- Offizieller Beitrag
1.
1Jene aber haben das, weßwegen sie diese Ränke geschmiedet hatten, nicht lange nachher vollbracht. Denn sogleich, nachdem sie ihre Nachstellungen bereitet hatten, nahmen sie den Arius in die Gemeinschaft auf. Und indem sie so viele Urtheile gegen sich gering achteten, schützten sie abermals die königliche Macht für sich vor, und scheuten sich nicht, in ihren Schreiben zu sagen: „Nachdem Athanasius gedemüthigt worden ist, hat der Neid aufgehört, lasset uns nun die Arianer aufnehmen;“ und zum Schrecken der Zuhörer setzten sie hinzu: „Denn dieses hat der König befohlen.“ Ferner schämten sie sich nicht beizufügen: „Diese Menschen denken rechtgläubig,“ und sie fürchteten sich nicht vor dem, was geschrieben steht:2 „Wehe euch, die ihr das Bittere süß nennet, und die Finsterniß für Licht haltet!“ Denn für die Ketzerei sind sie bereit Alles zu erdulden. Ist es also nicht auch hieraus Allen sonnenklar, daß nicht einem Urtheile der Kirche, sondern der Drohung des Königes zu Folge, einerseits wir wegen unserer Ehrfurcht vor Christo damals gelitten haben, andererseits ihr jetzt verfolget? Denn auch andern Bischöfen haben sie auf diese Weise nachgestellt, und auch gegen jene haben sie Verleumdungen ersonnen, von welchen nun die Einen in der Verbannung entschlafen und des Ruhmes des Bekenntnisses Christi theilhaftig geworden find, die Andern aber auch jetzt noch in der Verbannung leben, und nur noch muthiger gegen die Ketzerei derselben kämpfen, indem sie sagen:3„Nichts wird uns scheiden von der Liebe Christi.“
2.
Aber auch hieraus kann man wieder dieselbe Ketzerei erkennen und Gründe gegen sie schöpfen. Denn wer ihr Freund und ein Genosse ihrer Gottlosigkeit ist, der wird, sollte er auch anderer Verbrechen schuldig und mit tausend Anklagen belastet seyn, und sollten auch die augenscheinlichsten Beweise und Belege gegen ihn vorliegen, bei ihnen rechtschaffen, und sogleich ein Freund des Königes, weil ihn seine Gottlosigkeit empfiehlt; und nachdem er sich sehr viel Geld erworben hat, erhält er von den Richtern auch die Erlaubniß, nach Belieben zu handeln. Wer hingegen ihre Gottlosigkeit widerlegt, und Christi Sohn aufrichtig vertheidigt, der wird, wenn er auch in Allem rein, wenn er sich keiner Schuld bewußt ist, wenn er auch keinen Ankläger hat, dennoch, indem jene mancherlei Vorwände erdichten, sogleich ergriffen, und nach dem Urtheile des Königes verbannt, als wenn er der Verbrechen schuldig wäre, welche ihm jene aufbürden wollen, oder als wenn er den Kaiser geschmäht hätte, wie bei Naboth geschah4. Wer aber ihre Ketzerei begünstiget, der wird aufgesucht und sogleich in die Kirche des Widerlegers derselben geschickt, und zuletzt werden Verbannungen, Mißhandlungen und alle Uebel über diejenigen verhängt, welche den Eingedrungenen nicht aufnehmen. Und was das Auffallendste ist, wen die Völker wollen und als untadelhaft kennen, diesen entsetzt der König und schickt ihn über die Grenzen; einen solchen aber, welchen sie nicht wollen und nicht kennen, schickt er aus weiter Ferne mit seinen Soldaten und Schreiben; und dann werden sie mit vieler Gewalt gezwungen, denjenigen zu hassen, welchen sie als ihren Religionslehrer und Vater lieben; jenen aber zu lieben, welchen sie nicht wollen; und dem ihre Kinder anzuvertrauen, dessen Wandel und Sitten sie nicht kennen, und von dem sie nicht wissen, wer er sey; oder eine Strafe zu erleiden, wenn sie dem Könige nicht gehorchen.
3.
Dieses verüben jetzt die Gottlosen, wie sie es schon früher verübt haben, gegen die Rechtgläubigen; wodurch sie die Beweise ihrer Bosheit und Gottlosigkeit überall bei Allen verbreiten. Denn gesetzt, sie haben den Athanasius angeklagt, was haben denn die übrigen Bischöfe verbrochen? Welche Veranlassungen gaben sie, oder welcher Arsenius wurde bei ihnen todt gefunden? Was für ein Priester Makarius, oder welcher zerbrochene Kelch fand sich bei ihnen? Welcher Meletianer spielte eine Rolle? Aber wie aus ihren Handlungen erhellet und es sich zeigt, daß ihre Aussagen gegen den Athanasius falsch sind; so erhellet auch aus ihrem Verfahren gegen den Athanasius, daß auch die Beschuldigungen wider Andere erdichtet sind. Ein großes Ungeheuer ist über die Erde ausgegangen, nämlich diese Ketzerei; denn sie verletzt nicht bloß durch Worte wie durch Zähne die Unschuldigen, sondern miethete auch um Geld die äussere Gewalt zur Nachstellung. Und das Auffallende dabei ist, daß, wie ich schon sagte, Niemand aus ihnen angeklagt, oder wenn er angeklagt wird, nicht gerichtet wird, oder daß, wenn man ihn auf den Schein zur Rede stellt, diejenigen, welche ihn überführen, verurtheilt werden, und daß demjenigen, welcher überweiset, nachgestellt, der Schuldige aber nicht einmal beschämt wird. Bei ihnen also strotzen Alle von Unflath, und ihre kataskopoi (Spione), denn episkopoi (Bischöfe) dürfen sie nicht genannt werden, sind unfläthiger, als Alle. Und wenn bei ihnen Jemand Bischof werden will, so hört er nicht die Worte:5 „Ein Bischof muß untadelhaft seyn;“ sondern nur: Denke feindselig gegen Christum und kümmere dich nicht um den Wandel; denn dieses ist hinreichend, um dich zu empfehlen und ein Freund des Kaisers zu werden. So viel von denen, welche mit Arius gleiche Gesinnung haben. Die Eiferer für die Wahrheit aber werden, obschon sie heilig und rein sich zeigen, wie ich oben gesagt habe, dennoch für schuldig gehalten, wenn jene es wollen, und nach ihrem Gutdünken Verbrechen ersinnen. Dieses kann man, wie ich gesagt habe, aus ihren Handlungen ersehen.
4.
Ein gewisser Eustathius6 war Bischof zu Antiochien, ein Bekenner und frommgläubiger Mann. Dieser wurde, weil er für die Wahrheit sehr eifrig wirkte, die arianische Ketzerei aber haßte und ihre Anhänger nicht aufnahm, bei dem Könige Constantinus verleumdet, und es wurde die Beschuldigung erdichtet, daß er dessen Mutter gelästert habe; und sogleich wurde er und mit ihm eine große Anzahl Priester und Diakonen des Landes verwiesen; diejenigen aber, welche er wegen ihrer Gottlosigkeit unter den Klerus nicht aufnahm, führten sie hierauf, nachdem der Bischof verbannt worden war, nicht nur in die Kirche ein, sondern stellten sie sogar größtentheils als Bischöfe auf, um sie zu Mitverschwornen in ihrer Gottlosigkeit zu haben. Zu diesen gehört Leontius der Verschnittene, jetzt Bischof zu Antiochien, und sein Vorfahrer Stephanus, Georgius zu Laodicea, Theodosius, weiland Bischof von Tripolis, Eudoxius zu Germanicia, und Eustathius, jetzt zu Sebaste.
5.
Blieben sie nun bei diesem stehen? Nein. Denn Eutropius, einst Bischof zu Adrianopel, ein braver und in Allem vollkommener Mann, hat, weil er den Eusebius öfter überführte und den daselbst Durchreisenden rieth, den gottlosen Worten des Eusebius nicht zu folgen, dasselbe wie Eustathius zu erdulden, und ist aus der Stadt und aus seiner Kirche vertrieben; denn Basilina7 ward heftig wider ihn aufgebracht. Auch Euphration von Balanea, und Cymatius von Paltus, ein anderer Cymatius von Taradus, Asklepas von Gaza, Cyrus von Beröa in Syrien, Diodorus in Asien, Domnion zu Sirmium, und Hellanicus zu Tripolis wurden, sobald man erfuhr, daß sie die Ketzerei hassen, theils wegen erdichteter Verbrechen, theils ohne solche, durch kaiserliche Schreiben versetzt, und aus der Stadt vertrieben; und anstatt ihrer wurden Andere, deren Gottlosigkeit bekannt war, in die Kirchen derselben eingesetzt.
6.
Was aber den Marcellus8, Bischof von Galatien betrifft, ist es vielleicht überflüssig, eine Erwähnung zu machen; denn es weiß Jedermann, daß die Eusebianer, zuvor von ihm der Gottlosigkeit beschuldiget, dagegen auch ihn anklagten und die Verbannung des Greises bewirkten. Dieser aber reiste nach Rom, wo er sich rechtfertigte, und auf ihr Verlangen seinen Glauben schriftlich übergab, welchen auch die Synode zu Sardica guthieß. Die Eusebianer aber vertheidigten sich nicht, und schämten sich nicht, daß sie aus ihren eigenen Schriften der Gottlosigkeit überwiesen wurden; sondern sie betrugen sich vielmehr noch frecher gegen Alle. Denn sie waren bei dem Könige von den Weibern empfohlen, und Allen furchtbar. —
7.
Was aber den Paulus, Bischof von Constantinopel, betrifft, das glaube ich, wird Niemandem unbekannt seyn; denn je berühmter bie Stadt ist, desto weniger bleiben die dortigen Begebenheiten verborgen. Auch gegen diesen ward also eine Beschuldigung erdichtet. Denn sein Ankläger Macedonius, welcher ihn in unserer Gegenwart anklagte und welcher jetzt statt seiner Bischof geworden ist, stand mit ihm in Kirchengemeinschaft, und war unter demselben Paulus Priester; und doch dauerte, als Eusebius aus neidischer Begierde das Bisthum dieser Stadt an sich reißen wollte, (denn auf dieselbe Weise versetzte er sich auch von Berytus nach Nikomedien,) diese Anklage gegen den Paulus fort, und jene ließen von ihren Nachstellungen nicht ab, sondern beharrten bei ihren Verleumdungen. Zuerst wurde Paulus von Constantinus nach Pontus verwiesen; dann wurde er von Constantius, mit eisernen Ketten gefesselt, nach Singara in Mesopotamien verbannt; von dort aber wurde er nach Emesa, und viertens nach Cucusa in Cappadocien, in den Wüsten des Taurus, geschleppt, wo er, nach dem Berichte derer, welche bei ihm waren9, von ihnen erdrosselt seinen Geist aufgab. Nachdem sie nun dieses verübt hatten, schämten sie sich selbst nach dem Tode nicht, denn sie reden in nichts die Wahrheit, abermals den Vorwand zu erdichten, derselbe sey an einer Krankheit gestorben, obwohl alle Bewohner jener Gegend die Sache genau wußten. Denn Philagrius, der damalige Stellvertreter des Statthalters jener Gegenden, und welcher, wie nämlich jene meinten, alle ihre Rollen spielte, ertheilte, weil er vielleicht darüber in Staunen und Trauer versetzt wurde, daß nicht er, sondern ein Anderer dieses Verbrechen verübt hätte, sehr Vielen und darunter auch einigen unserer Bekannten, ja selbst dem Bischofe Serapion die Nachricht, Paulus sey von ihnen in einen sehr engen und finstern Ort eingeschlossen worden, damit er daselbst durch Hunger umkäme; als sie aber nach sechs Tagen hineintraten, und ihn noch athmend fanden, seyen sie endlich über den Mann hergefallen und haben ihn erdrosselt, und dieses sey das Ende seines Lebens gewesen. Der Vollzieher dieses Mordes aber, sagten sie, sey gewesen der ehemalige Präfekt Philippus. Allein Gottes Gerechtigkeit ließ diese That nicht unbestraft; denn es war noch kein Jahr verflossen, als Philippus mit vieler Schande der Präfektur entsetzt wurde, so daß er als Privatmann denen, welchen er am wenigsten wollte, zum Gespötte wurde. So nun ging er, sehr betrübt, und wie Kain seufzend und bebend, und täglich erwartend, wer ihn fern von dem Vaterlande und den Seinigen durchbohren würde, gleichsam ausser sich, weil er nicht so sterben wollte, zu Grunde. Aber sie schonen diejenigen, gegen welche sie im Leben Beschuldigungen erdichteten, auch nach dem Tode nicht; denn sie suchen sich auf diese Weise Allen furchtbar zu machen, daß sie die Lebendigen aus dem Lande verweisen, und der Todten sich nicht erbarmen; ja, sie sind die einzigen unter allen Sterblichen, welche die Verstorbenen hassen und den Anverwandten derselben nachstellen, sie, die in Wahrheit Unmenschen, Hasser der Guten, und grausamer, als die unmenschlichsten Feinde, wegen ihrer Gottlosigkeit sind, indem sie nicht mit Wahrheit, sondern mit erdichteten Beschuldigungen uns und allen Uebrigen nachzustellen suchen.
8.
Da dieses die drei Brüder, Constantinus, Constantius und Constans, einsahen, ließen sie, nach dem Tode ihres Vaters, Alle in ihr Vaterland und in ihre Kirche zurückkehren; indem sie in Bezug auf die andern Bischöfe an die Kirchengemeinde eines Jeden, hinsichtlich des Athanasius aber folgendes schrieben, was wieder die hiebei eingetretene Gewaltthätigkeit beweiset, und die blutdürstige Absicht der Eusebianer darthut.
Abschrift des Briefes des Kaisers Constantinus an das Volk der katholischen Kirche der Stadt Alexandrien.
Ich glaube nicht, daß es der Kenntniß euerer heiligen Einsicht entgangen ist, daß Athanasius, der Ausleger des anbetungswürdigen Gesetzes deßwegen u. s. w.10
Dieses ist also das Schreiben; wer aber wäre wohl ein so glaubwürdiger Zeuge ihrer Verschwörung, wie er? Denn weil er dieses wußte, schrieb er auch so.
9.
Da nun die Eusebianer sahen, daß ihre Ketzerei an Macht verliere, schrieben sie nach Rom, schrieben sie auch an die Könige Constantinus und Constans gegen den Athanasius. Als aber die Abgeordneten des Athanasius die in ihren Schreiben enthaltene Unwahrheit nachwiesen, wurden jene von den Königen mit Schande abgewiesen. Der römische Bischof Julius aber schrieb, es müsse eine Synode versammelt werden, wo wir wollten; auf daß jene ihre Beschuldigungen erweisen, sich aber hinsichtlich der ihnen gemachten Anklagen ohne Scheu rechtfertigen könnten. Denn um dieses hatten auch die von ihnen gesandten Priester, da sie sich überwiesen sahen, gebeten. Nachdem nun dieses geschehen war, begaben sich jene, die in Allem mißtrauisch waren, weil sie sahen, daß sie bei dem kirchlichen Gerichte unterliegen würden, zu dem Constantius allein, und weinten bei ihm, als dem Beschützer ihrer Sekte, indem sie sagten: „Erbarme dich der Sekte; du siehst, daß von uns Alle abgefallen sind; nur in geringer Anzahl sind wir noch übrig; beginne die Verfolgung, weil wir sonst auch von den Wenigen verlassen werden und keine Anhänger haben. Denn diejenigen, welche wir nach der Verbannung jener Bischöfe durch Gewalt auf unsere Seite gebracht hatten, haben diese nach ihrer Rückkehr beredet, wider uns gesinnt zu seyn. Laß also gegen Alle ein Schreiben ergehen, und übersende es dem Philagrius, welcher zum zweiten Male Präfekt von Aegypten ist; denn dieser kann auf geeignete Weise verfolgen, wovon er schon Proben abgelegt hat, besonders da er ein Abtrünniger ist. Schicke auch den Bischof Gregorius nach Alexandrien, denn auch dieser ist im Stande, unserer Sekte Ansehen zu verschaffen.
10.
Constantius ließ demnach damals ein Schreiben ergehen, verfolgte Alle, und sendete den Präfekten Philagrius, und einen gewissen Eunuchen Arsacius. Er schickte auch den Gregor mit bewaffneter Mannschaft; und es geschahen solche Dinge, wie schon früher. Sie sammelten einen Haufen von Rinderhirten und Schafhirten, und andern Müssiggängern und ausgelassenen Jungen, und stürzten mit Schwertern und Keulen in die sogenannte Kirche des Cyrinus, wo sie Einige tödteten, Andere mit Füssen traten, wieder Andere durch Schläge zerfleischten, in das Gefängniß warfen, und verbannten, viele Weiber ergriffen und öffentlich zum Gerichte schleppten, bei den Haaren zogen und mißhandelten, Andere in die Acht erklärten und wieder Andern ihr Brod wegnahmen, aus keiner andern Ursache, als damit sie an die Arianer sich anschließen und den von dem Könige geschickten Gregorius aufnehmen möchten.
11.
Athanasius schiffte nun, ehe dieses geschehen war, sobald er nur davon Kunde erhielt, nach Rom, theils weil er die Wuth der Ketzer genau kannte, theils damit, wie beschlossen war, die Synode gehalten würde. Julius aber schickte die Priester Elpidius und Philoxenus mit einem Schreiben ab, und setzte ihnen eine Zeit fest, damit sie entweder erscheinen, oder wissen sollten, daß sie in Allem verdächtig seyen. Als aber die Eusebianer auch nur gehört hatten, daß dort ein kirchliches Gericht gehalten werde, wobei weder ein Comes zugegen sey, noch Soldaten vor den Thüren stünden, und daß die Verhandlungen der Synode nicht nach einem königlichen Befehle gestaltet würden, (denn hiedurch hatten sie immer ein Uebergewicht über die Bischöfe erhalten, und ohne diese Dinge getrauen sie sich nicht einmal zu sprechen;) geriethen sie in einen solchen Schrecken, daß sie die Priester über die bestimmte Zeit zurückhielten, und die unpassende Entschuldigung erdachten, daß sie wegen des Perser-Krieges nicht erscheinen könnten. Dieses war aber nicht wahr; sondern Gewissensangst hielt sie zurück. Denn was geht der Krieg die Bischöfe an? Oder warum hätten sie wegen der Perser nicht nach Rom sollen kommen können, obschon es weit entfernt ist und über dem Meere liegt, da sie doch die östlichen Gegenden und die Grenzländer der Perser wie Löwen durchreisten, indem sie nachforschten, wer sich ihnen widersetzte, damit sie denselben verleumden und verbannen konnten?
12.
Ja, nachdem sie die Priester mit jener Entschuldigung, welche keinen Glauben verdiente, entlassen hatten, besprachen sie sich auf folgende Weise mit einander: Da wir durch die kirchliche Untersuchung nicht siegen können, so wollen wir die gewohnte Verwegenheit zeigen. Die schrieben daher an den Philagrius und bewirkten, daß er mit Gregor in kurzer Zeit nach Aegypten kam; hierauf wurden nun Bischöfe gegeißelt und grausam gefesselt; den Bischof und Bekenner Sarapammon verbannten sie; den Bischof und Bekenner Potammon aber, welcher bei der Verfolgung ein Auge verlor, schlugen sie mit so vielen Streichen auf das Genick, daß sie nicht eher aufhörten, als bis sie den Mann für todt hielten. So wurde er nun hingeworfen, und kam kaum nach einigen Stunden durch ärztliche Behandlung und durch Zufächern, indem Gott ihm das Leben schenkte, wieder zu Athem. Allein kurz darnach starb er an den Schmerzen der Wunden, und erlangte in Christo den Ruhm eines zweiten Märtyrertodes. Wie viele andere Mönche wurden mit Ruthen gepeitscht, während Gregor und der sogenannte Dux Balacius den Vorsitz führten! Wie viele Bischöfe wurden verwundet! Wie viele Jungfrauen geschlagen!
13.
Dann forderte der elende Gregor Alle auf, mit ihm in Kirchengemeinschaft zu treten. Allein, wenn du die Kirchengemeinschaft derselben verlangtest, so verdienten sie die Schläge nicht; wenn du sie aber zerfleischtest, weil sie schlecht waren, warum riefest du sie als Heilige herbei? Er hatte jedoch keinen andern Vorsatz, als den Auftrag seiner Sender zu vollziehen, und die Ketzerei zu befestigen. Deßwegen wurde der Thor auch ein Mörder, ein Henker, ein Gewaltthätiger, ein Betrüger, ein Ruchloser, und, mit Einem Worte, ein Feind Christi. Die Tante des Bischofes verfolgte er so sehr, daß er nach ihrem Tode nicht einmal ihre Beerdigung gestattete; und sie wäre unbeerdigt geblieben, und unbestattet hingeworfen worden, wenn nicht diejenigen, welche sie aufhoben, den Leichnam als ihnen gehörig weggetragen hätten; so verrucht war in dieser Beziehung sein Betragen. Ueberdieß befahl er, da Wittwen und andere Bettler Almosen erhielten, das Ausgetheilte wegzunehmen und die Gefäße, worin sie das Oel und den Wein trugen, zu zerbrechen, auf daß er nicht nur durch das Rauben gottlos handelte, sondern auch durch Werke den Herrn entehrte, indem er bald von ihm hören wird: So viel du diese da entehrt hast, hast du auch mich entehrt.
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Auch vieles Andere verübte er, wofür es gar keine Worte gibt, und was Jemand, wenn er es hörte, für unglaublich hielte. Zu diesem Verfahren aber veranlaßte ihn der Umstand, weil er weder nach dem Kanon der Kirche eingesetzt, noch nach der apostolischen Ueberlieferung zum Bischöfe ernannt, sondern aus dem Palaste mit militärischer Begleitung und militärischem Gepränge geschickt war, als wenn er ein weltliches Amt erhalten hätte. Daher wünschte er auch mehr ein Freund der weltlichen Obrigkeiten, als der Bischöfe und Mönche zu seyn. Wenn ihm also einmal der Vater Antonius vom Berge aus schriebe, würde, wie die Verehrung Gottes dem Sünder ein Gräuel ist, so das Schreiben des heiligen Mannes ihn aneckeln. Sendete dagegen einmal der König, oder ein Feldherr oder irgend ein anderer Richter ein Schreiben an ihn, so würde er sich so sehr freuen, wie die in den Sprüchen, von welchen die Schrift nicht ohne Unwillen sagt:11 „Wehe denen, welche die geraden Wege verlassen, welche sich freuen über das Böse, und frohlocken über den Umgang mit den Bösen.“ Gewiß würde er diejenigen, welche ihm ein solches Schreiben brächten, mit Geld beschenken; als ihm aber Antonius einmal schrieb, vermochte er den Dux Balacius dazu, daß er auf den Brief spuckte, und ihn wegwarf. Aber die göttliche Gerechtigkeit ließ dieses nicht unbestraft; denn als nicht lange darauf der sogenannte Dux sich zu Pferde setzte, und zur nächsten Station reiten wollte, wandte sich das Pferd und biß ihn so sehr in den Ober - Schenkel, daß er herabfiel und nach drei Tagen starb.
15.
Auf diese Weise nun verfuhren jene gegen Alle. Die zu Rom versammelten Bischöfe aber, gegen fünfzig an der Zahl, nahmen den Eusebius und seine Anhänger, weil sie verdächtig waren und zu kommen sich scheuten, nicht auf, sondern erklärten auch die Schreiben derselben für kraftlos; uns aber nahmen sie auf, und traten freudig in Kirchengemeinschaft mit uns. Während aber dieses geschah, wurde der König Constans sowohl von der zu Rom gehaltenen Synode, als auch von den Dingen, welche zu Alexandrien und im ganzen Morgenlande gegen die Kirchen verübt wurden, in Kenntniß gesetzt; hierauf schrieb er seinem Bruder Constantius, und beide beschlossen, daß eine Synode gehalten, und die Sache untersucht werden sollte, damit diejenigen, welche Unrecht erlitten, nicht ferner dulden, und die, welche Unrecht zufügten, etwas solches nicht mehr wagen möchten. Es versammelten sich nun aus dem Morgenlande und dem Abendlande in der Stadt Sardika ungefähr hundert und siebenzig Bischöfe; die abendländischen Bischöfe waren allein, und hatten den Vater Hosius bei sich; die morgenländischen aber führten Jugendlehrer und Wortführer, den Comes Musonianus und den Hesychius von dem kaiserlichen Hoftager mit sich; und im Vertrauen auf diese erschienen sie wohlgemuth, in der Meinung, daß sie durch die Macht derselben wieder Alles durchsetzen würden. Denn so und mittelst dieser haben sie allzeit, welchen sie wollten, sich furchtbar gezeigt, und denen nachgestellt, welchen nachzustellen ihnen beliebte. Da sie aber bei ihrem Eintritte sahen, daß nur ein kirchliches Gericht, ohne Comes und Soldaten, gehalten werde; da sie die Ankläger aus jeder Gemeinde und Stadt erblickten, und die Beweise gegen sie; da sie die ehrwürdigen Bischöfe Arius12 und Asterius sahen, welche zwar mit ihnen gekommen, aber von ihnen abgefallen und zu uns übergetreten waren, und welche ihre Verschlagenheit schilderten und sagten, wie argwöhnisch sie bei ihren Handlungen wären, wie sehr sie sich vor der Untersuchung fürchteten und besorgten, sie möchten von uns als Verleumder überwiesen, und es möchte von den Anklägern, welche sie bestellt hatten, verrathen werden, daß sie selbst ihnen Alles, was sie sagen sollten, vorgesagt und diese Ränke ersonnen hätten; da sie dieses sahen, verschlossen sie, obgleich sie voll Eifer gekommen waren, in der Meinung, wir würden aus Furcht vor ihnen nicht einmal erscheinen, sobald sie unsere Zuversicht bemerkten, sich in den Pallast, denn dort wohnten sie. Und dann sprachen sie so mit einander: Wir sind unter andern Voraussetzungen gekommen, Anderes sehen wir; wir sind mit einem Comes erschienen, und ohne Comes wird das Gericht gehalten; wir werden gewiß verurtheilt. Ihr alle kennet die Befehle; Athanasius hat die Akten über die Vorfälle in Mareotis, durch welche er gerechtfertiget, wir aber beschämt werden. Warum zögern wir also? Warum verschieben wir die Sache? Lasset uns Vorwände ersinnen und hinweggehen, damit wir nicht, wenn wir hier bleiben, verurtheilt werden. Es ist besser zu fliehen und zu erröthen, als der Verleumdung überführt und so beschämt zu werden. Fliehen wir, so können wir doch wenigstens auf irgend eine Weise die Ketzerei begünstigen; und wenn sie auch, da wir fliehen, uns verurtheilen, so haben wir doch den Kaiser zu unserm Beschirmer, welcher nicht gestattet, daß wir von den Völkern aus den Kirchen verstossen werden.
16.
So nun sprachen sie zu einander. Hosius aber und alle andere Bischöfe meldeten ihnen öfter die Zuversicht des Athanasius und seiner Gefährten, und wie bereit sie seyen zur Vertheidigung und zur Widerlegung ihrer Verleumdungen; sie sagten auch: Wenn ihr das Gericht fürchtet, warum seyd ihr erschienen? Denn ihr hättet entweder nicht kommen sollen, oder ihr solltet, nachdem ihr gekommen seyd, nicht fliehen. Als jene dieses hörten, wurden sie noch mehr bestürzt, bedienten sich einer noch ungereimtern Entschuldigung, als früher zu Antiochien, nämlich daß ihnen der König seinen Sieg über die Perser schriftlich gemeldet hätte, und suchten zu fliehen. Diese Entschuldigung überschickten sie, ohne sich zu schämen, durch Eustathius, einen Priester der Kirche zu Sardika. Allein nicht einmal so ging ihnen die Flucht nach Wunsch von Statten; denn sogleich machte ihnen die heilige Synode, in welcher der große Hosius den Vorsitz führte, öffentlich durch ein Schreiben kund: Entweder erscheinet und rechtfertiget euch wegen der gegen euch vorgebrachten Beschuldigungen, und wegen der Verleumdungen, die ihr ausgesonnen habet, oder wisset, daß die Synode euch als Schuldige verurtheilt, den Athanasius und seine Gefährten aber für frei und von aller Schuld rein erklärt. Allein jene ließen sich durch ihre Gewissensangst mehr zur Flucht antreiben, als durch das Schreiben bewegen, demselben Folge zu leisten. Denn da sie die von ihnen Mißhandelten erblickten, achteten sie nicht einmal auf die Abgeordneten, sondern beschleunigten ihre Flucht nur desto mehr.
17.
Auf eine so schimpfliche und schändliche Weise also ging ihre Flucht vor sich. Die heilige Synode aber, aus mehr als fünf und dreißig Provinzen versammelt, ließ, nachdem sie die Bosheit der Arianer erkannt hatte, den Athanasius und seine Genossen zur Rechtfertigung gegen die Anklagen jener Menschen, wegen deren Verleumdungen sie so viel erduldet hatten, zu; nahm sie, nachdem sie sich so, wie wir in dem Vorhergehenden sagten, gerechtfertiget hatten, auf, und fühlten eine solche Hochachtung gegen sie, daß sie dieselben und ihre Kirchengemeinschaft mit Vergnügen sah, und es nicht nur sonst allenthalben schriftlich kund that, sondern auch in die Diöcese eines Jeden schrieb, und vorzüglich nach Alexandrien, nach Aegypten, und nach Libyen, daß nämlich Athanasius und seine Begleiter rein und von allem Vorwurfe frei, ihre Widersacher aber Verleumder, Bösewichte und Alles mehr, als Christen, seyen. Jene entließen sie nun im Frieden; den Stephanus, Menophantus, Acacius, Georgius von Laodicea, Ursacius, Valens, Theodorus und Narcissus aber setzten sie ab. Denn hinsichtlich des Gregorius, welcher von dem Könige nach Alexandrien geschickt worden war, erklärten sie, daß er weder jemals Bischof gewesen sey, noch auch nur Christ genannt werden solle. Auch die Ordinationen, welche er vorgenommen zu haben schien, erklärten sie für ungültig, indem sie befahlen, daß sie in den Kirchen nicht einmal genannt werden sollen, wegen der unerhörten Uebertretung des Gesetzes. So nun wurden Athanasius und seine Gefährten im Frieden entlassen. Ihre Schreiben aber werden wegen der Länge des Briefes am Ende beigefügt13; und die Synode wurde geschlossen.
18.
Die Abgesetzten aber, welche schon damals sich ruhig hätten verhalten sollen, und welche nach dieser so schändlichen Flucht nach Hause gegangen waren, verübten solche Dinge, daß ihre frühern Gräuelthaten im Vergleiche mit diesen gering zu seyn schienen. Da nämlich die Bürger von Adrianopel mit ihnen als solchen, welche von der Synode geflohen und mit Verbrechen belastet waren, nicht in Kirchengemeinschaft treten wollten, berichteten sie hierüber an den König Constantius und bewirkten, daß aus der dortigen sogenannten Waffenschmiede zehn Laien enthauptet wurden, wobei ihnen Philagrius, damals Comes daselbst, behülflich war. Die Grabmäler derselben sind ausserhalb der Stadt, und wir sahen sie im Vorbeireisen. Dann befahl der König, als wenn sie recht gethan hätten, daß sie deßwegen entflohen waren, damit sie nicht als Verleumder überwiesen würden, alles, was sie wollten. Sie bewirkten daher, daß von Alexandria zwei Priester und drei Diakonen nach Armenien verwiesen wurden; den Arius und Asterius aber, von welchen der Erstere Bischof zu Petra in Palästina, der Letztere Bischof in Arabien war, verbannten sie, weil sie von ihnen abgefallen waren, nicht nur nach Oberlibyen, sondern sie bewirkten auch, daß sie mißhandelt wurden.
19.
Den Lucius aber, Bischof von Adrianopel, ließen sie, da sie ihn mit vieler Freimüthigkeit gegen sie sprechen und ihre Gottlosigkeit widerlegen sahen, abermals, wie schon früher, an dem Halse und den Händen mit eisernen Banden fesseln, und verbannten ihn so, worauf er auch starb, wie sie wohl wissen. Auch den Bischof Diodorus vertreiben sie von seinem Sitze. Den Olympius von Aenos aber und den Theodulus von Trajanopolis, beide Bischöfe aus Thrazien, rechtschaffene und rechtgläubige Männer, verleumdeten sie, weil sie sahen, daß dieselben ihre Ketzerei haßten; dieses hatten zwar zuerst die Eusebianer gethan, und der König Constantius hatte ein Schreiben erlassen, jene aber erneuerten die Verleumdungen. Das Schreiben aber verordnete, sie sollten nicht nur aus ihren Städten und Kirchen vertrieben, sondern, wenn man sie irgendwo antreffen würde, mit dem Tode bestraft werden. Obschon aber dieses auffallend ist, so liegt es doch nicht ausser ihrem Plane; denn da sie dieses von den Eusebianern gelernt haben, und gleichsam Erben der Gottlosigkeit und der Absichten derselben sind; wollten, wie ihre Väter in Thrazien, so auch sie zu Alexandria sich furchtbar zeigen; und sie wirkten ein Schreiben aus, welchem zu Folge die Häfen und Eingänge der Städte bewacht wurden, damit nicht diejenigen, welche die Erlaubniß dazu von der Synode erhalten hatten, in ihre Kirchengemeinden zurückkehrten. Auch bewirkten sie, daß den Richtern zu Alexandrien durch ein Schreiben, welches sich auf den Athanasius und einige namentlich aufgeführte Priester bezog, angedeutet wurde, daß es, wenn entweder der Bischof oder Einer von jenen, nachdem er die Stadt oder die Gränzen derselben betreten hätte, angetroffen würde, dem Richter erlaubt sey, die Angetroffenen zu enthaupten. So läugnet diese neue jüdische Sekte nicht nur den Herrn, sondern sie hat auch morden gelernt.
20.
Allein nicht einmal so begaben sie sich zur Ruhe; sondern wie der Vater ihrer Sekte, wie ein Löwe, umhergeht, suchend, wen er verschlinge; so gingen auch sie, nachdem sie die Erlaubniß öffentlich umherzugehen erhalten hatten, umher, und wenn sie irgend einen fanden, der ihre Flucht tadelte, und die arianische Ketzerei verabscheute, so geißelten, fesselten und zwangen sie ihn, aus seinem Vaterlande sich zu verbannen; und sie machten sich so furchtbar, daß sie Viele zu Heuchlern bildeten, Viele aber lieber in die Wüsten fliehen, als mit ihnen auch nur überhaupt zusammentreffen wollten. Dieses waren die Gräuelthaten dieser wüthenden Menschen nach der Flucht. Ja sie verübten noch ein neues Verbrechen, welches ihrer Ketzerei ganz entspricht, früher aber noch nie gehört worden ist, ja vielleicht nie mehr geschehen wird, nicht einmal bei den ausgelassensten Heiden, geschweige denn bei Christen. Denn da die heilige Synode Bischöfe als Abgeordnete geschickt hatte, nämlich den Vincentius, Bischof von Capua, welches die Hauptstadt von Campanien ist, und den Euphrates, Bischof von Köln, der Hauptstadt von Ober-Gallien, damit, wie die Synode beschlossen hatte, der König die Bischöfe in ihre Kirchengemeinden zurückkehren lassen möchte, da er dieselben auch vertrieben hatte; und da der sehr gottesfürchtige Constans zu Gunsten der Bischöfe an seinen Bruder ein Empfehlungsschreiben geschickt hatte; ersannen die sonderbaren und zu Allem tollkühnen Menschen, sobald sie dieselben zu Antiochia erblickt hatten, gemeinschaftlich einen Plan, und Stephanus übernahm, als der hiezu Tauglichste, allein die Rolle. Sie mietheten also eine öffentliche feile Dirne, selbst in den Tagen des hochheiligen Osterfestes, entblößten sie, und schickten sie Nachts zum Bischofe Euphrates hinein. Die Hure nun, welche glaubte, ein junger Mann habe sie gerufen, folgte Anfangs mit größter Bereitwilligkeit; als sie aber, von jenen hineingedrängt, sah, daß der Mann schlafe und von dem, was geschehe, nichts wisse; als sie dann das Angesicht eines Greises und die Gestalt des Bischofes erblickte und betrachtete, schrie sie sogleich laut auf und beklagte sich über Gewalt. Jene aber baten sie zu schweigen, und die Sache fälschlich dem Bischofe aufzubürden. Als es nun Tag geworden war, wurde der Vorfall durch die Sage bekannt, und die ganze Stadt lief zusammen. Auch die aus dem Palaste geriethen in Bewegung, indem sie über das Gerücht staunten, und verlangten, es sollte dieses nicht mit Stillschweigen übergangen werden. Die Sache kam also vor Gericht, und der Hurenwirth verrieth die, welche zur Buhlerin gekommen waren, diese aber gaben den Stephanus an; denn sie waren Kleriker von ihm. Stephanus wurde daher abgesetzt, und der Verschnittene Leontius ward an seiner Statt Bischof, damit ja der arianischen Ketzerei kein Beschützer fehlen möchte
21.
Der König Constantius wurde ein wenig betroffen, und ging in sich; indem er aus dem, was sie dem Euphrates gethan hatten, schloß, daß auch ihre Unternehmungen gegen die übrigen Bischöfe so beschaffen seyen, befahl er, die von Alexandria nach Armenien verbannten Priester und Diakone sogleich in Freiheit zu setzen. Er schickte auch den schriftlichen Befehl nach Alexandrien, daß die Kleriker und das Volk des Arhanasius nicht mehr verfolgt werden sollten. Dann ließ er beiläufig zehn Monate nach dem Tode des Gregorius, den Athanasius selbst mit vieler Ehre zu sich kommen, und schrieb ihm nicht ein oder zwei, sondern drei Male sehr freundliche Briefe, in welchen er ihn ermahnte, mit Zuversicht zu erscheinen. Er schickte auch einen Priester und einen Diakon ab, auf daß er mit noch größerem Vertrauen kommen möchte; denn er meinte, ich würde aus Furcht wegen der frühern Ereignisse auf die Rückkehr keinen Werth legen. Er schrieb auch an seinen Bruder Constans, damit auch dieser mich zur Rückkehr ermuthigen sollte. Denn er behauptete, er habe schon ein ganzes Jahr den Athanasius erwartet, und nie zugegeben, daß irgend eine Neuerung oder Ordination vorgenommen werde, weil er dem Bischofe Athanasius seine Kirchengemeinden aufbehalten wolle.
22.
Da er also auf diese Weise geschrieben und ihn durch viele Worte aufgefordert hatte, (denn auch seine Comes ließ er an ihn schreiben, den Polemius, Datianus, Bardion, Thalassus, Taurus und Florentius, welchen man auch mehr glauben konnte,) stellte Athanasius die ganze Sache Gott anheim, welcher das Herz des Constantius hiezu gelenkt hatte, und ging mit den Seinen zu demselben, der ihm einen freundlichen Blick gewährte, und ihn entließ, damit er heimkehrte in sein Vaterland, und zu seinen Kirchen; auch schrieb er an die dortigen Richter, denen er zuvor die Eingänge zu bewachen befohlen hatte, daß sie ihn ungehindert dahin gelangen lassen sollten. Als sich hierauf der Bischof über die erlittenen Unbilden beklagte, so wie über das von dem Könige gegen ihn erlassene Schreiben, und beisetzte, er möchte nach seiner Abreise den Verleumdungen seiner Feinde kein Gehör schenken, und sagte: Laß sie kommen, wenn du willst; denn von uns aus dürfen sie zugegen seyn, und wir überführen sie; that er dieses zwar nicht, befahl aber Alles, was zuvor aus Verleumdung gegen denselben geschrieben worden war, zu vertilgen und auszulöschen, mit der Versicherung, er wolle in Zukunft die Verleumdungen nicht mehr anhören, sondern dieser sein Vorsatz sey fest und unerschütterlich. Und dieses sagte er nicht so geradeweg, sondern er versiegelte seine Worte durch Eide, indem er Gott dabei zum Zeugen anrief. Ueberdieß ermunterte er denselben auch durch viele andere Worte, hieß ihn Vertrauen hegen, und schrieb an die Bischöfe und Richter Folgendes.
23.
Der siegreiche Constantius Maximus Augustus an die Bischöfe und Kleriker der katholischen Kirche.
Nicht verlassen von Gottes Gnade ist der höchst ehrwürdige u. s. w.14
Zweiter Brief des Constantius an das Volk zu Alexandria.
Da wir uns euere Ruhe in Allem zum Ziele machen u. s. w.15
Dritter Brief.
Der siegreiche Constantius Augustus an den Nestorius, den Präfekten Aegyptens.
Es ist bekannt, daß wir früher einen Befehl erlassen haben, so daß Schreiben gegen die Ehre des wohlehrwürdigen Bischofes Athanasius sich vorfinden; diese aber befinden sich, wie bekannt, in dem Verzeichnisse deiner Heiligkeit. Wir wollen nun, daß deine von uns erprobte Vorsicht alle Schreiben, welche sich in Bezug auf den Namen des Obengenannten in dem dir anvertrauten Commentare vorfinden, diesem unserm Befehle zufolge an unser Hoflager übersende.
24.
Das Schreiben aber, welches er nach dem Tode des seligen Constans ergehen ließ, lautet, wie folgt, und wurde zuerst in lateinischer Sprache verfaßt, dann aber in das Griechische übertragen.
Der siegreiche Constantius Augustus an den Athanasius.
Daß es immer mein Wunsch war, es möchte meinem verstorbenen Bruder Constans Alles nach seinem Sinne gehen, war deiner Einsicht nicht verborgen. In welche Trauer ich aber versetzt wurde, als ich erfuhr, daß er von einigen höchst ruchlosen Menschen ermordet worden sey, vermag deine Klugheit ebenfalls zu beurtheilen. Weil es nun Einige gibt, welche dich in der gegenwärtigen so traurigen Zeit zu schrecken versuchen; deßwegen hielt ich es für billig, dieses Schreiben an deine Standhaftigkeit ergehen zu lassen, und ich ermahne dich, daß du, wie es einem Bischöfe geziemt, das Volk in dem zur Gottesverehrung Nöthigen unterrichtest, mit ihm, wie gewöhnlich, den Gebeten obliegest, und nicht leeren Gerüchten, welche sie immer seyn mögen, Glauben schenkest. Denn wir haben den festen Beschluß in der Seele gefaßt, daß du unserm Willen zufolge immer Bischof in deinem Sitze seyn solltest.
Die göttliche Vorsehung beschirme dich viele Jahre, liebster Vater!
25.
Nachdem dieses so geschehen war, und nachdem Athanasius Abschied genommen, und sich auf den Weg gemacht hatte, freuten sich die Freunde, als sie den Freund sahen; von den Andern aber schämten sich Einige bei seinem Anblicke, Andere hatten den Muth nicht vor ihm zu erscheinen und verbargen sich, wieder Andere aber bereuten das, was sie gegen den Bischof geschrieben hatten. Alle Bischöfe von Palästina also, zwei oder drei16 und zwar verdächtige Männer ausgenommen, nahmen den Athanasius so auf, und freuten sich so sehr über die Kirchengemeinschaft mit ihm, daß sie sich schriftlich damit entschuldigten, sie hätten das, was sie vormals geschrieben hatten, nicht aus eigenem Antriebe, sondern durch Gewalt gezwungen geschrieben. Denn von den Bischöfen in Aegypten und Libyen, und von den Völkern in jenen Ländern und zu Alerandria zu sprechen ist überflüssig; Alle liefen nämlich zusammen und hatten eine unaussprechliche Freude, nicht allein weil sie die Ihrigen unverhofft lebendig wieder erhielten, sondern auch weil sie von den Ketzern als Wütherichen und wüthenden Hunden befreit wurden. Ungemein groß also war die Freude der Völker, welche in den Versammlungen sich gegenseitig zur Tugend ermunterten. Wie viele unverheurathete vorher zur Heurath bereitwillige Mädchen blieben Jungfrauen, indem sie Christo sich weihten? Wie viele Jünglinge widmeten sich nach dem Beispiele Anderer dem einsamen Leben? Wie viele Väter ermunterten ihre Kinder? Wie viele Väter wurden von den Kindern gebeten, sie möchten ihre Uebung in Christo nicht hindern? Wie viele Gattinen beredeten ihre Männer, wie viele Ehefrauen wurden von ihren Männern beredet, dem Gebete obzuliegen, wie der Apostel sagt17? Wie viele Wittwen und wie viele Waisen, welche zuvor Hunger litten und keine Kleider hatten, litten in Folge des großen Tugendeifers der Völker nachher nicht nur keinen Hunger mehr, sondern traten auch gekleidet hervor? So groß war überhaupt der Wetteifer in der Tugend, daß man eine jede Wohnung und ein jedes Haus wegen der Liebe zum Guten, welche die Bewohner erfüllte, und wegen des Gebetes zu Gott für eine Kirche halten konnte. Tiefer und bewunderungswürdiger Friede herrschte in den Kirchengemeinden, indem die Bischöfe von allen Seiten her dem Athanasius schrieben, und von ihm die gewöhnlichen Friedensschreiben erhielten.
26.
Denn sogar Ursacius und Valens änderten, wie von Gewissensbissen gefoltert, ihre Gesinnung18, und schrieben dem Bischofe selbst einen freundschaftlichen und friedfertigen Brief, obschon sie von ihm kein Schreiben erhalten hatten. Auch reisten sie nach Rom, thaten Buße, und bekannten, daß Alles, was sie wider denselben verübt und gesagt hätten, falsch und bloße Verleumdung sey. Und sie begnügten sich noch nicht mit diesem; sondern sie verfluchten auch die arianische Ketzerei, und übergaben ihre Reue schriftlich, indem sie dem Bischofe Julius lateinisch schrieben, welches Schreiben aber in das Griechische übertragen wurde, und auf folgende Weise lautet. Eine Abschrift davon in lateinischer Sprache wurde uns von Paulus, dem Bischofe von Trier, überschickt.
Uebersetzung aus dem Lateinischen.
An meinen seligsten Herrn, den Pabst Julius, Ursacius und Valens.
Weil wir, wie bekannt, früher Vieles und Arges u. s. w.19
Meinem Herrn Bruder, dem Bischofe Athanasius, die Bischöfe Ursacius und Valens.
Es bot sich uns eine Gelegenheit dar durch den Bruder und Mitpriester u. s. w.20
Dieses schrieben sie, und unterzeichneten auch das friedfertige Schreiben, als des Athanasius Priester Petrus und Irenäus, und der Laie Ammonius zu ihnen kamen, obgleich er ihnen auch durch diese nicht geschrieben hatte.
27.
Wer verwunderte sich nun nicht, da er dieses und einen solchen Frieden der Kirchengemeinden sah? Wer freute sich nicht, da er die Eintracht so vieler Bischöfe schaute? Wer pries den Herrn nicht, da er in den Versammlungen die Freude der Völker erblickte? Wie viele von den Feinden thaten Buße? Wie viele aus den frühern Verleumdern rechtfertigten sich? Wie viele von denen, welche ihn frühe haßten, gewannen ihn nachher lieb? Wie viele von denen, welche gegen ihn geschrieben hatten, widerriefen? Wieviele aus denjenigen, welche nicht aus eigenem Antriebe, sondern dem Zwange zu Folge es mit den Arianern hielten, kamen bei Nacht, entschuldigten sich, verfluchten die Ketzerei, und baten um Verzeihung, weil sie wegen der Ränke und Verleumdungen, welche sich jene erlaubten, nur dem Körper nach ihren Versammlungen beigewohnt hätten, im Herzen aber mit Athanasius in Kirchengemeinschaft gestanden wären, und es immer mit ihm gehalten hatten? Ja, so ist es, glaubet mir!
28.
Als nun die Erben der Meinung und der Gottlosigkeit des Eusebius, nämlich Leontius der Verschnittene, welcher nicht einmal als Laie zur Kirchengemeinschaft hätte gelassen werden sollen, weil er sich selbst entmannt hatte, um nachher ungehindert bei einer gewissen Eustolium schlafen zu dürfen, welche durch ihn ein Weib war, aber doch Jungfrau genannt wurde, ferner Georgius, Acacius, Theodorus und Narcissus, welche in.der Synode abgesetzt wurden, dieses hörten und sahen, schämten sie sich sehr. Da sie dann sahen, daß mit Athanasius mehr als vierhundert Bischöfe in einträchtiger und friedlicher Verbindung standen, aus dem großen Rom nämlich, aus dem ganzen Italien, aus Calabrien, Campanien, Bruttien, Sicilien, Sardinien, Korsika, aus ganz Afrika, aus Gallien, Britannien und Spanien, mit Einschluß des großen Bekenners Hosius; ferner die Bischöfe aus Pannonien, Noricum, Siscia, Dalmatien, Dardanien, Dacien, Mysien, Macedonien, Thessalien, und ganz Achaia, aus Creta, Cypern und Lycien, auch sehr viele aus Palästina, Isaurien, Aegypten, Thebais, ganz Libyen und Pentapolis; da jene dieses sahen, sage ich, wurden sie von Neid und Furcht ergriffen, von Neid nämlich wegen der kirchlichen Verbindung mit so vielen Bischöfen, von Furcht aber, weil sie besorgten, es möchten die von ihnen Betrogenen der Eintracht so Vieler sich anschließen, und es möchte dann ihre Ketzerei lächerlich gemacht, als besiegt zur Schau ausgestellt und überall gebrandmarkt werden.
29.
Zuerst suchten sie nun den Ursacius und Valens zu überreden, ihre Gesinnung zu ändern, und wie die Hunde zu ihrem eigenen Auswurfe zurückzukehren, wie die Schweine in dem frühern Unflathe der Gottlosigkeit sich wieder zu wälzen, und zum Vorwande ihrer Reue zu erdichten, sie hätten dieses aus Furcht vor dem höchst gottesfürchtigen Constans gethan. Wenn sie aber auch sich gefürchtet hätten, so hätten sie doch, wenn sie ihre Handlungen für gut gehalten hätten, an denselben nicht zu Verräthern werden sollen. Hegten sie aber keine Furcht, sondern sagten sie die Unwahrheit, wie sind sie dann nicht aller Verdammung würdig? Denn es war kein Soldat zugegen, es waren keine Hofbeamten oder Notare geschickt, es geschah nichts von dem, was sie jetzt thun, es war auch der König nicht gegenwärtig, und sie waren von Niemanden aufgefordert worden, als sie dieses schrieben; sondern sie reisten selbst freiwillig nach Rom, thaten in der Kirche, wo kein äusserlicher Zwang Statt fand, wo nur die Furcht vor Gott herrscht, und wo ein Jeder seinen freien Willen hat, aus eigenem Antriebe Buße und legten den Ausdruck ihrer Sinnesänderung schriftlich nieder. Dessen ungeachtet schämen sie sich, da sie nun zum zweiten Male Arianer geworden sind, keineswegs, abermals einen so unpassenden Vorwand zu erdichten.
30.
Hierauf gingen sie gemeinschaftlich zum Könige Constantius, und baten ihn mit folgenden Worten: Da wir zum ersten Male an dich unsere Bitte stellten, wurde uns nicht geglaubt; wir sagten nämlich, als du den Athanasius zu dir beschiedest, du werdest dadurch, daß du diesen herbeiriefst, unsere Sekte verdrängen. Denn dieser war vom Anbeginn ihr Gegner, und hört nicht auf, dieselbe mit dem Fluche zu belegen. Er hat nun schon alle Gegenden mit seinen Schreiben gegen uns angefüllt, und die Meisten stehen mit ihm in Kirchengemeinschaft; von denjenigen aber, welche es mit uns zu halten schienen, haben sich die Einen schon an ihn angeschlossen, die Andern aber sind im Begriffe, es zu thun; wir sind allein übrig. Und es ist zu befürchten, daß die Ketzerei erkannt werde, und daß dann sowohl wir, als auch du mit dem Namen Ketzer belegt werden; und würde dieses geschehen, so siehe zu, daß wir nicht zu den Manichäern gerechnet werden. Beginne also die Verfolgung wieder, und beschirme die Sekte! denn auch diese hat dich zum Könige. Dieses nun waren ihre arglistigen Worte. Er aber änderte, da er bei seinem Eilmarsche gegen den Magnentius durchzog, und die Kirchengemeinschaft der Bischöfe mit Athanasius sah, wie vom Feuer entflammt, seine Gesinnung, dachte nicht mehr an seine Schwüre, vergaß sogar dasjenige, was er geschrieben hatte, und erinnerte sich nicht mehr seiner Verpflichtungen gegen seinen Bruder. Denn sowohl in seinem Schreiben an denselben, als auch bei dem Anblicke des Athanasius gab er die eidliche Versicherung, er wolle nicht anders handeln, als wie das Volk wünsche, und wie es dem Bischofe genehm sey. Allein der Eifer für die Gottlosigkeit bewirkte, daß er Alles zugleich vergaß. Und man darf sich nicht wundern, daß Constantius nach so vielen Schreiben und nach so vielen Schwüren sich umänderte, da ja auch Pharao, weiland Beherrscher von Aegypten, obwohl er oft Versprechungen machte und deßwegen Befreiung von den Strafen erlangte, seine Gesinnung änderte, bis er am Ende mit denjenigen, welche dieselben Gesinnungen, wie er hatte, zu Grunde ging.