kein Priester ist. Denn er wurde von dem Priester Kolluthus geweiht, der sich die bischöfliche Würde anmaßte und später von der gemeinsamen Synode des Hosius und der mit ihm vereinigten Bischöfe wieder in die Stellung eines Priesters versetzt wurde, wie er es zuvor <s 152> war. Dem zufolge wurden alle von Kolluthus Geweihten wieder in den nämlichen Rang versetzt, den sie zuvor eingenommen hatten, so daß auch Ischyras wieder als Laie galt. Und die Kirche, die er zu haben vorgibt, war nie eine Kirche, sondern ein kleines Wohnhaus eines Waisenknaben, Namens Ision. Und deßhalb nun legen wir dieses Zeugniß ab und beschwören dich bei dem allmächtigen Gotte und bei unsern Gebietern, dem Kaiser Constantin und seinen Söhnen, den erlauchtesten Cäsaren, daß du eben Dieß ihrer Frömmigkeit zu wissen machest. Denn er ist weder ein Priester der katholischen Kirche, noch hat er eine Kirche, noch wurde jemals ein Kelch zerbrochen, sondern Das alles lügt und erfindet er. Unter dem Consulate des Julius Constantius, des erlauchtesten Patriciers, des Bruders des gottesfürchtigen Kaisers Constantin Augustus, und des Rufinus Albinus, der erlauchtesten Männer, am zehnten Thoth (7. Sept.). So viel die Priester.
77.
Was aber die Bischöfe, die mit uns nach Tyrus gegangen waren, als sie ihre Ränke und Anschläge wahrnahmen, schrieben und bezeugten, ist Folgendes:
Den in Tyrus versammelten Bischöfen, den hochgeehrten Herren, die Bischöfe der katholischen Kirche, die aus Ägypten mit Athanasius gekommen sind, Gruß im Herrn.
Wir glauben, daß die von Eusebius, Theognius, Maris, Narcissus, Theodor und Patrophilus gegen uns geschmiedeten Ränke nicht mehr unbekannt seien. Denn schon Anfangs protestirten wir insgesammt durch unsern Amtsgenossen Athanasius dagegen, daß in ihrer Gegenwart das Verhör stattfinde. Denn wir wußten, daß die Gegenwart eines einzigen Feindes, geschweige denn die Gegenwart vieler, das Verhör verwirren und beeinflussen könne. Auch ihr selbst kennt nun ihre Feindschaft, die sie nicht nur auf uns, sondern auf alle Rechtgläubigen geworfen haben, da sie wegen der Wuth des Arius und wegen seiner gottlosen Lehre auf <s 153> Alle losstürzen und gegen Alle Ränke schmieden. Da wir aber im Vertrauen auf die Wahrheit die von den Melitianern gegen die Kirche geschmiedeten Ränke nachweisen wollten, so wissen wir nicht, warum die Eusebianer gegen unsere Aussagen Wirren zu stiften suchten und sich gar sehr bemühten, unsere Aussagen sich vom Halse zu schaffen, indem sie den redlichen Richtern drohten, Andere mißhandelten, nur um an uns ihre Absicht zu erreichen; und vielleicht kannte, hochgeehrte Herren, euere gottergebene Gewissenhaftigkeit die von ihnen geschmiedeten Ränke nicht. Jetzt aber, glauben wir, sind sie ans Licht gekommen. Denn sieh, deutlich haben sie selbst ihre Ränke verrathen. Denn sie wollten aus ihrer Mitte verdächtige Männer nach der Mareotis schicken, um, während wir abwesend waren und hier zurückblieben, das Volk in Verwirrung zu bringen und alles Beliebige durchzusetzen. Denn sie sahen, daß die Ariomaniten, Kolluthianer und Melitianer Feinde der katholischen Kirche sind. Deßhalb drangen sie darauf, daß diese abgesendet würden, damit sie, wenn die Feinde anwesend wären, alles Beliebige gegen uns anzetteln könnten. Denn die hiesigen Melitianer sendeten Einige aus ihrer Mitte ab, und vor vier Tagen ließen sie, da sie wußten, daß diese Untersuchung vor sich gehen würde, Abends berittene Couriere abgehen, um Melitianer aus Ägypten nach der Mareotis zu bringen, weil sich daselbst kein einziger befand, sowie Kolluthianer und Ariomaniten aus andern Gegenden, und sie aufzufordern, gegen uns Ränke zu schmieden. Denn auch euch ist ja bekannt, daß Ichyras selbst in euerer Gegenwart eingestand, daß nur sieben Personen mit ihm Gemeinschaft hätten. Da wir also, nachdem sie alles Beliebige angeordnet und verdächtige Leute abgesendet hatten, vernahmen, daß sie zu Jedem von euch kommen und zur Unterschrift auffordern, damit es den Anschein gewinne, als wäre es nach eurem einstimmigen Beschluß geschehen, so fühlten wir uns deßhalb gedrängt, an euch zu schreiben und euch dieses Zeugnlß zu übergeben. Wir bezeugen also, daß sie gegen uns intriguiren, und daß wir von ihnen und durch sie <s 154> Verfolgung zu leiden haben, und wir bitten euch, daß ihr, indem ihr die Furcht Gottes im Auge behaltet und erwäget, daß sie ohne uns schickten, welche ihnen beliebten, nicht unterschreibet, damit sie nicht vorgeben, als ob das, was sie auf eigene Faust anspinnen, von euch ausgehe. Denn für Christen geziemt es sich, nicht auf das Menschliche zu schauen und die Wahrheit Allem vorzuziehen. Fürchtet daher weder eine Drohung, wie sie solche gegen Alle ausstoßen, noch eine Intrigue, sondern vielmehr Gott. Denn wenn es überhaupt angezeigt gewesen wäre, Gesandte in die Mareotis zu schicken, so hätten auch wir dabei sein sollen, um die Feinde der Kirche zu überführen und die Fremden zu bezeichnen, damit eine gewissenhafte Untersuchung der Sache geführt worden wäre. Denn ihr wißt, daß die Eusebianer in Taschenspielermanier einen Brief übergeben ließen, wie wenn er von den Kolluthianern, Melitianern und Arianern käme, der gegen uns geschrieben war, und es ist offenbar, daß gerade die Feinde der katholischen Kirche über uns nichts Wahres, sondern Alles zu unserm Nachtheil aussagen. Das Gesetz Gottes aber will weder, daß ein Feind Zeuge, noch daß er Richter sei. Im Übrigen nehmt dieses Zeugniß hin im Bewußtsein, daß ihr am Tage des Gerichtes Rechenschaft geben werdet, und indem ihr die gegen uns geschmiedeten Ränke merket, nehmt euch in Acht, auch wenn ihr aufgefordert werdet, Etwas gegen uns zu thun und die Pläne der Eusebianer zu unterstützen. Denn ihr wißt ja, wie gesagt, daß sie unsere Feinde sind, und warum Eusebius von Cäsarea im vorigen Jahre unser Feind geworden ist. Wir wünschen euch Wohlergehen, heißgeliebte Herren!
An Flavius Dionysius, den erlauchtesten Comes, die Bischöfe der katholischen Kirche in Ägypten, die nach Tyrus gekommen sind.92
78.
Wir glauben, daß die von Eusebius, Theognius, <s 155> Maris, Narcissus, Theodor und Patrophilus gegen uns geschmiedeten Ränke nicht mehr unbekannt seien. Denn schon Anfangs protestirten wir insgesammt durch unsern Amtsgenossen Athanasius dagegen, daß in ihrer Gegenwart das Verhör stattfinde. Denn wir wußten, daß auch die Anwesenheit eines einzigen Feindes, geschweige denn vieler, das Verhör verwirren und beeinflussen könne. Denn offenkundig ist ihre Feindschaft, die sie nicht nur auf uns, sondern auf alle Rechtgläubigen geworfen haben, da sie auf Alle losstürzen und gegen Alle Ränke schmieden. Da wir aber im Vertrauen auf die Wahrheit die von den Melitianern gegen die Kirche geschmiedeten Ränke nachweisen wollen, so wissen wir nicht, warum die Eusebianer gegen unsere Aussagen Wirren zu stiften suchten und sich gar sehr bemühten, unsere Aussagen sich vom Halse zu schaffen, indem sie den redlichen Richtern drohten, andere mißhandelten, nur um an uns ihre Absicht zu erreichen; und vielleicht kannte deine Güte die gegen uns geschmiedeten Ränke nicht. Jetzt aber, glauben wir, sind sie ans Licht gekommen. Denn sieh, deutlich haben sie selbst ihre Ränke verrathen. Denn sie wollten aus ihrer Mitte verdächtige Männer nach der Mareotis schicken, um, während wir abwesend waren und hier zurückblieben, das Volk in Verwirrung zu bringen und alles Beliebige durchzusetzen. Denn da sie wußten, daß die Ariomaniten, Kolluthianer und Melitianer Feinde der Kirche sind, so drangen sie deßhalb darauf, daß diese abgesendet würden, damit sie, wenn die Feinde anwesend wären, alles Beliebige gegen uns anzetteln könnten. Denn die hiesigen Melitianer sendeten bereits Einige aus ihrer Mitte ab, und vor vier Tagen ließen sie, da sie wußten, daß diese Untersuchung vor sich gehen würde, Abends zwei berittene Couriere abgehen, um Melitianer aus Ägypten nach der Mareotis zu bringen, weil sich daselbst kein einziger befand, sowie Kolluthianer und Ariomaniten aus andern Gegenden, und sie aufzufordern, gegen uns Ränke zu schmieden. Es ist ja deiner Güte bekannt, daß er selbst in deiner Gegenwart eingestand, daß nur sieben Personen mit ihm Gemeinschaft <s 156> hätten. Da wir also, nachdem sie alles Beliebige angeordnet und verdächtige Leute abgesendet hatten, vernahmen, daß sie zu jedem einzelnen Bischof kommen und zur Unterschrift auffordern, damit es den Anschein gewinne, als wäre es nach ihrem einstimmigen Beschluß geschehen, so fühlten wir uns deßhalb gedrängt, an deine Durchlaucht (λαμπρότητα [lamprotēta]) uns zu wenden und dir dieses Zeugniß zu übergeben. Wir bezeugen also, daß sie gegen uns intriguiren, und daß wir von ihnen und durch sie Verfolgung zu leiden haben, und wir bitten dich, daß du, indem du die Furcht Gottes und die frommen Aufträge des gottesfürchtigsten Kaisers vor Augen hast, in Erwägung, daß sie ohne uns schickten, welche es ihnen zu schicken beliebte, ihnen nicht willfahrest.
Ich Bischof Adamantius habe es übergeben. Ischyras, Ammon, Petrus, Ammonian, Tyrannus, Taurinus, Sarapammon, Ailurion, Harpokration, Moses, Optatus, Anubion, Saprion, Apollonius, Ischyrion, Arbäthion, Potamon, Paphnutius, Heraklides, Theodor, Agathammon, Cajus, Pistus, Athas, Nikon, Pelagius, Theon, Paninuthus, Nonnus, Ariston, Theodorus, Irenäus, Blastammon, Philippus, Apollos, Dioskorus, Timotheus von Diospolis, Makarius, Heraklammon, Kronius, Muis, Jakobus, Ariston, Artemidor, Phinees, Psais, Heraklides.
Und noch einmal die Nämlichen.
An Flavius Dionysius, den erlauchtesten Comes, die aus Ägypten nach Tyrus gekommenen Bischöfe der katholischen Kirche.
79.
Da wir sehen, daß viele Ränke und Verfolgungen gegen uns im Gange sind, und zwar auf Anstiften des Eusebius, Narcissus, Flacillus, Theognius, Maris, Theodor, Patrophilus, die wir Anfangs ablehnen wollten, aber nicht durchdrangen, so sehen wir uns genöthigt, vorliegenden Protest einzulegen. Denn wir sehen, daß zu Gunsten der Melitianer Vieles in Bewegung gesetzt und die katholische <s 157> Kirche in Ägypten unsertwegen verfolgt werde. Deßhalb übergeben wir dir diesen Brief und bitten dich, du mögest den allmächtigen Gott vor Augen haben, der die Herrschaft des frömmsten und gottesfürchtigsten Kaisers Constantin aufrecht hält, und die Vernehmung unserer Sache dem gottesfürchtigsten Kaiser selbst vorbehalten. Denn es ist naturgemäß, daß du, da du der Abgesandte seiner kaiserlichen Macht bist, wenn wir an seine Gottesfurcht appelliren, die Sache ihm vorbehältst. Denn die Ränke und Verfolgungen der genannten Eusebianer werden uns unerträglich, und deßhalb bitten wir, es möge die Sache dem gottesfürchtigsten und frömmsten Kaiser vorbehalten werden, bei dem wir unser und der Kirche Recht auseinandersetzen können. Denn wir vertrauen, daß seine Gottesfurcht, wenn sie uns vernimmt, uns nicht verurtheilen wird. Daher beschwören wir dich nochmals bei dem allmächtigen Gotte, sowie bei dem gottesfürchtigsten Kaiser, der noch viele Jahre hindurch siegreich und gesund leben möge mit den Söhnen seiner Gottesfurcht, du mögest weiter Nichts thun und dir nicht erlauben, in der Synode in unserer Angelegenheit Etwas zu unternehmen, sondern die Vernehmung seiner Gottesfurcht vorbehalten. Das Nämliche haben wir meinen Herrn,93 den rechtgläubigen Bischöfen, mitgetheilt.
80.
Als Alexander, Bischof von Thessalonich, Dieß erfuhr, schrieb er Folgendes an den Comes Dionysius:
An meinen Herrn Dionysius Alexander, Bischof.
Ich sehe deutlich, daß gegen Athanasius Ränke geschmiedet worden sind. Denn es beliebte ihnen in unbegreiflicher Weise, Alle, welche er ablehnte, abzusenden, ohne uns auch nur eine Mittheilung zu machen. Denn es war beschlossen worden, gemeinsam zu berathen, welche abgesendet <s 158> werden sollen. Ertheile also den Rath, daß keine Unbesonnenheit begangen werde, — denn sie sind in großer Aufregung zu mir gekommen und sagten, die wilden Thiere seien schon voll Feuer und in Begriff auf sie loszugehen, weil nämlich das Gerücht zu ihnen gedrungen war, daß Johannes Einige abgesendet habe, — und daß sie nicht im Voraus alle beliebigen Intriguen spielen. Denn du weißt, daß sowohl die Kolluthianer als auch die Arianer und Melitianer Feinde der Kirche sind und, wenn diese alle miteinander übereinstimmen, sie der Kirche große Übel zufügen können. Erwäge also, was nützlich ist, damit kein Unglück geschehe und uns nicht die Beschuldigung treffe, als hätten wir nicht gerecht gerichtet. Jene hat man vorzugsweise in Verdacht, sie möchten durch die Kirchen, deren Bischöfe hier sind, ihren Weg nehmen, sie in Schrecken setzen und ganz Ägypten verwirren, da sie den Melitianern ergeben sind. Denn sie sehen Das größtentheils jetzt schon vor sich gehen.
Darauf richtete der Comes Dionysius an die Eusebianer folgendes Schreiben:
81.
Das war es, worüber ich mit meinem Herrn Flacillus sprach, daß Athanasius Beschwerde führte und sagte, daß die abgesendet würden, die er abgelehnt habe, und über erlittenes Unrecht und Rechtsverkümmerung schrie. Das hat mir auch Alexander, der Herr meiner Seele, geschrieben, und damit ihr einsehet, daß das, was mir von seiner Güte geschrieben wurde, vernünftig sei, habe ich es beigelegt, damit ihr es lesen könnet. Denn ihr erinnert euch dessen, was ich früher schrieb. Ich schrieb nämlich an euere Güte, o Herren, daß die Abgesandten nach gemeinsamem Urtheil und Beschluß abgesendet werden sollen. Seht also zu, daß das, was geschieht, keine Schuld mit sich führe, und daß wir denen, die uns anschuldigen wollen, keine Veranlassung zu gerechtem Tadel geben. Denn wie der Partei der Kläger nicht wehe geschehen soll, so auch nicht der der Angeklagten. Ich glaube aber, daß es keine geringe Veranlassung zum Tadel gegen uns sei, wenn es den Anschein gewinnt, daß mein Herr Alexander mit dem, was vorgeht, nicht übereinstimmt.
82.
<s 159> Als Dieß in dieser Weise vor sich ging, zogen wir uns von ihnen zurück als vor einer Synode der Abtrünnigen.94 Denn sie thaten, was sie wollten. Daß aber das, was unter einseitigem Vorgehen geschieht, keine Kraft hat, ist Jedermann bekannt. Denn Dieß befiehlt das göttliche Gesetz, das verlangte auch der selige Apostel, der, als er eine ähnliche Verfolgung erlitt, vor dem Richter sagte: „Es hätten die Juden aus Asien vor dir erscheinen und Klage stellen sollen, wenn sie Etwas vorzubringen hatten,“95 bei welcher Gelegenheit auch Festus, als die Juden eine ähnliche Verfolgung bereiten wollten, wie diese jetzt gegen mich unternommen haben, sagte: „Es ist nicht Sitte bei den Römern, aus Gefälligkeit einen Menschen auszuliefern, bevor die Ankläger dem Angeklagten vorgeführt wurden und er Gelegenheit fand, sich gegen die Anklage zu vertheidigen.“96 Aber die Eusebianer erkühnten sich, auch das Gesetz zu umgehen, und haben die Ungerechten an Ungerechtigkeit übertroffen. Denn sie handelten von Anfang an nicht für sich allein. Als sie aber in unserer Gegenwart Nichts ausrichten konnten, da gingen sie endlich wie die Juden fort und hielten für sich allein Rath, um uns zu verderben und der Häresie Eingang zu verschaffen, wie jene den Barabbas losbaten. Denn daß sie deßwegen Das alles gethan haben, haben sie selbst zugestanden.
83.
Und wenn das auch zur vollständigen Rechtfertigung genügt, so fällt es, um ihre Bosheit und die Freiheit der Wahrheit noch mehr zu beweisen, gleichwohl nicht lästig, ferners in Erinnerung zu bringen und zu zeigen, daß sie in Widerspruch mit sich selbst handelten und, indem sie im Dunkel rathschlagten, auf ihre eigenen Leute stießen und, indem sie uns tödten wollten, gleich Rasenden sich selbst verwundeten. Denn als sie wegen der Geheimnisse nachforschten, wendeten sie sich an Juden und fragten bei Katechumenen: Wo waret ihr, als Makarius kam und den Tisch umstürzte? <s 160> Und diese antworteten: Wir waren drinnen. Es fand also kein Opfer statt, wenn die Katechumenen drinnen waren. Da sie ferner überallhin geschrieben hatten, daß Makarius, während der Priester stand und opferte, gekommen sei und Alles umgestürzt habe, fragten sie, welche es ihnen zu fragen beliebte: Wo war Ischyras, als Makarius erschien? Und diese erwiderten, daß er in einer Kammer krank darnieder lag. Es stand also der nicht, welcher lag, und es opferte der nicht, der in einer Kammer krank darniederlag. Da ausserdem Ischyras sagte, es seien von Makarius Bücher verbrannt worden, behaupteten die beigebrachten Zeugen, daß nichts Solches geschehen sei, sondern daß Ischyras lüge. Und sonderbar, obschon sie wieder überallhin geschrieben hatten, wir hätten die, welche Zeugniß ablegen konnten, auf die Seite geschafft, stellten sie an dieselben vor aller Welt Fragen und schämten sich nicht, wenn sie sahen, daß von allen Seiten an den Tag trete, daß sie Verleumder seien und Das alles für sich allein ins Werk setzten, wie es ihnen beliebte. Denn sie winkten den Zeugen, der Eparch drohte, die Soldaten führten Hiebe, der Herr aber enthüllte die Wahrheit und bewies, daß sie Verleumder seien. Deßhalb hielten sie auch die Akten geheim, und da sie selbst in deren Besitz waren, befahlen sie den Schreibern, sie zu verstecken und ganz und gar Niemandem mitzutheilen. Aber sie gingen auch hierin irre. Denn der sie schrieb, ist Rufus, der jetzige Speculator in Augustaliane,97 und er kann Zeugniß geben. Die Eusebianer aber schickten sie durch die Ihrigen nach Rom, und der Bischof Julius schickte sie mir zu. Und sie geberden sich jetzt wie Wahnsinnige, daß in den Besitz dessen, was sie geheim halten wollten, wir gelangten und es lasen.
84.
Indem sie Dieß und Ähnliches trieben, verriethen sie auch bald die Ursache, warum sie das thaten. Denn sie gingen fort und führten die Arianer mit sich nach <s 161> Jerusalem und nahmen sie dort in die Gemeinschaft auf, indem sie in Betreff derselben einen Brief schrieben, von dem ein Theil von Anfang an also lautet
Die heilige Synode, die in Jerusalem durch die Gnade Gottes versammelt ist, der Kirche Gottes in Alexandria und den Bischöfen, Priestern und Diakonen in ganz Ägypten, Thebais, Libyen, Pentapolis und auf dem ganzen Erdkreis Gruß im Herrn.
„Uns allen, die wir aus den verschiedenen Eparchieen an dem nämlichen Orte zur großen Festversammlung uns eingefunden haben, die wir zur Einweihung des Martyriums des Heilandes,98 das durch den Eifer des gottesfürchtigen Kaisers Constantin dem König der Welt, Gott und seinem Gesalbten, errichtet worden ist, veranstaltet haben, hat die Gnade Gottes große Freude bereitet. Der gottesfürchtigste Kaiser Canstantin selbst aber mahnte uns durch ein persönliches Schreiben, was wir zu thun hätten, indem er aus der Kirche Gottes jede Mißgunst verscheuchen und allen Neid weit weg verbannen wollte, durch den die Glieder Gottes früher getrennt waren, daß wir nämlich mit einfältigem und friedfertigem Herzen die Arianer aufnehmen sollten, die seit einiger Zeit die gegen das Gute feindselige Mißgunst aus der Kirche ausgeschlossen hielt. Der gottesfürchtige Kaiser bezeugte den Männern durch seinen Brief ihre Rechtgläubigkeit, die er auf gestellte Frage durch ihr lebendiges Wort mit eigenen Ohren vernahm, ihr seinen Beifall gab und uns von derselben überzeugte. Denn er fügte das rechte <s 162> Gaubensbekenntniß der Männer schriftlich seinem Briefe an.“
85.
Wer sieht nicht, wenn er Dieß vernimmt, ihre Ränke? Denn sie verbergen nicht, was sie gethan haben, oder gestehen vielmehr gegen ihren Willen die Wahrheit ein. Denn wenn ich es war, der den Arianern den Eintritt verweigerte, und sie Aufnahme fanden, als ich unter ihren Ränken zu leiden hatte, worauf anders geht das hinaus, als daß das ihretwegen99 geschehen ist und sie ihretwegen Alles gegen uns thaten, und daß sie sowohl die Zerbrechung des Kelches als auch die Ermordung des Arsenius erdichtet haben, um nur der Gottlosigkeit Eingang in der Kirche zu verschaffen und nicht für Häretiker zu gelten? Denn das war es, was der Kaiser auch früher mir in einem Drohbriefe schrieb.100 Und sie schämten sich nicht, das zu schreiben und zu behaupten, daß die die richtige Ansicht hätten, welche die ganze ökumenische Synode mit dem Anathem belegte. Und sie scheuten sich nicht, eine so große Synode, so weit es von ihnen abhing, in einer Winkelsynode kraftlos zu machen, sie, die leichthin Alles sagen und thun. Und der Lohn der Verleumdung zeigt noch mehr ihre Niedertracht und gottlose Absicht. Die Mareotis ist, wie bereits gesagt, eine alexandrinische Landschaft. Es war noch niemals in dieser Landschaft ein Bischof, noch ein Landbischof,101 sondern dem Bischof von Alexandria sind die Kirchen des ganzen Landes unterworfen. Die einzelnen Priester haben die eigenen großen Dörfer, der Zahl nach wohl zehn und darüber.102 Das Dorf aber, wo Ischyras seinen Wohnsitz hat, ist ganz klein und hat eine geringe Einwohnerzahl, so zwar, daß es <s 163> dort keine Kirche gab, sondern im nächstgelegenen Dorfe. Und obschon er in diesem Dorfe nicht einmal Priester war, so beschloßen sie dennoch, gegen die alte Überlieferung ihn Bischof zu nennen, indem sie wohl selbst es für unpassend hielten, aber durch das Versprechen für die Verleumdung genöthigt sich gleichwohl auch dazu verstanden, damit nicht jener Erzbösewicht wegen erlittenen Undanks die Wahrheit aussagte und die Bosheit der Eusebianer verriethe. Es ist ausgemacht, daß er weder eine Kirche hat noch Laien ihm anhängen, sondern er vielmehr von Allen wie ein Hund verfolgt wird. Dessenungeachtet haben sie den Kaiser bewogen, an den Katholikus zu schreiben (denn es ist ihnen Alles erlaubt), es möge ihm eine Kirche verschafft werden, damit er im Besitze einer solchen Glauben fände, wenn er von einem Kelche und Altare sprach. Denn sie ließen ihn sogleich auch Bischof nennen, weil es, wenn er keine Kirche hatte und gar nicht einmal Priester war, deutlich hervorgetreten wäre, daß er ein Verleumder sei und Alles erfinde. Gewiß hilft ihm, da das Volk und selbst die Seinigen sich ihm nicht anschließen, wie der leere Name so auch der folgende Brief Nichts, den er zum Beweise für seine und der Eusebianer ganz verkehrte Richtung vorzeigt.
Brief des Katholikus.
Flavius Hemerius dem Exactor in der Mareotis Gruß.
Da der Priester Ischyras die Gottesfurcht unserer durchlauchtigsten Herren und Kaiser gebeten hat, es möge ihm an der Stelle des Friedens des Sekontarurus eine Kirche gebaut werden, so befahl ihre göttliche Würde, es möge das möglichst schnell geschehen. Sei also darauf bedacht, wenn du die Abschrift des göttlichen Schreibens, das mit der gebührenden Verehrung an erster Stelle niedergelegt ist, sowie die unter meiner geheiligten Auktorität aufgenommenen Aktenstücke empfangen hast, sie schnell zu copiren und im <s 164> Archiv zu hinterlegen, damit der von göttlicher Seite gekommene Auftrag seine Erledigung finden könne.“
86.
In dieser Weise nun gingen Jene listig zu Werke und schmiedeten Ränke. Wir aber gingen zum Kaiser und entdeckten ihm die Ungerechtigkeiten der Eusebianer, da ja auch er es war, der die Abhaltung der Synode angeordnet hatte, und sein Comes dieselbe leitete. Da nun dieser mich vernommen hatte, ging es ihm zu Herzen, und er schrieb Folgendes:
Der siegreiche Constantin, der Größte, Erlauchteste, an die in Tyrus versammelten Bischöfe.
„Ich weiß nicht, was für Dinge von euerer Synode unter Lärm und Geräusch entschieden worden sind. Es scheint aber wohl durch eine gewisse geräuschvolle Unordnung die Wahrheit verkehrt worden zu sein, da ihr offenbar wegen eueres Haders mit eueren Nächsten, in dem ihr unerschütterlich beharren wollt, nicht auf das schauet, was Gott gefällt. Aber es wird ein Werk der göttlichen Vorsehung sein, die Übel solcher Zwietracht handgreiflich nachzuweisen und zu beseitigen und uns augenscheinlich zu beweisen, ob ihr bei euerer dortigen Versammlung auf die Wahrheit irgend eine Rücksicht genommen und ob ihr euere Entscheidungen ohne irgend welche Gunst und Feindschaft getroffen habt. Deßhalb will ich, daß ihr alle vor meiner Gottesfurcht schnell euch einstellet, damit ihr persönlich über euere Thaten genaue Rechenschaft gebet. Warum ich aber für gut fand, Dieß an euch zu schreiben, und euch schriftlich zu mir vorlade, werdet ihr aus Folgendem ersehen. Als ich nämlich in der nach uns genannten hochbeglückten Vaterstadt Konstantinopel mich herumtrieb, — ich befand mich aber damals zu Pferde, — da begegnete mir plötzlich mitten auf der Gasse Bischof Athanasius mit einigen Andern, die ihn begleiteten, und zwar so unvermuthet, daß ich davon nicht wenig überrascht war. Gott ist mein Zeuge, der Alles sieht, <s 165> daß ich auf den ersten Anblick nicht einmal zu erkennen vermocht hätte, wer er sei, wenn nicht Einige von den Unsrigen auf unsere Anfrage, wie es zu geschehen pflegt, uns gemeldet hätten, wer er sei, und welche Ungerechtigkeit er erlitten habe. Ich unterredete mich nun in jenem Zeitpunkte weder mit ihm, noch trat ich mit ihm in irgend einen Verkehr. Als er aber um Audienz bat, wies ich ihn ab und war nahe daran, seine Entfernung zu befehlen. Da bat er mit größerem Freimuth, es möge ihm von uns weiter Nichts gewährt werden, als euere Ankunft, damit er in euerer Gegenwart über Das Beschwerde erheben könnte, was er habe erdulden müssen. Da mir das vernünftig und zweckdienlich zu sein schien, so ließ ich bereitwillig Dieß an euch schreiben, damit ihr alle, die ihr bei der in Tyrus gehaltenen Synode versammelt waret, unverzüglich ins Lager meiner Milde euch verfüget, um aus den Thaten selbst die Gewissenhaftigkeit und Unbestechlichkeit bei euerem Richterspruche zu beweisen, in meiner Gegenwart nämlich, da wohl auch ihr nicht in Abrede stellen dürftet, daß ich ein wahrer Diener Gottes bin. Es wird daher durch meine Gottesverehrung überall Friede gestiftet und selbst bei den Barbaren der Name Gottes in geeigneter Weise gepriesen, die bisher die Wahrheit nicht kannten. Offenbar aber kennt der, dem die Wahrheit unbekannt ist, auch Gott nicht. Es haben aber auch, wie gesagt, jetzt durch mich, den wahren Diener Gottes, die Barbaren Gott kennen und verehren gelernt, da sie an den Thaten selbst wahrnahmen, daß er überall für mich kämpfe und sorge. Dadurch ist ihnen zumeist Gott bekannt geworden, den sie aus Furcht vor uns verehren. Wir aber, die wir die heiligen Geheimnisse seiner Güte an uns zu tragen scheinen, denn ich möchte nicht sagen, daß wir sie bewahren, wir, sage ich, thun Nichts, als was auf Zwietracht und Haß abzielt und, um es gerade herauszusagen, auf den Untergang des menschlichen Geschlechtes hinarbeitet. Beeilet euch also, wie gesagt, und kommt alle möglichst schnell zu uns. Ihr könnt überzeugt sein, daß ich meine ganze Kraft einsetzen werde, um es dahin zu bringen, daß im Gesetze Gottes <s 166> vorzugsweise das unversehrt erhalten bleibe, was weder einem Tadel noch einem üblen Rufe je ausgesetzt sein kann, wenn nämlich die Feinde des Gesetzes beseitigt, von Grund aus zermalmt und ganz und gar vernichtet sind, die unter dem Scheine des heiligen Namens mannigfaltige und verschiedene Lästerungen vorbringen.“
87.
[Forts. v. <s 166>] Die Eusebianer, die hievon in Kenntniß gesetzt wurden, und die nebenbei wußten, was sie gethan hatten, hielten die übrigen Bischöfe von der Reise ab, und nur solche von ihrer Partei, nämlich Eusebius, Theognius, Patrophilus, ein zweiter Eusebius, Ursacius und Valens reisten hin und sprachen nicht mehr von einem Kelche und von Arsenius, denn sie hatten hiezu nicht mehr den Muth. Dagegen erfanden sie eine andere Anklage, die den Kaiser berührte. Sie sagten nämlich dem Kaiser selbst: Athanasius drohte, das Getreide, das von Alexandria nach deiner Vaterstadt gesendet wird, aufhalten zu wollen. Das vernahmen die anwesenden Bischöfe Adamantus, Anubion, Agathammon, Arbethion und Petrus. Auch die Erbitterung des Kaisers bestätigte es. Denn er, der den angeführten Brief geschrieben und ihrer Ungerechtigkeit das Urtheil gesprochen hatte, gerieth, als er diese Verleumdung vernahm, sogleich in Zorn und sendete uns, statt uns zu vernehmen, nach Gallien. Aber auch das beweist noch mehr ihre Schlechtigkeit. Denn der selige Constantin der Jüngere schrieb, als er uns in die Heimath sendete und an das Schreiben seines Vaters sich erinnerte, gleichfalls folgenden Brief.
Kaiser Constantin an das Volk der katholischen Kirche in der Stadt Alexandria.
„Ich glaube nicht, daß es euerer heiligen Einsicht unbekannt geblieben ist, daß Athanasius, der Verkünder des anbetungswürdigen Gesetzes, deßhalb auf eine Zeit lang nach Gallien gesendet worden sei, damit er, da von der Grausamkeit seiner blutgierigen und erbitterten Feinde seinem heiligen Haupte Gefahr drohte, nicht von der Verkehrtheit <s 167> der Bösewichte Unsägliches zu leiden hätte. Um nun dieser auszuweichen, wurde er dem Rachen der ihn bedrängenden Männer entrissen und ihm der Auftrag ertheilt, im Gebiete meiner Herrschaft sich aufzuhalten, so daß er in dieser Stadt, in der er lebte, an allem Nöthigen Überfluß hatte, wenn auch seine rühmliche Tugend im Vertrauen auf den göttlichen Beistand die Schläge eines harten Schicksals für Nichts achtet. Wenn nun schon unser Herr, der durchlauchtigste Constantin, mein Vater, entschlossen war, aus Rücksicht für euere geliebteste Gottesfurcht den nämlichen Bischof dem ihm zugehörigem Sitze zurückzugeben, so hielt ich es in gleicher Weise für entsprechend, da er vom menschlichen Loose vorher ereilt wurde und vor Erfüllung seines Wunsches zur Ruhe einging, das Vorhaben des Kaisers göttlichen Andenkens als Erbschaft zu übernehmen und auszuführen. Wenn ihr ihn nun wieder seht, werdet ihr erkennen, welche Ehrfurcht ich ihm zollte. Denn es ist nicht zu verwundern, wenn ich für ihn Etwas gethan habe. Denn meine Seele wurde durch die Vorstellung euerer Sehnsucht und durch die Erscheinung eines so großen Mannes hiezu bewogen und veranlaßt. Die göttliche Vorsehung möge euch bewahren, geliebte Brüder! Gegeben in Trier am fünfzehnten vor den Kalenden des Juli (17. Juni).“
88.
Da wir also aus diesem Grunde nach Gallien gesendet wurden, wer erkennt nicht wieder die Gesinnung des Kaisers und die Blutgier der Eusebianer, und daß der Kaiser Dieß gethan hat, damit sie nicht noch mehr Ränke schmiedeten? Er gab ihnen nämlich einfach nach. So also verfuhren die Eusebianer, solche Hebel setzten sie gegen uns in Bewegung. Wer möchte, wenn er Dieß wahrnimmt, nicht sagen, daß Nichts für uns aus Gunst geschehen sei, sondern daß mit Fug und Recht eine so große Menge von Bischöfen einzeln und in Gesammtheit Solches zu unserer Vertheidigung geschrieben und die Ränkesucht der Feinde verurtheilt hat? Wer sollte, wenn er Solches erwägt, nicht zugeben, daß Ursacius und Valens mit Recht sich das Urtheil sprachen und aus Reue Solches zu ihrer <s 168> Verurtheilung schrieben, indem sie lieber auf kurze Zeit beschämt werden als ewig die Strafe der Verleumder leiden wollten?
89.
Deßhalb nun handelten auch unsere seligen Amtsgenossen regelrecht und in kirchlichem Geiste, als Einige unsere Sache für zweifelhaft erklärten und die günstige Entscheidung in unserer Sache gewaltsam wieder umzustoßen suchten, wenn sie da lieber Alles dulden wollten und es vorzogen in die Verbannung zu gehen, als die Entscheidungen so vieler Bischöfe umgestoßen zu sehen. Wenn nun denen gegenüber, welche gegen uns zu Rathe gingen und, was zu unsern Gunsten entschieden war, wieder umstoßen wollten, die wahren Bischöfe bei bloßen Worten stehen geblieben wären, oder wenn es die nächstbesten Männer gewesen wären und nicht die Bischöfe von hervorragenden Städten und die Häupter von so großen Kirchen, so könnte man argwöhnen, daß sie wieder aus Gunst handelten und auch jetzt von Parteigeist sich leiten ließen. Da sie aber nicht nur durch Gründe zu überzeugen suchten, sondern auch die Verbannung sich gefallen ließen, und da Liberius, der Bischof von Rom, sich darunter befindet, — denn wenn er auch nicht bis an sein Ende die Trübsal der Verbannung zu ertragen hatte, so mußte er doch, da er die gegen uns geschmiedeten Ränke wohl kannte, zwei Jahre an einem andern Wohnsitz leben, — und da sich darunter der große Hosius mit denen von Italien, Gallien, und andern von Spanien, von Ägypten, Libyen und sämmtlichen aus der Pentapolis befindet, — denn wenn er auch einige Zeit, weil er die Drohungen des Constantius fürchtete, ihnen nicht zu widersprechen schien, so beweisen doch der große Zwang und die tyrannische Gewalt des Constantius, sowie die zahlreichen Mißhandlungen und Schläge, daß er nicht, weil er uns für schuldig hielt, sondern wegen Altersschwäche, weil er die Schläge nicht ertragen konnte, ihnen auf einige Zeit nachgab, — so ist es um so mehr gerechtfertigt, daß Alle hievon überzeugt die Ungerechtigkeit und die an uns verübte Gewaltthat hassen und verabscheuen, zumal da feststeht, daß <s 169> wir aus keinem andern Grunde als wegen der arianischen Gottlosigkeit Dieß erduldet haben.
90.
Wenn also Jemand in unserer Sache, sowie über die Ränkesucht der Eusebianer sich Aufschluß verschaffen will, so möge er lesen, was zu unserer Vertheidigung geschrieben wurde, und es mögen ihm nicht einer oder zwei oder drei, sondern eine so große Menge Bischöfe als Zeugen dienen. Zu Zeugen hievon möge er ferner den Liberius und Hosius mit ihren Anhängern nehmen, welche, da sie sahen, was gegen uns geschah, lieber Alles erduldeten, als daß sie der Wahrheit und der günstigen Entscheidung in unserer Sache untreu wurden. Und das haben sie in guter und heiliger Absicht gethan. Denn was Diese gelitten, zeigt den Zwang, den auch die übrigen Bischöfe gelitten haben, und es dient als Denkmal und zur Brandmarkung der arianischen Häresie und der Bosheit der Verleumder, zugleich als Richtschnur und Vorbild für die Nachkommen, für die Wahrheit bis in den Tod zu kämpfen, die arianische Häresie als christusfeindlich und als Vorläuferin des Antichrist zu verabscheuen und denen keinen Glauben zu schenken, die gegen uns zu sprechen suchen. Denn ein glaubwürdiges und hinlängliches Zeugniß ist es, daß so viele treffliche Bischöfe uns in Schutz genommen und zu unsern Gunsten gestimmt haben.
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title={Des hl. Athanasius Schutzschrift gegen die Arianer (Apologia contra Arianos [seu Apologia secunda]) },
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